Sein Wille geschehe (German Edition)
sie sich ausnahmslos und zu jeder Zeit des Tages zu halten hatte. Sie nahm sich vor, die heutige Auszeit weidlich auszunutzen.
Als ihr e Haut runzlig aufquoll, hatte sie s chließlich genug und stieg erhitzt aus der Wanne . Sie hüllte sie sich in eines der flauschigen Handtücher, die Henry jeden Tag dienstbeflissen auffüllte. Der Reif um ihren Hals, den sie selbst beim Duschen oder Baden nicht abzunehmen wagte, drückte immer noch ungewohnt schwer auf die zarte Haut, die sich über die Knochen ihres Schlüsselbeins spannte. Dessen ungeachtet trug sie Jamies Zeichen mit großem Stolz .
Angenehm schläfrig schlenderte sie hinüber zu ihrem Schrank und öffnete die Türen. Henry war vor einer Weile zum Einkauf aufgebrochen . Also würde sie in den nächsten zwei Stunden unbeobachtet sein . So ließ sie die frisch gewaschene, von Jamie befohlene Kleidung sauber ge faltet im Schrank liegen und schlüpfte in eine der verbotenen Jean s. Auf dicken Wolls ocken schlich sie hinunter in die moderne Küche mit der dunklen Holzfront und öffnete den gigantischen Kühl schrank.
» Herrje, das wird aber auch Zeit, dass du den wieder auf füllst« , maulte sie Henry überflüssigerweise hinterher und fischte sich einen der verbliebenen Fruchtjoghurts aus dem unter st en F ach . Bewaffnet mit Becher und Löffel wanderte sie in gemächlichem Tempo zurück in den Korridor, dessen Schiffsdielen lautst ark unter ihren Füßen knarrte n . Noch unschlüssig darüber, wo sie sich niederlassen sollte, steuerte sie schließlich Jamies Arbeitszimmer an. Es war zwar nicht der gemütlichste Raum in diesem Haus, aber der mit den größten Fenstern. Verstohlen öffnete sie die Tür und huschte auf Zehenspitzen hinüber zu den Sesseln aus schwarzem Leder. Einen von ihnen drehte sie so weit herum, dass sie, als sie Platz darin nahm, bequem durch die raumhohe Fensterfront in den riesigen Garten blicken konnte. Sie lehnte sich zurück und legte die bestrumpften Füße auf den gegenüberstehenden Sessel.
Seit langem war es einer der ersten Tage, an dem es nicht pausenlos regnete . Die Sonne schien warm auf die sauber angelegten Beete herab, in denen sich ein wahrer Teppich aus zarten Krokussen in verschiedensten Farben erfolgreich zwischen Rabatten aus Narzissen und ersten Tulpen behauptete. Die sattgrüne Rasenfläche, die sich rundherum erstreckte, hob die farbenfrohen Beete wie Sahnetupfen auf einer Torte hervor. Schwelgerisch blickte Lena hinaus in die sonnenbeschienene Parkanlage und fühlte sich rundum wohl. Ein unmerkliche r Hauch von Jamies Eau de Toilet te hing in der Luft. Sie schloss die Augen und atmete ihn tief ein. In der kurzen Zeit, die sie nun unter seinem Dach lebte, hatte sich derartig viel geändert , dass sie es kaum fassen konnte. Verschwunden war die kleine Sekretärin, die brav die lästige Arbeit ihrer Vorgesetzten erledigte, die biedere, graue Maus neben einem noch langweiligeren Aktenwälzer, Kissen mit einem sauberen Knick in der Mitte, Schuhe, die sauber auf einem Ikea-Schuhregal standen – all das gab es seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr. Stattdessen drehte ihr Leben sich einzig und allein nur noch um Jamie und das, was er ihr befahl. Er hatte die komplette Kontrolle übernommen, während sie sich zurücklehnen und lediglich gehorchen musste. Trotz ihrer Unterwürfigkeit erfüllte das Leben an seiner Seite sie mit Stolz und Selbstbewusstsein. Sie fühlte sich unendlich glücklich und betete darum , dass es niemals wieder endete.
Der lautstarke Klingelton eines Handys riss sie unvermittelt aus ihren Gedanken. Verwundert realisierte sie , warum er ihr derart bekannt vor kam. Es war die gleiche Melodie, die auch sie benutzte. Sie stand auf und sah sich suchend um. Wie auch bei ihrem Telefon schaltete sich keine Mailbox ein, so dass sie dem Ton eine Weile folgen konnte und schließlich vor Jamies Schreibtisch verharrte. D as Klingeln kam zweifelsfrei aus der flachen Schublade. Dort war das Glas nicht klar wie der Rest der Platte sondern milchig und somit nicht einsehbar. Lenas Hand schloss sich um den gebürsteten Metallknauf. Sie wusste, dass das, was sie vorhatte zu tun, ein herber Eingriff in Jamies Privatsphäre war. Dessen ungeachtet konnte sie sich dem unwiderstehlichen Drang, wenigstens einen kurzen Blick hineinzuwerfen, nicht entziehen. Zögernd öffnete sie die unverschlossene Schub lade und starrte ungläubig auf ihr Handy.
» Was, zum Teufel -« Mit zitternder Hand nahm sie es hoch und drück te
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