Seine einzige Versuchung
könne die Notbremse ziehen, falls die Sache aus dem Ruder liefe? Sie konnte nicht. Seine sinnlichen Berührungen ließen sie alle guten Vorsätze vergessen. Er wollte sie mit dem Stuhl herumdrehen. Ein gefährlich knarzendes Geräusch des Möbelstückes veranlasste ihn, Elli aus dem Stuhl zu ziehen. Ihre beiden Handinnenflächen immer wieder küssend schob er sie zum Tisch, wo er sie anhob und auf die Kante setzte. Er nahm ihren Kopf vorsichtig in seine Hände und begann, ihre Lippen mit seinen zu berühren. Gleichzeitig gelang es ihm, ihre Haare nach und nach zu lösen. Endlich hatte er sie so weit. Ihre sehnsüchtigen Reaktionen erregten und bestätigten ihn - ihre Weiblichkeit war eindeutig schon länger vernachlässigt worden. Er umspielte ihre Lippen immer wieder kurz und sehr sanft mit seiner Zunge. Sie verkrampfte sich, als ahnte sie nicht längst, was er tun wollte. Oder wusste sie es wirklich nicht? Es war doch nicht möglich, dass Benthin sie nicht auf diese Art geküsst hatte, oder etwa doch? Womöglich arbeitete er nur bei Bedarf seine eheliche Pflicht an ihr ab und kam dabei ohne Umschweife auf seine Kosten, so wie es bei den meisten Ehemännern üblich war - und alles immer schön im Dunkeln. Kein Wunder, dass es so viele frustrierte Ehefrauen gab. Nein, wenn ein Richard Kabus einem Rivalen schon Hörner aufsetzte, dann richtig! Eine Frau, die er verführte, sollte sich vor Lust unter ihm - oder gerne auch auf ihm - winden und ihren Mann nach diesem Erlebnis nur noch für dessen Ignoranz verachten.
„Öffne Deine Lippen, Elli.“ Er berührte ihre Unterlippe mit seinem Zeigefinger. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte in Elli die Erinnerung an ihren Fiebertraum auf, in dem Benthin ihren Mund mit seinem Finger erforscht hatte - aber eben nur im Traum. Sie konnte ein leises Aufseufzen nicht unterdrücken, als er nun ihren Mund mit dem Finger öffnete und gleichzeitig mit seiner Zunge in sie eindrang.
Das ging eindeutig zu weit! Die Sache lief komplett aus dem Ruder, stellte Elli sinnestrunken fest. Und immer noch fehlte ihr jeglicher Wille, den fahrenden Zug zu stoppen. Seine Art zu küssen war neu für sie. Benthin hatte sie zwar - vor der Hochzeit - immer wieder mit der Zunge liebkost, doch nie hatte er die Grenze ihrer Lippen überschritten. Dabei war das Gefühl herrlich. Dieser Kuss drückte sein Verlangen nach ihr so unmissverständlich aus, dass sie sich ihm immer weiter hingeben wollte. Schon zwang er mit seinen Händen sanft ihre Beine auseinander und drängte sich zwischen sie. Er schob ihren Rock bis zu den Oberschenkeln hoch. Dann nahm er ihre Hände und legte sie um seinen Nacken. Die ganze Zeit über drang er auf betörende Art und Weise mit seiner Zunge in ihren Mund. Ihr sinnlicher Rausch wurde immer heftiger. Elli registrierte, wie ihre Hände durch sein Haar fuhren. Sie spürte, wie er sich zwischen ihren Schenkeln genießerisch rieb. Wie in ihrem Fiebertraum nahm sie etwas Hartes wahr, nur diesmal nicht an ihrer Rückseite, sondern unmittelbar zwischen den Beinen, wo ihr die Reibung ein lustvolles Seufzen entlockte. Sein Verlangen löste in ihr überwältigend widersprüchliche Gefühle des Verlangens, der Scham und Angst zugleich aus - immerhin war sie unmittelbar im Begriff, ihren Ehemann zu betrügen. Sie meinte, ein Geräusch zu hören und öffnete kurz die Augen. Vom anderen Ende des Lagerraumes blickte sie ein Augenpaar an, das sie nur zu gut kannte…
Kapitel 22
„Was ist los, meine weitgereiste kleine Freundin? Wir wollten doch unser Wiedersehen gebührlich feiern - warum stößt Du mich weg?“ Elli hatte Kabus voller Kraft von sich gestoßen. Sie wachte aus einem Traum auf. Allerdings handelte es sich in diesem Fall nicht um einen furchtbaren Albtraum, der beim Aufwachen endet, sondern erst mit der Realität kommt der wahre Schrecken. Ihr war schlagartig klar, dass sie zu weit gegangen war. Hatte sie zuvor alle Bedenken immer wieder verdrängt und sich im Rausch der Gefühle geweigert, die Notbremse zu ziehen, war der Zug nun endgültig entgleist. Benthins Anblick erschütterte sie - sein Gesicht war voller Entsetzen und Schmerz. Nun richtete er seine Blicke auf seinen Nebenbuhler. Seine Miene veränderte sich plötzlich zu einem Ausdruck des Hasses. Benthins Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. Dann geschah alles im Bruchteil einer Sekunde. Elli stieß einen Schrei aus, Kabus drehte sich um und ging schon zu Boden.
„Weil sie mich gesehen hat!
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