Seine einzige Versuchung
ganz ungehalten sein…“ Sie griff in sein geöffnetes Hemd, streichelte seine Schultern und fuhr mit der Hand durch die Härchen auf seiner Brust. Dann küsste sie verführerisch seinen Hals und biss sanft hinein - ganz so, wie sie es von ihm gelernt hatte. Er gab ein leises Stöhnen von sich:
„Um Himmels willen, Elli, was machst Du da? Wie soll ich denn gehen können, wenn du das tust?“
„Das hat mir jemand beigebracht.“ Er war kaum noch in der Lage, zu sprechen:
„Wer… war… das?“
„Ich habe da so einen Lehrer, der erteilt mir Unterrichtsstunden…“
„Wenn ich den Schuft erwische…“
„Habe ich die Aufgabe bestanden?“
„Oh ja, und gleich mit Bestnote - bitte hör‘ auf, sonst geschieht ein Unglück…“
„Was? Ein Erdbeben?“
„Nein, eher ein Vulkanausbruch…“ Er nahm ihre Hände und legte sie zu ihr zurück. Noch einmal musste er sie eng an sich ziehen und fest drücken, um sich von ihr lösen zu können. „Ich bin morgen Vormittag wieder bei Dir - sagen wir um zehn Uhr?“
„Neun!“ Elli wusste, sie würde ohnehin kaum Schlaf finden in dieser Nacht. Sie vermisste ihn jetzt schon. Er war aufgestanden. Nun berührten sich nur noch ihre Hände.
„Gut, dann also um neun. Gute Nacht, meine wissensdurstigeGeliebte.“
„Gute Nacht, mein unwiderstehlicher Lehrer.“
Kapitel 29
Die gepackten Koffer standen bereit. Elli öffnete die Tür - längst waren alle notwendigen Vorbereitungen für ihren Auszug aus der Pension erledigt. Dabei war es noch lange nicht neun Uhr. Sie erschrak, als er unmittelbar vor ihr stand, die Hand zum Anklopfen erhoben - auch er hatte nicht länger warten können und war überpünktlich in der Pension eingetroffen. Er strahlte sie an und schob sie eilig in das Zimmer, wo er die gepackten Koffer sah. Mit unübersehbarer Freude hatte er sofort registriert, dass sie ihren Ehering wieder trug. Ohne Worte zog er sie hastig an sich, um sie ausgiebig zu küssen. Sie schlang ihre Hände um seinen Nacken und erwiderte seinen Kuss mit derselben Intensität. Sie war ebenso ausgehungert nach ihm wie er nach ihr, auch wenn sie sich gerade erst vor ein paar Stunden verabschiedet hatten. Ihr Nachholbedarf war einfach zu überwältigend.
„Du kratzt ja heute so - hast Du Dich nicht rasiert?“ Sein Bartschatten vom Vorabend hatte sich über Nacht zu einem umfangreichen Stoppelfeld entwickelt, über das Elli nun mit ihrer Hand fuhr.
„Bin nicht dazu gekommen - Dein Vater stand plötzlich in aller Frühe auf der Matte und hat mich zur Rede gestellt.“
„Er ist vorbeigekommen ohne Ankündigung? Dann muss er wohl ziemlich in Stimmung gewesen sein…“
„Ja, in Bombenstimmung! Er hatte mir gestern schon eine Eilnachricht zukommen lassen, die ich erst spät am Abend vorfand, als ich von hier zurückkam. Ich wollte sie heute Morgen gleich beantworten, aber dazu hat er mir keine Gelegenheit mehr gelassen. Wenn es um Dich geht, setzt sein Verstand aus - geht mir ja genauso. Ich kann es ihm kaum verübeln…“ Wieder musste er Ellis Mund mit seinen Lippen berühren, während sie fasziniert über seine stacheligen Wangen strich. Sie hatte ihn bislang immer nur rasiert gesehen und war beeindruckt, wie die Barthaare seine maskuline Ausstrahlung noch verstärkten.
„Gefällt Dir das? Ich kann mir einen Bart wachsen lassen, wenn Du möchtest.“
„Vielleicht… Es pikst ein wenig beim Küssen…“
„Das tut er nicht mehr, wenn er länger wird, aber dann sehe ich womöglich wie mein eigener Großvater aus, und das, wo ich doch ohnehin schon so schrecklich alt bin“, neckte er sie.
„Ich liebe Dich, egal ob mit oder ohne Bart…“ Ihr Geständnis machte ihn ganz benommen:
„Ich Dich auch…“
„Aber hoffentlich nur ohne Bart, sonst würde ich mir ernsthafte Sorgen um Deine Zurechnungsfähigkeit machen“, zog sie ihn glucksend auf.
„Ich nehme Dich notfalls auch mit Bart - ich bin nicht wirklich zurechnungsfähig, wenn es um Dich geht.“
„Womit wir wieder bei meinem besorgten Vater wären - was hat er zu Dir gesagt? Ist er laut geworden?“
„Nein, das nicht, aber gerade sein leiser Tonfall war fast noch bedrohlicher als wenn er mich angebrüllt hätte - so wie er es gestern getan hat.“ Elli begann allmählich das Ausmaß der Aufgeregtheit ihres Vaters zu ahnen.
„Er hat Dich gestern angebrüllt ?“
„Ja, als ich anfing, nach Dir im Haus zu suchen, obwohl er mir mehrfach zu verstehen gegeben hatte, dass Du nicht dort
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