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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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für mich, für uns, in diesen letzten Monaten getan hast. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, was für eine große Hilfe du gewesen bist.«
    »Danke, aber ich möchte nicht dein Aspirin sein. Das wollte ich nie.«
    »Aspirin?«
    »Bloß irgendein Ding, das dir hilft, dich besser zu fühlen. Was du über Mary gesagt hast, trifft auf dich genauso zu. Ich bin mehr wert als das.«
    »Natürlich bist du das! Wenn du mir doch nur ein wenig mehr Zeit geben würdest …«
    »Mehr Zeit habe ich nicht«, sage ich und berühre leicht seine Finger.
    In all den Jahren habe ich mich nach der Liebe in ihrer Perfektion gesehnt, einer Liebe, angesichts derer alle verpassten Gelegenheiten bedeutungslos werden und man sich freut, glücklich davongekommen zu sein. Erst jetzt vermag ich zu erkennen, dass diese Version der Liebe nur in schmachtenden Schundromanen existiert. Es ist an der Zeit, mit dem vergeblichen und gefahrlosen Sehnen nach Männern, die ich nicht bekommen kann, aufzuhören und mich mit einem Mann mit Ecken und Kanten abzufinden, den ich haben kann.
    »Wenn du es so empfindest, werde ich das natürlich respektieren.«
    Ich sehe in sein Gesicht mit seinen ebenmäßigen Zügen und spüre, wie die Wut wieder in mir hochkocht. Ich kann es nicht ausstehen, wenn er sich so hochtrabend ausdrückt.
    »Was du über Sally gesagt hast, dass du manchmal das Gefühl hattest, sie wollte mit dir verheiratet sein, manchmal aber auch nicht. Genauso habe ich mich bei dir gefühlt.«
    »O Livvy.« Er macht einen wirklich niedergeschmetterten Eindruck. Sein Panzer ist durchlöchert, und einen kurzen Moment lang glaube ich, zu grausam gewesen zu sein. Und doch war es richtig von mir, es ihm zu sagen, denn das Schlimmste ist, sich aus einer Beziehung zu verabschieden, ohne zu wissen, was der andere wirklich empfand. Er kommt auf mich zu und umfängt mich mit seinen Armen, was ich zulasse. Seine Worte verschwinden in meinem Haar wie an jenem Tag in Kensington, als ich zum ersten Mal dachte, dass der Abschied endgültig sei. »Ich wünsche mir von ganzem Herzen, es wäre anders gekommen. Ich kenne deinen Wert und glaubte manchmal, ihn besser zu kennen als du selbst, und wenn ich dir etwas anderes vermittelt habe, dann tut mir das unendlich leid. Wenn hier jemand wertlos ist, dann bin ich das. Ich bin keinen Pfifferling wert.«
    »Sag das nicht! Du kannst dich doch nicht mit einem Pfifferling vergleichen. Du bist ein richtiger Mensch, der sich dem schlimmsten Schicksal stellen muss, das ich mir vorstellen kann, und das mit mehr Mut, als ich je aufbringen würde.« Jetzt drückt er mich fester an sich, und ich kann das beständige Pochen seines Herzens hören. Und mit aller Macht versuche ich mir dieses Gefühl, den Abdruck seines an mich gepressten Körpers fest einzuprägen, damit ich es niemals vergesse.
    »Gibt es denn wirklich nichts mehr zu sagen?«
    »Nein. Ich denke nicht. Aber das wissen wir doch beide, nicht wahr? Dass es vorbei ist?«
    Wie gern würde ich ihm sagen, dass ich ihn liebe. Könnte ich ihm doch ganz einfach gestehen, anstatt ihn immer nur mit der harten Realität zu konfrontieren.
    »Du bist im wahrsten Sinne des Wortes liebenswert, und ich werde dich weitaus mehr vermissen, als dir bewusst ist.«
    Jetzt weine ich tatsächlich und halte mich an ihm fest. Er ist der Fels in meiner Brandung, an dem meine Finger allerdings abrutschen.
    »Ich werde an dich denken, William. Ich werde dich in meinem Herzen bewahren.«
    Es kostet mich alle Kraft, mich von ihm zu lösen und mir einzugestehen, dass wir am Ende angekommen sind, aber endlich tue ich es. Ich blicke zu ihm hoch, seine Augen schwimmen in Tränen. Und jetzt, in diesem Moment, kann ich in seinem Gesicht das erkennen, was ich zu finden gehofft hatte, doch es spricht zu viel gegen uns. »Auf Wiedersehen«, flüstere ich und nehme dann all meine verbliebene Kraft zusammen, mache auf dem Absatz kehrt und gehe zum Wagen zurück.

Teil III

    »Wie gefällt dir die Königin?«, fragte die Katze leise.
    »Ganz und gar nicht«, sagte Alice,
    »sie hat so sehr viel« – da bemerkte sie eben,
    dass die Königin dicht hinter ihr war
    und zuhörte, also setzte sie hinzu:
    »Aussicht zu gewinnen, dass es kaum
    der Mühe werth ist, das Spiel auszuspielen.«
    Lewis Carroll, Alice’ Abenteuer im Wunderland
    Übersetzt von Antonie Zimmermann, 1869

Kapitel 21

    »Soll ich Ihnen noch ein paar Taschentücher bringen, meine Liebe?«
    Diesmal nähert sich mir die blonde Stewardess, die

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