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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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Boshaftigkeit und mein Verlangen nach Oscar hinwegzusetzen und wirklich den wunderbaren Neuanfang zu schaffen, den ich so verzweifelt brauche. Einen kurzen Moment lang schweifen meine Gedanken zu Dom ab. Ich wünschte, er hätte nicht in der gleichen Woche Geburtstag wie mein Bruder, das macht es so viel schwerer, ihn aus meinen Gedanken zu verdrängen. Genug: vorwärts, aufwärts, ofenwärts.
    Mir war klar, dass unser Abendgeschäft hektisch werden würde, aber es übertrifft wirklich alle meine Erfahrungswerte. Als Johnny sich zu uns in die Küche wagt, versuche ich aus ihm herauszukitzeln, dass er ein paar Laufkundschaften dazwischen gezwängt hat, doch er schwört Stein und Bein, dass das nicht der Fall sei.
    »Kommen Sie und sehen Sie selbst. Es ist ein fantastischer Anblick, so ein voll ausgebuchtes Restaurant. Und es kommt einem nur so voll vor, weil noch nie so viel los war.«
    »Ich hoffe, ich klinge nicht allzu ichbezogen, aber schmeckt den Leuten der Kürbis? Werden die Teller sauber geleert zurückgegeben?«
    »Blitzblank«, sagt er warmherzig. »Die junge Frau an Tisch zwölf hat mich sogar gebeten, ihre Komplimente an den Koch weiterzugeben. Mir war gar nicht klar, dass das Ihre raffinierte kleine Erfindung ist.«
    »Hat sie?« Wie sehr ich mich über diese Genugtuung freue. Ich liebe Johnny, wenn auch nicht so .
    »Ja, hat sie. Jetzt kommen wir nach und nach in die Nachtischzone. Sie sollten rauskommen und den Dank persönlich entgegennehmen.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, sage ich, spüre aber Oscars wachsame Augen auf mir und eile zurück zu den Kaninchen. Ich schufte weitere zwanzig Minuten und merke erst dann, wie dringend ich auf die Toilette muss. Ich bin nun seit fast acht Stunden auf den Beinen, und mir ist jegliches Gefühl für meinen Körper abhandengekommen. Ich übergebe die Aufsicht über meine Töpfe an Michelle und schleiche mich hinaus aufs Klo, wo ich einen Moment länger als nötig verweile, um mich wieder zu sammeln. Auf dem Rückweg lasse ich mich von der verlockenden Aussicht, einen Blick auf einen vollen Gastraum zu werfen, von meinem Weg abbringen. Es wird doch sicherlich möglich sein, einen kurzen Blick auf meinen Kürbisfan zu werfen?
    Ich glaube, ich muss mich übergeben. Sie sitzt da, mitten im Restaurant, und hat jeden Tropfen Vitriol verdient, den Oscar den Vegetariern vorbehält. Die hassenswerte, verachtenswerte Ehemanndiebin Rachel, die dort mit meinem hassens- und verachtenswerten Ehemann sitzt. Natürlich hat sie die vegetarische Option bestellt. Zu den wenigen Fakten, die ich aus Dom herausgequetscht habe, bevor er sich klug dafür entschied, ihren Namen nicht mehr zu erwähnen, gehört, dass sie, obwohl sie als Anwältin für Körperschaftsrecht arbeitet, eigentlich was mit Menschenrechten zu tun haben möchte.
    Ich versuche meinen Blick loszureißen, aber das ist unmöglich. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob meine zitternden Beine mich irgendwohin tragen werden. Sie trägt ein schauderhaftes Kleid mit Leopardendruck, so tief ausgeschnitten, dass ihre Riesenbrüste zur Schau gestellt werden. Allem Anschein nach versucht sie einen auf Vamp zu machen, aber ihre breiten Schultern und die Strähnen, wie Frauen im besten Alter sie tragen, machen die Wirkung zunichte. Wie konnte er mir das nur antun? Wie hatte ich so dumm sein können, ein schlechtes Gewissen zu haben, weil er sich meinetwegen schlecht gefühlt hat, wenn er sich doch die ganze Zeit über mit ihr trifft? »Für mich bist du immer noch meine Frau.« Offenbar hat er mich einfach nur demütigen wollen und mit mir Katz und Maus gespielt. Ich starre ihn fassungslos an, alles, was ich zu wissen glaubte, alles, woran ich glaubte, fällt in sich zusammen wie ein von einem Erdbeben erschütterter Wolkenkratzer. All diese Schuldgefühle und der Kummer – ist er wirklich ein so toller Schauspieler, oder bin ich nur ganz besonders dumm? Ich frage mich, ob ich auf dem besten Weg bin, verrückt zu werden, weil ich nur das sah und hörte, was ich anstatt der von ihm ausgesprochenen Wahrheit sehen und hören wollte. Und wenn ich schon derart verblendet bin, wie weit zurück reicht diese Selbsttäuschung? Vielleicht war meine ganze Ehe eine optische und emotionale Täuschung. Ich taumele rückwärts durch die Türen und stoße dabei mit einem überschwänglichen Johnny zusammen. In diesem Moment würde ich ihm unheimlich gern einen Kinnhaken verpassen.
    »Haben Sie sie schon entdeckt? Scheint eine Feier zu sein.

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