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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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bist, du bist wie … Mrs Tiggy-Winkle, so wie du ihn umsorgst.«
    Wir starren uns kurz an, dann lache ich los.
    »Mrs Tiggy-Winkle. O Marsha.«
    Sie lächelt entschuldigend. »Ich will mich nicht einmischen, will ich wirklich nicht. Ich bin nur in Sorge, dass du noch nicht so weit bist.«
    »Glaubst du nicht, dass ich das selbst beurteilen kann?«
    »Natürlich kannst du das«, sagt sie wenig überzeugend. Ich weiß, wie sie tickt, sie hat ihr abschließendes Argument vorbereitet, und sie will verdammt sein, wenn sie es nicht loswird. »Es ist nur, wenn ich sehe, wie du bei ihm bist, und dies dann vergleiche, wie du mit Dom warst … Ihr wart so ein tolles Team!«
    Ich grabe meine Nägel in meine Handflächen. »Das dachte ich auch, bis zu dem Punkt, wo er eine andere gefickt hat.«
    Sie hat wenigstens so viel Anstand, verlegen dreinzublicken. »Ach du meine Güte, Amber, sieh mich an. Ich möchte das nicht kleinreden, was du durchgemacht hast, ganz im Gegenteil. Ich möchte nur, dass du glücklich bist.«
    »Schluss«, sage ich und versuche, mir das Zittern in meiner Stimme nicht anmerken zu lassen. »Ich kann darüber jetzt nicht sprechen. Ich habe einen höllischen Tag vor mir …«
    »Es tut mir leid. Es ist nur, wir sehen uns so selten, und ich habe mir wirklich große Sorgen gemacht.«
    »Danke, dass du dir meinetwegen Sorgen machst, aber lass es sein. Ich komme schon zurecht. Ich meine, mir geht es gut.«
    Und ich begleite sie hinaus und versuche dabei meine Fassung wiederzuerlangen und mich für den Kampf starkzumachen. Sie umarmt mich verlegen zum Abschied, und ich drücke sie fest an mich. Sie macht mich wütend, aber die Gründe, weshalb sie es tut, sind berechtigt.
    Und demzufolge bin ich von unserem Gespräch aufgewühlter, als ich mir das leisten kann. Ich weiß, dass ich zurück ins Feld muss, einen Moment durchatmen muss allerdings drin sein. Ich stehe draußen in der Kälte, schlucke kalte Luft hinunter und halte mit all meiner Willenskraft meine Tränen zurück. Vielleicht sollte ich Oscar in seinem Büro aufsuchen, denn ich habe plötzlich das Bedürfnis, mich selbst von der B-Seite überzeugen zu müssen, von dieser Wärme und Zuneigung, derer Marsha sich nicht im Entferntesten bewusst ist. Ich sehe seinen Umriss durch die Milchglasscheibe und trete ein, entschlossen, mich ihm in die Arme zu werfen. Ein großer Fehler. Lydia hat sich elegant auf der Schreibtischkante niedergelassen, Streifen von Klebeband an ihren langen manikürten Fingern. Zwischen ihnen steht eine große Schachtel von Selfridges, die sie in ausgefallenes Goldpapier wickelt.
    »Du musst eine Karte schreiben, Schatz«, sagt sie. »Sie werden in einer halben Stunde da sein!«
    Ich würde am liebsten auf dem Absatz kehrtmachen, aber das wäre zu unhöflich.
    »Tut mir leid, ich komme später wieder«, sage ich und versuche die Tür hinter mir zuzuziehen.
    »Nicht nötig«, sagt Lydia mit jener nervigen noblesse oblige -Haltung. Sie trägt ein vorne geschlitztes langes seidenes Etuikleid. Und es wird Sie schockieren zu hören, dass dieses erheblich mehr Sexappeal hat als meine Kochkleidung. »Brauchen Sie Oscar?«
    Dabei schiebt sie ihm, ohne sich dabei zu ihm umzudrehen, die Karte zu. Die unbewusste Intimität einer langen Partnerschaft überlebt fast alles. Ich glaube, dasselbe über Kakerlaken und atomare Massenvernichtung gelesen zu haben.
    »Nun mach schon«, tadelt sie ihn, und er greift zum Stift. Er sieht mich an und lächelt, aber es ist nicht sein normales Lächeln. Er hat genauso große Angst wie ich, dass sie dahinterkommt, obwohl er es vor sich selbst nicht zugeben kann.
    »Äh ja«, sage ich, und mein Gehirn zieht sich zusammen, weil ich mir krampfhaft eine Ausrede einfallen lassen muss. »Es sind keine … Zucchini mehr da. Überhaupt keine.« Wie kann ich mich nur derart dumm verhalten? Sie sehen mich beide ausdruckslos an. »Wir werden also keine im Soufflé verwenden können. Oder als Beilage.« Sprich nicht weiter.
    »Danke, Amber«, erwidert Oscar steif. »Ich komme in ein paar Minuten.«
    »Gut.« Wie gesagt, sprich nicht weiter. Ich ziehe mich zurück. Bilde ich mir das nur ein, oder mustert Lydia mich tatsächlich aus schmalen Katzenaugen?
    Für besorgtes Nachdenken bleibt keine Zeit. In der Küche geht es hektisch zu, alle arbeiten auf Hochtouren, um unser neues Menü zuzubereiten, das wir den Theaterbesuchern vor ihrer Vorstellung anbieten. Oscar taucht erst nach zwanzig Minuten wieder auf, und ich muss

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