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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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mich zwingen, meine Gedanken nicht abschweifen zu lassen. Dabei gehe ich nicht davon aus, dass er und Lydia insgeheim wieder zusammen sind, aber ich glaube auch nicht, dass sie wirklich getrennt sind. Kein Wunder, dass er so nonchalant mit dem Ende seiner Ehe umgeht, er musste sich nicht endgültig davon verabschieden. Könnte ich es überleben, würden wir es überleben, wenn ich der Katalysator dafür wäre?
    Tallulahs Party ist für halb acht Uhr anberaumt, die späteren Gäste sind zeitlich so gestaffelt, dass auch diese Bestellungen schnell rausgehen können, doch um sieben Uhr fünfundvierzig sitzt erst ein feiner Pinkel verloren am Tisch, als einzige Begleitung das neueste iPhone.
    »Sollen wir schon mal anfangen, die kalten Vorspeisen auf Teller zu verteilen«, erkundigt Michelle sich vernünftigerweise, und ich zwinge mich, auf Oscar zuzugehen und ihn zu fragen.
    »Nein«, blafft er und zieht sein Telefon aus seiner Tasche wie ein Cowboy, der seine Waffe zieht. Es klingelt, und Tallulahs Nachricht wird abgespult.
    »Bin im Moment beschäftigt, ihr wisst, was zu tun ist. Ciao.«
    Das allein würde reichen, jeden ausrasten zu lassen, aber Oscar hält seinen Zorn auf Sparflamme. »Ich warte jetzt seit einer halben Stunde, dass du uns mit deiner Anwesenheit beehrst. Und ich gebe dir noch weitere fünf Minuten, bevor ich den Tisch weitergebe.«
    Er wirft einen drohenden Blick durch die Doppeltür, und wie aufs Stichwort kommt Tallulah mit einer Truppe klapperdürrer Kumpaninnen im Schlepptau angetrippelt. Sie sieht zweifelsohne fabelhaft aus, ein schwarzes Kleid im Bandagenstil berührt ihre Schenkel. Klobige Absätze sorgen dafür, dass es nicht zu mädchenhaft wirkt, Haare und Make-up könnten perfekter nicht sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in ihrem Alter die Selbstsicherheit hatte, einen derartigen Look zu tragen. Herrgott noch mal, ich bin mir nicht mal sicher, ob ich die jetzt hätte, aber etwas in mir hängt noch immer sentimental der jugendlichen Begeisterung nach, mit der man das gesparte Taschengeld für ein völlig unpassendes Kleidungsstück aus einem der Kaufhäuser rausgeworfen hat. Kein Teenager sollte sein jungfräuliches Kreditlimit für Prada überziehen.
    »Das ist Pops«, sagt sie und geht zu ihm, um ihn zu küssen. »Und das sind Jemina, Persephone, Antonia …« Sie lässt es lachend sein. »Das sind alle.«
    Alle lachen, sogar Oscar. »Ihr seht ganz reizend aus, meine Damen«, sagt er jovial. »Dann solltet ihr mal Platz nehmen.«
    »Danke, Mr Retford«, sagt ein besonders umwerfender Schwan von einem Mädchen. »Die Verspätung tut uns leid, schrecklich unhöflich von uns.«
    »Das macht doch nichts«, sagt er und hält den Blickkontakt, »und sagt bitte Oscar.«
    Mir fällt auf, dass Tallulah ihn genau dabei beobachtet, wie er ihre Freundinnen hofiert, und darauf wartet, dass er sie richtig wahrnimmt. Endlich gibt er ihr einen Begrüßungskuss, und ihr Gesicht entspannt sich. Er führt sie alle rüber zum Tisch, wobei die äußerst gut Aussehende ihm nicht von der Seite weicht, ohne zu bemerken, dass sich meine Blicke in seinen Rücken bohren. Es ist sehr schwer, sich anziehend zu finden, wenn man in einem Mehlsack steckt. Johnny kommt geschäftig an und strahlt übers ganze Gesicht. Wenigstens er verübelt es mir nicht.
    »Wir glücklichen Alten«, meint er ironisch. »Ich glaube, uns steht eine lange Nacht bevor.«
    Nun strömt eine Horde Jungs mit Kakaduhaaren herein und lässt sich von ihrer glamourösen Umgebung genauso wenig einschüchtern wie von ihrem Zuspätkommen.
    »Johnny, sorgen Sie um Gottes willen dafür, dass die sich rasch entscheiden. Wenn wir die Bestellungen nicht in den nächsten Minuten kriegen, haben wir einen Engpass.«
    Lydia umkreist den Tisch und scheucht die Leute auf ihre Plätze.
    »Wir machen einen Zangenangriff«, sagt Johnny mit entsprechender Geste. »Wir bringen die schon auf Vordermann.«
    Und Johnny hält, was er versprochen hat, und kommt binnen sieben Minuten mit den Bestellungen zurück.
    »Sie sind brillant«, sage ich und kann mein Glück kaum fassen, aber dann beginnt er mit den Änderungen.
    »Das Mädchen am Ende mit der Stupsnase möchte das Dressing daneben, das Mädchen zu seiner linken …«
    »Also kein Dressing?«
    »Nein, Dressing daneben. Das Mädchen neben ihm möchte den Ziegenkäse und den blanchierten Chicorée ohne den Ziegenkäse …«
    »Aber der macht doch das Gericht aus! Wir haben keine Zeit, Johnny …«
    »Ich

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