Selig in Kleinöd: Kriminalroman (German Edition)
Kaffee?«
Die Kommissarin nickte.
Stolz verkündete ihr Mitarbeiter: »Weißt, ich hab gleich die Frau Jaumann für dich herbestellt. Wo wir uns doch heut früh noch über einheimische Heil- und Giftpflanzen unterhalten haben. Da hab ich einfach kurz den Georg vom Landauer Anzeiger angerufen, und der hat gesagt, dass die Frau Jaumann unsere Expertin ist.« Er schenkte der Besucherin ein strahlendes Lächeln und wandte sich erneut an Franziska. »Die Frau Jaumann schreibt nämlich grad ein Buch zu deinen Fragen. Wie soll es noch mal heißen?« Wieder dieses wunderbare Lächeln für Frau Jaumann, die sichtlich dahinschmolz. »›Gottes Apotheke und Teufels Küche‹, gell?«
Elfi Jaumann nickte. Zu einem grauen Faltenrock trug sie einen beigen Pullover und darüber eine offensichtlich selbst gestrickte hellblaue Jacke. Um den Hals hing eine Kette mit schweren und – wie Franziska vermutete – Heil bringenden Steinen. Die Besucherin verströmte einen Duft von Bratäpfeln.
»Frau Jaumann?« Die Kommissarin nahm ihren Cappuccino in Empfang. »Ihr Name kommt mir so bekannt vor.«
»Nun ja, ich schreibe halt für den Landauer Anzeiger«, gestand die ältere Dame nicht ohne Stolz. »Und dort bin ich für die Bereiche Kind und Küche zuständig.«
Jetzt erinnerte sich Franziska. Diese Rubrik war die allwöchentliche Lachnummer für sie und ihren Mann und an Weltfremdheit kaum noch zu überbieten. Elfi Jaumann schrieb ihre Artikel, als seien immer noch alle Kindheiten in der Nachkriegszeit angesiedelt, in der sie offenbar selbst aufgewachsen war. Die Zielgruppe, die sie mit ihren Ratschlägen und Tipps ansprach, besaß weder einen Fernseher noch einen Computer – ganz zu schweigen von Spielkonsole, Handy, iPhone und was es inzwischen alles gab.
Franziska reichte der Besucherin die Hand und schwindelte: »Das ist ja toll, dass ich Sie kennenlerne. Von Ihnen kommen also diese wunderbaren Tipps und Rezepte.«
Elfi Jaumann wurde rot. »Das stimmt, aber jetzt schreib ich halt das Standardwerk über unsere heimischen Heil- und Giftpflanzen, damit das ganze alte Wissen nicht verloren geht. Vom Ackerschachtelhalm bis zur Zypresse.« Sie hielt kurz inne. »Ihr Kollege hat gesagt, Sie hätten da ein paar Fragen?«
Franziska überlegte. Wenn die Jaumann bei der Zeitung arbeitete, war es klug, ihr keine Details zu nennen und vor allen Dingen nichts anzudeuten, was mit Malwines noch ungeklärter Todesursache zusammenhing. Daher formulierte sie ihre Frage so genau wie möglich: »Gibt es hier im Vilstal eine Pflanze, deren Blätter, Blüten, Wurzeln oder Früchte zu Kreislaufstörungen, Fieber und Koliken sowie letztlich zum Herzstillstand führen?«
»Sie meinen, wenn man sie isst?«, fragte die Jaumann nach.
»Egal, isst oder trinkt.«
»Wir haben sogar Giftpflanzen, die man nicht einmal anfassen sollte«, betonte die Expertin, und es hatte den Anschein, als sei sie stolz darüber. »Gefährlich sind die, ganz gefährlich. Vor allem für Kinder und kleine Tiere, wissen Sie, mir ist da neulich …«
»Lassen Sie uns erst einmal über die Pflanzengifte reden, die oral eingenommen werden«, unterbrach Franziska sie. »Also?«
»Hm, spontan fallen mir da die Engelstrompete und das Maiglöckchen ein, außerdem Seidelbast und Stechapfel, aber das weiß ja jedes Kind. Dann gibt es da noch Fingerhut und Pfaffenhütchen und die Herbstzeitlose. Ich kann aber gern noch mal zu Hause in meiner Kartei nachschauen, da hab ich nämlich die Wirkungen von diesem Teufelszeug aus Luzifers Giftschrank genau beschrieben.«
»Sie werden es doch wohl nicht selbst ausprobiert haben?«, fragte Bruno besorgt, und sie sonnte sich in seiner Anteilnahme.
»Naa, ich hab in Bibliotheken drüber geforscht«, gab sie stolz bekannt. »Auch in der vom Vatikan.«
»Ja, dann schicken Sie mir doch bitte eine Liste aller Giftpflanzen, die für Kreislaufschwäche und Herzversagen bekannt sind.« Franziska reichte ihr ihre Karte. »Das wäre uns wirklich eine große Hilfe.«
Während des Gesprächs mit Elfi Jaumann tippte sie die soeben gehörten Pflanzennamen in ihren Rechner und schickte die Liste an Gustav Wiener. Vielleicht kam er ja so schon ein bisschen weiter.
Kapitel 14
Hochwürden Wilhelm Moosthenninger kam aus seinem Arbeitszimmer, ging in die Küche und rümpfte erneut und auf die gleiche abfällige Art die Nase, wie er es schon am Vortag getan hatte. »Was kochst denn da?«
Betont langsam drehte sich seine Schwester Martha nach ihm um und
Weitere Kostenlose Bücher