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Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition)

Titel: Selig sind die Dürstenden: Roman (Hanne Wilhelmsen-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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sich um ihren eigenen Kram kümmern. Was mehr als genug war, wenn man den Zeitungen glauben durfte.
    Natürlich konnte er versuchen, mit der Sache durchzukommen. Irgendein Alibi zu konstruieren. Aber er glaubte nicht, daß das klappen würde. Und es interessierte ihn auch nicht. Finn Håverstad ging es nicht darum, mit dem geplanten Mord am Vergewaltiger seiner Tochter durchzukommen. Er wollte sein Vorhaben in Ruhe ausführen. Dann wollte er einige Stunden mit Kristine verbringen können, sich der Polizei stellen und alles gestehen. Niemand würde ihn deshalb verurteilen. Natürlich würde ein Richter ihm seine Strafe verpassen, aber niemand würde ihn wirklich verurteilen. Er selbst hätte sich niemals verurteilt. Seine Freunde würden das auch nicht tun. Und zu guter Letzt, alles in allem, war es Finn Håverstad schnurz, was andere vielleicht sagten. Für ihn war dieser Mord notwendig. Er war gerecht.
    Der Mann, den zu ermorden Finn Håverstad soeben in seiner Badewanne plante, hatte sich die Sache anders überlegt. Am Vortag hatte er so felsenfest beschlossen, es zu tun. Jetzt wollte er einen Samstag überspringen. Es war wirklich übel, daß sie die Leiche in dem verlassenen Garten gefunden hatten. Er war sich hundertprozentig sicher gewesen, daß dort seit Jahren niemand mehr hingekommen war. Vielleicht hatte er deshalb bei der Tiefe ein bißchen geschlampt. Er hatte es zu eilig gehabt. Teufel auch. Es tat gut, in der Zeitung zu stehen. Vielleicht hatte ihn das gestern geblendet. Jetzt, bei genauerem Nachdenken, ging ihm auf, daß die Sache langsam gefährlich wurde.
    Wie durch eine Ironie des Schicksals trank er gerade den gleichen Whisky, der bei Zahnarzt Håverstad auf dem Badewannenrand stand. Er kippte das Glas auf einen Zug und mixte sich einen neuen.
    Er konnte doch wirklich einen Samstag überspringen. Es gefiel ihm nicht, aber es schien nötig zu sein. Es durchbrach sein Muster. Das, was ihm den meisten Spaß bereitete. Und der Polizei das ärgste Kopfzerbrechen. Das mit dem Blut gefiel ihm am allerbesten. Es erregte Aufsehen. Ohne das Blut wäre ihm keine Aufmerksamkeit zuteil geworden. Und dann auch noch Schweineblut! Bei Musliminnen!
    Seit die Leiche gefunden worden war, erwies sich die Lage jedoch als ernster. Jetzt mußte er damit rechnen, daß sie größere Ressourcen aktivieren würden. Und das hatte er nicht gewollt. Wirklich ein Mist, daß sie die Leiche gefunden hatten.
    Die Frau war kugelrund und von Natur aus äußerst mißtrauisch. Nach vierzig Jahren als Pensionswirtin konnte ihr niemand mehr etwas vormachen. Daß die nächsten Olympischen Winterspiele in Lillehammer stattfinden sollten, war eine Sache.
    »Die Ausländer wer’n wir ja wohl wieder los«, murmelte sie vor sich hin und beschmierte dicke Brotscheiben so gut wie möglich mit je einem halben Gramm Butter. Je dicker die Scheiben waren, desto schneller wurden die Gäste satt. Und brauchten weniger Aufschnitt. Brot war eben billiger als Wurst und Käse. Eine einfache Rechnung. Bei einer Runde Abendessen konnte sie bis zu sechzig oder siebzig Kronen sparen, wie sie zufrieden ausgerechnet hatte. Und das brachte auf die Dauer ganz schön was ein.
    »Die olympischen Ausländer wer’n wir ja wohl wieder los, ja, aber diese Asylanten, das ist schon schlimmer«, fuhr sie wütend fort, obwohl sie keine anderen Zuhörer hatte als einen dicken roten Kater, der auf den Küchentisch gesprungen war.
    »He, he, mach, daß de da wegkommst!«
    Zwei Katzenhaare klebten auf einem Brot, und sie entfernte sie mit ihren kleinen Wurstfingern.
    Und dann faßte sie einen Beschluß.
    Sie wischte sich die Finger an der geräumigen und alles andere als sauberen Schürze ab und nahm den Hörer von einem altmodischen schwarzen Telefon mit Wählscheibe. Ihre Finger waren so dick, daß sie sie nicht richtig in die Löcher stecken konnte. Aber die Nummer der Polizei brachte sie zustande. Die hatte sie für Notfälle neben das Telefon geklebt.
    »Hallo! Hier ist Frau Brottum aus der Pension. Ich will eine il-le-ga-le Einwanderin anzeigen!«
    Frau Breittum durfte ihre Einwanderin melden, und eine geduldige Dame versicherte immer wieder, daß sie den Fall untersuchen würden. Nach zehn Minuten des Jammerns und Stöhnens über die vielen Muslime, die ins Land drängten und es dabei vor allem auf die Gegend um Lillehammer abgesehen zu haben schienen, konnte die inzwischen nicht mehr ganz so geduldige Dame das Gespräch beenden.
    »Schon wieder Frau Brottum«,

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