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Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05

Titel: Sengendes Zwielicht - Lady Alexia 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Carriger
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Zug?«
    »In einer halben Stunde, Madam, von der Fenchurch Street Station.«
    »Ah, dann ist also keine Zeit mehr für Sie, sich umzuziehen, Major. Nun gut, holen Sie Ihren Mantel und lassen Sie uns aufbrechen.«
    Ihre Zugfahrt verlief in unangenehmem Schweigen. Alexia starrte nachdenklich durchs Fenster hinaus in die Nacht, und Major Channing starrte nachdenklich in eine äußerst langweilig aussehende Börsenzeitung. Er interessierte sich für Zahlen, was Alexia äußerst schockierend fand, und war deshalb der Schatzmeister des Rudels. Dass sich ein Mann von guter Erziehung und aus vornehmem Haus für Mathematik begeistern konnte, zeigte einmal mehr, dass die Unsterblichkeit nicht jedem guttat.
    Nach etwa einer Dreiviertelstunde Fahrt wurden ihnen sehr guter Tee und kleine Sandwiches ohne Kruste von einem unterwürfigen Zugsteward serviert, der sich offenbar der Würde von Major Channing sehr wohl und der von Lady Maccon etwas weniger bewusst war. Während Alexia an ihrem Gurken-Kresse-Sandwich knabberte, fragte sie sich, ob das nicht vielleicht einer der Gründe war, warum sie den Major so wenig ausstehen konnte. Er wirkte so abscheulich aristokratisch. Alexia hingegen wirkte nur autokratisch. Nicht ganz dasselbe.
    Auf einmal verspürte Alexia zunehmend ein Kribbeln im Nacken, als würde sie jemand aufmerksam beobachten. Es war ein höchst unangenehmes Gefühl.
    Reisemüdigkeit vorschützend erhob sie sich, um sich angeblich ein wenig die Beine zu vertreten.
    Es befanden sich nur wenige andere Fahrgäste in der ersten Klasse, doch Alexia stellte erschrocken fest, dass schräg hinter ihnen ein Mann mit einem Turban saß, denn Turbane waren völlig aus der Mode. Zudem starrte er derart interessiert in seine Tageszeitung, dass man den Verdacht haben musste, dass er bis vor Kurzem noch etwas anderes interessiert angestarrt hatte. Lady Maccon, die nie irgendetwas für bloßen Zufall hielt, hegte den Verdacht, dass er sie beobachtet hatte oder Major Channing oder sie beide.
    Sie täuschte vor zu stolpern und taumelte gegen den beturbanten Gentleman, wobei sie ihm seinen Tee über die Zeitung kippte.
    »Ach, herrje, das tut mir aufrichtig leid«, deklamierte sie laut.
    Der Mann schüttelte empört seine Zeitung aus, sagte jedoch nichts.
    »Bitte erlauben Sie mir, Ihnen eine neue Tasse bringen zu lassen. Steward!«
    Der Mann schüttelte nur den Kopf und grummelte etwas in einer Sprache, die Alexia nicht kannte.
    »Nun, wenn Sie absolut sicher sind, dass Sie das nicht wünschen …«
    Der Mann schüttelte erneut den Kopf.
    Also setzte Alexia ihren Spaziergang bis zum Ende des Eisenbahnwagens fort, dann drehte sie sich wieder um und kehrte zu ihrem Platz zurück.
    »Major Channing, ich glaube, wir haben Gesellschaft«, erklärte sie, als sie sich wieder setzte.
    Der Werwolf hob den Blick von seiner eigenen Zeitung und nickte. »Der Mann mit dem Turban?«
    »Er ist Ihnen aufgefallen?«
    »Hat Sie während des größten Teils der Fahrt nicht aus den Augen gelassen. Verdammte Ausländer.«
    »Und Sie hatten nicht daran gedacht, mir das zu sagen?«
    »Ich dachte, es wäre Ihre Figur. Die Orientalen mögen es nicht, wenn Vorzüge einer Dame allzu deutlich zu sehen sind.«
    »Also wirklich, Major, müssen Sie so derb sein? Diese Ausdrucksweise!« Alexia verstummte kurz und dachte nach. »Welche Nationalität, würden Sie sagen?«
    Der Major war ein sehr weit gereister Mann und antwortete, ohne erneut den Blick zu heben. »Ägypter.«
    »Interessant.«
    »Ist es das?«
    »Oh, Major, Sie lieben es wirklich, die Leute zu verärgern, nicht wahr?«
    »Es macht das Leben lebenswert, Mylady.«
    »Werden Sie nicht unverschämt.«
    »Ich? Das würde mir nicht im Traum einfallen.«
    Es ereigneten sich keine weiteren Zwischenfälle, und als sie an ihrer Haltestelle ausstiegen, folgte ihnen der ausländische Gentleman nicht.
    »Interessant«, sagte Alexia noch einmal.
    Die Station von Woolsey war eine neue Haltestelle und unter beträchtlichen Kosten in der Nähe des frisch umgezogenen Woolsey-Stocks errichtet worden. Das Exil im hintersten Winkel von Barking war wohl das größte Missvergnügen, das Countess Nadasdy in ihrem sehr langen Leben widerfahren war. So war es die Königin des Woolsey-Stocks gewesen, die den Bau der Station in Auftrag gegeben hatte, und dafür hatte sie sogar einen Teil von Woolseys ausgedehnten Ländereien abgetreten.
    Von der Haltestation aus konnten Besucher in einen kleinen Privatzug umsteigen, der von einem

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