Sephira - Ritter der Zeit 1: Die Bruderschaft der Schatten (German Edition)
Emir seine beiden Derwische, die wie immer verborgen hinter einem Wandteppich gelauscht hatten.
»Was können wir ...«
»... für Euch tun, Gebieter?«
»Schafft mir Hakim her! Auf der Stelle!«
Während die Derwische verschwanden, trat Malkuth zu dem Schild und den Schwertern, die an der Wand befestigt waren. Vielleicht sollte ich wieder zu ihnen greifen , ging es ihm durch den Sinn. Zu lange schon habe ich mich auf andere verlassen. Dabei habe ich die gleichen Fähigkeiten wie sie. Schneller, als er es erwartet hätte, erschien Hakim vor ihm. Die Derwische zogen sich zurück, doch Malkuth war sich sehr wohl bewusst, dass sie vor der Tür lange Ohren machen würden.
»Was kann ich für Euch tun, Gebieter?«
»Ist dir an der Prüfung des Mädchens irgendetwas seltsam vorgekommen?«
»Abgesehen davon, dass sie zu früh stattgefunden hat?«, fragte Hakim verwundert.
»Ja, davon abgesehen, denn das ist ja offensichtlich.«
»Nun, eigentlich war alles so, wie es sein sollte. DasMädchen hat sehr gut gekämpft und mich um ein Haar erwischt. Mehr können wir nicht verlangen.«
»Sayd meint, dass wir sie vielleicht schon eher wandeln können. Er begründet es damit, dass wir dann unser Heer vergrößern können, um den Unverschämten, wenn er durch die Franken geschwächt wurde, anzugreifen.«
Bevor er etwas sagen konnte, schoss Malkuth auf ihn zu und umklammerte mit einer Hand seine Kehle, während die andere mit einem Dolch, den er aus dem Ärmel gezogen hatte, auf seine Brust zielte.
Die Männer starrten sich mit glühenden Augen an.
»Sag mir die Wahrheit, Hakim, willst du Sayd nur in Misskredit bei mir bringen, um seinen Platz einzunehmen?«
»Nein, Herr«, presste der Assassine hervor. »Ich halte ihn nach wie vor für einen Verräter. Doch er wird merken, dass etwas im Gange ist, und will Euch nur in Sicherheit wiegen.«
Malkuth funkelte Hakim wütend an, dann ließ er ihn wieder los.
»Du schuldest mir immer noch einen Beweis!«
Hakim atmete tief durch und versuchte seine Erleichterung zu verbergen. »Ich kann Euch nur das liefern, was meine Augen sehen und meine Ohren hören. Ich habe mittlerweile einen Verbündeten gefunden, Malik, der trotz allem immer noch Sayds Vertrauen mehr genießt als ich. Er will sich in seiner Nähe umhören. Mein Instinkt sagt mir allerdings deutlich, dass Sayd dabei ist, Euch zu verraten. Vielleicht weil er Euren Platz einnehmen will. Bei seiner Bewunderung für den Unverschämten wäre es doch möglich, dass er sich ein Beispiel …«
»Schweig!«, unterbrach Malkuth ihn ungehalten. »So oder so, Sayds Vorschlag ist nicht falsch. Wir werden uns heute Abend zu einer Zusammenkunft einfinden, richte Sayd das aus. Wenn er meint, dass das Mädchen so weit ist, solltenwir wirklich keine Zeit mehr verlieren. Je eher sie eine Lamie wird, desto eher können wir auf Sayd verzichten!«
Damit bedeutete er Hakim, dass er verschwinden sollte.
Draußen vor der Tür begegnete der Assassine den beiden Derwischen, die ihn spöttisch angrinsten. Missgeburten , dachte er kurz, ging dann aber wortlos an ihnen vorbei.
29
D ie Ankündigung der Zusammenkunft kam für alle überraschend. Zunächst glaubte ich, dass es wieder ein Fest sein würde, wie wir es in der ersten Nacht hier erlebt hatten. Doch dann machte mir Gabriel bei unserer Übungsstunde mit ernster Miene klar, dass es einen anderen Grund gab.
»Malkuth war über die vorgezogene Prüfung verwundert. Wollen wir hoffen, dass er nun keine Rechenschaft verlangt.«
Wieder musste ich an die geheime Versammlung der Assassinen denken. Etwas war hier im Gange, auch wenn ich keine Ahnung hatte was. Zu gern hätte ich Gabriel gefragt, aber er würde seine Meinung seit gestern nicht geändert haben.
»Muss ich da wieder so ein durchsichtiges Hemd tragen?«, entschlüpfte es stattdessen meinen Lippen, als gäbe es nichts Wichtigeres. Dümmer als in diesem Augenblick war ich mir noch nie vorgekommen. Doch Gabriel sah es mir nach.
»Nein, eine normale weiße Djellaba. Ich bringe sie dir nachher vorbei.«
Damit griff er wieder nach seinem Schwert. Während des Unterrichts wirkte er allerdings seltsam unkonzentriert, so als hätte sich ein Gedanke in seinem Geist festgesetzt, den er nun nicht mehr loswurde.
Als es Abend wurde, brachte er mir tatsächlich das Gewand, das wohl aus Seide gearbeitet und mit feinen Stickereien verziert, aber nicht durchsichtig war. Angenehm legte es sich auf meine Haut und ließ mich beinahe meine Unruhe
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