Septimus Heap 05 - Syren
schrecklich viele Dschinn waren.
»Ja. Gewöhnlich wird eine Röhre nicht gemeinsam genutzt.«
»Gemeinsam genutzt?«
»Dschinn-Zwillinge sind extrem selten.«
»Na, dann ist ja alles in Butter. Du meine Güte, schau sie dir an! Sie ... sie sind furchterregend.«
Alle an Deck waren verstummt und starrten wie gebannt auf die Dschinn-Krieger, die aus der Luke auftauchten, ihre Schilde mit gestreckten Armen über ihren behelmten Köpfen haltend und ihre aus Fry und den Crowes bestehende Last tragend. Letztere verließen die Schilde eine Idee zu spät – halb sprangen, halb fielen sie aufs Deck. Die vier Dschinn stiegen höher herauf, bis sie ihrerseits von einer Reihe erhobener Schilde sprangen. Mit einem dumpfen Knall landeten alle gleichzeitig auf dem Deck, und der gesamten Schiffsbesatzung stockte der Atem.
Wolfsjunge sträubten sich die Nackenhaare. Die Krieger hatten etwas Unmenschliches, fast Maschinenhaftes. Sie waren über zwei Meter groß und von Kopf bis Fuß in eine alte Lederrüstung gehüllt, die in einem matten Schwarz gehalten war bis auf die silbernen Flügelhelme, die in den Strahlen der aufgehenden Sonne loderten, als stünden sie in Flammen. Die Dschinn standen mit gezücktem Kurzschwert kampfbereit da, und ihre Augen starrten ausdruckslos geradeaus. Und als seien sie noch nicht furchterregend genug, stiegen hinter ihnen zwei weitere Viererreihen aus dem Laderaum empor.
Aus der schützenden Mitte seiner imposanten Krieger heraus ließ Theodophilus Fortitude Fry den Blick über die sprachlosen Zuschauer an Deck schweifen.
»So, so«, sagte er, »hat euch also jemand herausgelassen. Ich nehme an, es waren die beiden Rotznasen.« Er sah Wolfsjunge und Lucy scharf an. »Ihr habt wohl ein paar Freunde mitgebracht, wie?« Er musterte Septimus, Jenna und Beetle. »Falls ihr es wart, die uns hineingestoßen haben, so habt ihr uns damit einen Gefallen getan. Wir wären so oder so da hinunter. Und jetzt haben wir, was wir wollten, und ihr seid dagegen machtlos. Genießt das Spektakel, Kinderchen. Viel Vergnügen, und ...« Er sah bewusst Jim Knee an. »... tragt alle verrückten Hüte, die ihr habt, solange ihr noch könnt, denn falls ihr die Absicht habt, in die Burg zurückzukehren, werdet ihr dort nicht mehr viel zu lachen haben.« Er lachte. »Wir wissen, wer ihr seid, und wir vergessen niemals ein Gesicht, nicht wahr?«
»Nein, Skipper«, riefen die Crowes im Chor. »Niemals.«
Aber Kapitän Fry erzielte mit seiner Rede nicht die erhoffte Wirkung – niemand außer Jim Knee, der sich nicht gerne beleidigen ließ, hörte richtig zu. Alle starrten wie gelähmt auf das, was sich hinter ihm abspielte. Eine Gruppe von acht Dschinn-Kriegern war eben aufs Deck gesprungen, und mit jeder Minute erschienen mehr – jetzt drei Viererreihen, die die gesamte Lukenöffnung ausfüllten. Als auch sie an Deck traten, war unten schon die nächste Reihe von zwölf Schilden zu sehen.
»Beetle«, flüsterte Septimus, während er zusah, wie die Dschinn an Deck sprangen, »als ehemaliger Mitarbeiter des Manuskriptoriums müsstest du das doch wissen. Gibt es eine Möglichkeit, sie aufzuhalten?«
»Nur wenn man die Erweckungsformel kennt.«
»Milo!«, sagte Septimus. »Er muss sie kennen. Niemand würde sich doch einen Haufen Dschinn zulegen, ohne zu wissen, wie man sie aufweckt, oder?«
»Du jedenfalls nicht«, bemerkte Jenna.
»Ach, so dumm ist nicht einmal Milo.«
Jenna zuckte mit den Schultern.
»Ich geh ihn fragen«, beschloss Septimus.
»Sei vorsichtig, Sep«, sagte Jenna nervös.
»Klar.« Septimus errichtete rasch seinen Sicherheits- und Unsichtbarkeitsschild und verschwand dann in dem Durcheinander von Seeleuten und Trümmerteilen.
Milo versuchte immer noch verzweifelt, sich aus dem Takelwerk zu befreien, als Septimus bei ihm war. Septimus wollte sich gerade wieder sichtbar machen, als Milo plötzlich »Grub!« brüllte, direkt in sein Ohr.
Septimus zuckte zusammen, aber nicht halb so heftig wie Kapitän Fry. Fry wirbelte herum, um festzustellen, woher der Ruf gekommen war, und seine Augen begannen boshaft zu funkeln, als er den eingeklemmten Milo erblickte. Wichtigtuerisch stolzierte er zu ihm hinüber, stellte den Fuß auf das Ende der Planke und starrte Milo direkt in die Augen. »Für dich immer noch Sir, Bursche«, knurrte er.
»Wage es nicht, mich jemals wieder so zu nennen, hörst du, Grub?«, fauchte Milo.
Kapitän Fry lachte zu siegestrunken, um das Zucken seiner linken Augenbraue zu
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