Settlers Creek
begraben werden möchte?«
Mein Gott, dachte Box, der Mann ist ja der geborene Verkäufer. Wollen Sie Pommes frites zu Ihrem Grab? Er unterdrückte ein peinliches Lachen. Der Pfarrer musterte ihn fragend.
»Gibt es Mengenrabatt?«
Ein betrübtes Lächeln glitt über das lange Gesicht des Mannes. »Ich glaube nicht. Nein, tut mir leid.«
Es stand außer Frage, daß dies der richtige Ort für Mark war. Und auch Heather konnte hier begraben werden, wenn ihre Zeit gekommen war, was, so Gott will, lange nach seinem eigenen Tod sein würde. Liz konnte ebenfalls hier liegen, wenn sie es wollte. Die Asche von Liz’ Eltern steckte in einer gesichtslosen Mauer am Rand irgendeines gepflegten Rosengartens; ein Billigfriedhof, der keinerlei Bedeutung für ihre Eltern noch für Liz selbst hatte.
Und natürlich würde er selbst hier liegen, bei allen anderen Saxtons. Neben seiner Frau und seinen Kindern. Bald genug, dachte er.
»Dann nehme ich vier in der Reihe.«
»Gut. Ich sage den Leuten immer, daß man sich früh entscheiden soll. Niemand denkt gern ans Sterben, aber eine frühe Planung verhindert spätere Unannehmlichkeiten.«
»Gibt es eine Möglichkeit, daß ich erst später bezahle?«
»Selbstverständlich. Aber wir brauchen eine Anzahlung.«
»Wieviel?«
»Normalerweise verlangen wir hundert Dollar je Grabstätte.«
Vierhundert. »Kann ich Ihnen einen Scheck geben?«
»Natürlich. Und ich bin sicher, die Kirche wartet gerne auf die Restzahlung, bei der langen Geschichte Ihrer Familie in unserer Gegend.«
»Danke.«
Er fragte sich, was Liz wohl sagen würde. Das bißchen Geld, das sie im letzten Jahr hatten zurücklegen können, war bereits verplant – und gewiß nicht für Grabstätten. Die Kosten von Marks Beerdigung würden sie schon tief ins Minus bringen. Er gab Geld aus, das er nicht hatte. Aber in diesem Moment gab es nichts Wichtigeres für Box.
Sie redeten noch eine halbe Stunde über den Ablauf der Beerdigung am Mittwoch, wobei Box klar wurde, daß der Pfarrer und der Bestattungsunternehmer bereits an alles gedacht hatten. Sie waren wie Schleppdampfer, die steuerlose Lastkähne in die richtige Richtung bugsierten.
***
Der Leichnam seines Bruders wurde nie gefunden. Drei Wochen nach Pauls Verschwinden gab es eine Art Beerdigung – eher eine Gedenkfeier. Der schwarze Grabstein war bereits graviert und auf den unversehrten Rasen gesetzt worden. Es war erst das vierte Grab auf dem neuen Teil des Friedhofs.
In der ersten Woche war es im Haus wie auf einem Bahnhof zugegangen. Ständig kam Besuch. Alle beugten sich über Landkarten, die auf dem Flügel ausgebreitet waren. Dee mußte ununterbrochen für die Suchtrupps kochen.
Dann war die erste Woche vorbei. Die Zahl der Besucher ging drastisch zurück.
Pop war noch immer vom Morgengrauen bis nach Sonnenuntergang auf dem Wasser unterwegs. Er kam nur zum Essen und Schlafen nach Hause. Er saß am Küchentisch und aß schnell und wortlos. Während dieser Zeit trug Dee eine hauchdünne Maske. Box sah sie oft weinen, wenn er in ein Zimmer kam. Sie wischte dann die Tränen weg und setzte die Maske auf. Sie fragte ihn, was er essen wollte, selbst wenn er erst eine halbe Stunde vorher gegessen hatte.
»Mach dir keine Sorgen. Sie werden ihn finden, da bin ich ganz sicher.«
Zu diesem Zeitpunkt wußte Box schon, daß Dee nicht meinte, sie würden Paul lebend finden. Sie meinte seine Leiche.
Doch die Tage vergingen, und dann maßen sie die Zeit schon in Wochen, und Pauls Leiche war noch immer nicht zwischen dem gelbbraunen Tang in einer der vielen Buchten um das Hafenbecken herum angespült worden.
Als er eines Tages im Laden der Harbidges war, hörte er, wie Ozzy Taylor und Terry Fowler, der älteste der Fowler-Brüder, darüber spekulierten, ob wohl am Ende ein Fischer Paul in seinem Stellnetz finden würde.
»Dann wäre vermutlich nicht mehr viel übrig von dem armen Kerl«, sagte Ozzy.
Als sie Box beim Fahrradständer sahen und merkten, daß er gelauscht hatte, verstummten sie. Und dann lud ihn Ozzy zu einem Eis ein. Es war ein heißer Tag, und Box nutzte die Situation aus. Er bat um zwei Kugeln Vanille.
Doch Ozzys und Terrys grausige Prophezeiung erfüllte sich nie. Paul wurde nicht aus dem Wasser gezogen, wie eine Flunder in ein Netz verwickelt. Kein Skelett wurde je aus dem Schlamm am Grund des Hafenbeckens geborgen. Nichts wurde gefunden, nicht mal ein Fingerknochen. Das wäre wenigstens etwas gewesen – ein einzelner Fingerknochen, von Krabben
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