Sevenheart-2
Vielleicht könnte ich ihn irgendwann ja vergessen.
„Bist du bereit?“, fragte Will.
„Bereit, wenn du es bist“
Er lächelte wieder sein charmantes Lächeln.
„Unsere Wette gilt“
Bald waren wir im Schlosshof angelangt, wo uns schon eine Kutsche mit einem Fahrer und mehrere gesattelte Pferde zur Verfügung standen. Zwei junge Männer in Reithosen und dunkeln Lederwesten lehnten lässig an zwei weiße Pferde und waren in eine Unterhaltung vertieft. Sie schienen uns noch gar nicht bemerkt zu haben. Zwei Stallburschen fuhren das letzte Mal mit ihrer Bürste über die blank geputzten Felle der Pferde, bevor sie sie uns überließen.
Als wir zu den übrigen stießen, verharrten die zwei Jungen in ihrer Arbeit.
„Euere Hoheit“, sagte ein schmächtiger Stallbursche mit wirrem braunen Haar und verbeugte sich so tief, dass ich das Gefühl hatte, seine Nase würde den Boden bald berühren.
Ein zweiter stand neben ihm und tat ihm unbeholfen alles nach.
„Mylady“
Er wandte sich zu mir und wiederholte die Verbeugung. William nickte ihnen anerkennend zu.
„Wir haben die Pferde vorbereitet, Sire. Auch eine Kutsche, die wir zu Nutzen der Lady hingerichtet haben“
Der Junge wandte sich mit einem Blick wieder zu mir. Für einen Sekundenbruchteil musterte er mich, wobei sein Blick etwas länger an meinen Waffen hängenblieb.
„Danke, Phich“
Wir gingen an ihnen vorbei, direkt auf die zwei jungen Männer, die unsere Ankunft bemerkt hatten.
„William!“
Beide sahen zu uns auf. Ich merkte, dass sie einander sehr ähnlich sahen. Sie hatten die gleichen ungewöhnlich orangenen Augen, den gleichen dunkleren Teint und das gleiche braun-schwarze Haar. Zweifellos waren es Brüder.
„Du hast Begleitung“, bemerkte der Ältere, der plötzlich mit einer eleganten Bewegung hervortrat, ohne mich aus den Augen zu lassen.
William nickte und stellte mich ihm vor:
„Das ist Gebbie. Sie ist die Nichte von Lady Clodagh“
Mir fiel auf, dass ich die beiden Brüder gar nicht an dem Fest gesehen hatte. Vermutlich waren sie zu dem Zeitpunkt gar nicht hier gewesen.
„Vian und Sin konnten letzen Abend nicht rechtzeitig im Schloss eintreffen. Sie waren zusammen mit ihrem Vater, Baron Adark, vor ein paar Wochen nach Cervory aufgebrochen und sind erst heute von ihrer Reise zurückgekommen“, klärte William mich auf.
Der jüngere Bruder trat ebenfalls vor und neigte seinen Kopf vor mir. Dann wandte er sich zu William.
„Verzeih mir, Will, aber ich denke, wir haben uns missverstanden. Bedauerlicher Weise haben wir nun schon die Pferde für die Jagd vorbereiten lassen, so wie uns Moriath mitgeteilt hatte“
William neigte den Kopf zur Seite und lachte auf.
„Dann wurde doch alles richtig gemacht“
Nun trat der Ältere einen weiteren Schritt auf uns zu, als versuchte er, seinem Bruder in der Situation weiterzuhelfen.
„Sie ist doch eine Dame!“, sagte er mit einer raschen Kopfbewegung zu mir.
Nun war ich diejenige, die lachte.
„Falls Ihr mich meint, kann ich Euch beruhigen. Ich war diejenige, die diese Jagd angezettelt hat“
Beide sahen verständnislos zu mir.
„Diese Dame hat einen Bogen in der Hand, Mylords. Sie wollte unbedingt ihr Glück versuchen, mich zu schlagen“
William ging zu der Kutsche und hielt die Tür auf, sodass ich einsteigen konnte. Die beiden Brüder blieben etwas verdutzt, aber stiegen dann lächelnd auf ihre Reittiere auf. Bevor ich einsteigen konnte, kam der Stallbursche angerannt und stellte sich mit flehender Miene vor William.
„Sire, bitte, lasst mich Euch begleiten. Nur dieses eine Mal“
William verdrehte die Augen.
„Phich, ich kann das nicht tun“
Mit einem herzzerreißenden Blick warf er einen Blick zu mir und dann noch einmal zu William.
„Die Lady könnt Ihr auch mitnehmen, obwohl es entgegen den Vorschriften ist, sie in Waffen zu unterrichten. Warum könnt Ihr dann nicht mich mitnehmen? Dann werde ich auch meine Klappe halten“
„Du willst petzen gehen, Phich?“
William sah ihn mit belustigter Miene an. Phich blieb jedoch selbstbewusst.
„Wenn Euere Hoheit nicht auf mein Kompromiss eingeht, bleibt mir wohl keine andere Wahl, den König über das Vorhaben zu unterrichten“
Williams ebenmäßige Gesichtszüge wurden verspannter und seinem Blick wich Wut. Er machte eine Kopfbewegung zur Kutsche, als er dessen verängstigtes Gesicht sah.
„Steig ein, Nervensäge! Doch wenn du es auch nur wagst, etwas Unüberlegtes anzustellen, wirst du deine
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