Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
Vom Netzwerk:
Doppelehe wäre der Prinz nie eingegangen. Darauf steht nämlich laut kaiserlicher Halsgerichtsordnung der Tod durch Ertränken in einem Sack oder die Enthauptung.
    Philipp von Hessen ist nach 1540 wegen seiner Bigamie politisch jahrelang erpressbar und kann weniger vehement für seine protestantischen Reformen ein- und gegen den katholischen Kaiser auftreten, als er es wünscht. 1547 kommt ein kriegerischer Krach mit dem Kaiser hinzu, und der Landgraf wandert für fünf Jahre in kaiserliche Gefangenschaft. Übrigens in den Niederlanden, wo so hübsch rigide Ketzeredikte herrschen. Nein, leicht hat es der Schwerenöter Philipp nicht gehabt. Zumal sich nach seinem fünfzigsten Lebensjahr schwere Krankheiten einstellen. Neben der Gicht, einer üblichen Folge fürstlicher Fresslust, leidet der Landgraf an den Spätfolgen seiner drastischen Quecksilberkur gegen den Tripper. Der Symptomkatalog der landgräflichen Leiden liest sich entsetzlicher als sein Sündenregister: Kopfschmerzen, Depressionen, Sehstörungen, Hautausschlag, Haarausfall, Asthma.

Bis dass der Tod euch scheidet – Wilhelm wird frei für eine neue Ehe
    Vielleicht hat Wilhelm von Oranien sich für sein Bekenntnis zur offenen Ehe im Februar des Jahres 1558 nur wenige Tage später ein wenig geschämt. Am 11. März erhält der Oranier noch während des Frankfurter Reichstages einen Brief seiner Anna von Buren. Geschrieben hat die 25-Jährige ihn knapp vierzehn Tage zuvor in Breda. Er enthält die Nachricht, sie sei krank. Wilhelm kündigt seine Rückkehr an und schließt den Brief mit den Worten: »Ich bitte den Schöpfer, dass er Dir schnelle und gute Genesung gewähre, damit wir uns zärtlicher umarmen können, wenn wir später wieder beisammen sind.«
    Nein, herzlos ist der Prinz nicht, und Anna von Buren, die sich recht großzügig mit der für ihn offenen Ehe abgefunden hat, ist wohl eine Gattin nach seinem Geschmack.
    Wilhelm reist über seinen Geburtsort Dillenburg zurück nach Breda, wo er am 20. März eintrifft. Zu spät. Anna von Buren ist kaum noch bei Bewusstsein. Am 24. März stirbt Wilhelms erste Frau an einer Lungenentzündung. Es heißt, Wilhelm sei tief erschüttert gewesen über ihren Tod. Enthaltsam macht ihn der Verlust jedoch genauso wenig, wie das bei seinem künftigen Schwiegeropa, dem Bigamisten Philipp von Hessen, der Fall gewesen war.
    Neben seinen Pflichten als Truppenbefehlshaber lenken den Oranier mehrere Liebschaften und kurze Affären vom Verlust der Gattin ab. Mit einer Eva Ellings zeugt er im Trauerjahr einen Sohn, Justin von Nassau, der 1559 zur Welt kommt. Es ist der einzige Bastard, den Wilhelm je anerkennt. Zum Dank führt Justin mit seinen legitimen Brüdern Papas Freiheitskampf später fort.
    Die Rede ist im Trauerjahr auch von grenzüberschreitenden Techtelmechteln mit einer Mademoiselle de Maudrimont und einer Barbara Lier, Bürgermeisterstochter aus Emmerich am Niederrhein. In einem Brief an seinen Dillenburger Bruder Graf Johann verleiht Wilhelm 1560 zudem seiner Hoffnung Ausdruck, dass er nach den diversen Abenteuern mit dunklen Damen »nun blonde finden möge«.
    Er sucht sie von Breda bis Dillenburg. Im dortigen Stammschloss soll es einen geheimen Gang gegeben haben, der Wilhelms »spilkindern« einen bequemen Zugang zum Prinzenbett erlaubte. So etwa einer nassauischen Magd, die ihm einen weiteren illegitimen Sohn schenkt und der er zum Dank ein Fachwerkhaus und eine Prunkbibel verehrt.

Neue Bündnisse im Ehebett – Sex fürs Vaterland und eigene für Truppen
    Zeitgleich ist der Prinz eifrig auf Brautschau. Adlige schulden ihrem Rang nun mal eine Eheallianz, die dem eigenen Fortkommen dient, die Dynastie sichert und nützliche Bündnisse schmiedet. Modern heißt das Networking.
    Adlige Männer bis hinauf zu Königs dürfen es oft betreiben. Die Sterblichkeitsrate von Ehefrauen ist enorm hoch. Dank häufiger und risikoreicher Geburten, Kindbettfieber, üppiger, aber ungesunder Ernährung bei oft mangelnder Bewegung und aufgrund stets lauernder Krankheiten verscheiden sie gewöhnlich vor ihren Männern. Die kommen – ohne Scheidung – schnell auf drei, vier Frauen und mehr.
    Den gemütvollsten Kommentar zur Praxis rascher Wiederverheiratung hat ein österreichischer Habsburger hinterlassen. Der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, Franz II., heiratet 1816 mit 48 Jahren seine vierte und letzte Frau. Karoline von Bayern ist 24 Jahre jung, blühend gesund, und der Kaiser freut sich:

Weitere Kostenlose Bücher