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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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»Dann hab ich nicht in ein paar Jahren gleich wieder eine Leich’.«
    Auch Wilhelm von Oranien will ein gesunde zweite Gemahlin, mit der er repräsentieren, angeben, Besitz und Einfluss vergrößern kann. Nur wenige Wochen nach Anna von Burens Tod bringen seine Dillenburger Verwandten neue Bräute ins Gespräch. Lauter deutsche Edelfrauen und Reichsfürstentöchter, deren Eltern nicht abgeneigt scheinen. Im Gegenteil.
    Der erst 26-jährige Prinz will noch höher hinaus. Anfang 1559 freit der Oranier um die 16-jährige Tochter der Herzogin von Lothringen. Die regierende verwitwete Mama sagt Nein, mit der Begründung, sie wolle den hübschen Oranier lieber selber zum Mann. Das mag ein Witz gewesen sein; die besagte Herzogin Christina von Lothringen – mit 37 noch flott anzuschauen – ist bekannt für ihre Schlagfertigkeit.
    Dem englischen König Heinrich VIII. soll sie zwanzig Jahre zuvor als 17-Jährige einen Korb gegeben haben mit folgender Begründung: Sie besäße nur einen Kopf, hätte sie derer zwei, stünde sie gern zur Verfügung. Der dreifache Witwer Heinrich hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Ehefrau Nummer eins verstoßen, Anna Boleyn köpfen lassen und Jane Seymour im Kindbett verloren.
    Verglichen mit Heinrich Tudor ist der 27-jährige Wilhelm eine begehrenswertere Partie. Aber die Herzogin von Lothringen ist eine noch viel bessere. Sie war schon mal Königin von Dänemark, ist Habsburgerin und die Nichte von Exkaiser Karl V. Dessen Sohn, König Philipp II., hintertreibt die Verbindung. Der Oranier ist dem neuen niederländischen Regierungschef inzwischen zu mächtig.
    Auch Frankreichs König Karl IX. lässt Wilhelm abblitzen, als der in dessen Reich um eine Fürstentochter freit. Klar wird durch diese Anträge, dass der Oranier in Sachen Heirat große Politik im Kopf hat. Und mögliche Truppenhilfe. Sein Verhältnis zum niederländischen Landesherrn Philipp II. hat im Jahr 1559 nämlich bereits deutliche Risse. Der Oranier befindet sich am Wendepunkt seines Lebens und seiner Karriere.

Vom Prinzen zum Rebellen
    Philipp ist als Chef der Niederlande von Anfang an deutlich unbeliebter als sein Vater Karl V. und macht im Umgang mit den Holländern und Flamen einen Fehler nach dem anderen. Anders als sein in Gent geborener Papa ist Philipp in Spanien aufgewachsen und erzogen worden. Er spricht nur seine Heimatsprache gut, die vornehme Hofsprache Französisch rudimentär und Niederländisch überhaupt nicht.
    Philipp hat von Kindesbeinen an Lernschwierigkeiten gehabt; die Grundrechenarten bereiten ihm sein Leben lang Kopfzerbrechen. Trotzdem entwickelt er sich zu einem wahren Büchernarren, und Akten sind sein Steckenpferd. Er liest und verfasst fleißig Dokumente, erklärt alles zur Chefsache und untersucht fremde Staatspapiere gern auf Rechtschreibfehler. Kurz: Er ist als Herrscher ein Autokrat und ein Bürokrat und übrigens der erste König, der eine Brille trägt. Am liebsten regiert er von Madrid und vom Schreibtisch aus.
    Der spanische Habsburger ist so gar nicht nach dem Geschmack der Niederländer, und ihm geht es mit den Niederländern genauso. Wenn der wenig lebensfrohe Monarch in den Niederlanden residiert, umgibt er sich mit spanischen Granden und schanzt ihnen die besten Posten zu. Der heimische Adel grummelt vernehmlich.
    In Sachen Ketzerverfolgung will Philipp seinen 1558 verstorbenen Vater noch übertreffen. Kaiser Karl hat ihm in seinem Testament klare Anweisungen hinterlassen: »Ich befehle es ihm als sein liebender Vater, dass die Ketzer vernichtet und bestraft werden mit allem nur möglichen Nachdruck der Gewalt, ohne Ausnahme und ohne Barmherzigkeit.« Ein Anflug greisenhaften Starrsinns und später Rache.
    Karl V. selber ist an Luther und dessen Freunden unter den deutschen Kurfürsten gescheitert, weil er an allen Ecken und Enden seines Reiches Krieg führen musste. Geld und Kampfgefährten dafür hat Karl auch bei den deutschen Reichsfürsten gesucht. Die Protestanten unter ihnen haben ihm im Gegenzug den Augsburger Religionsfrieden abgetrotzt. Nach dem Motto cuius regio, eius religio dürfen in deutschen Landen die Fürsten entscheiden, ob Gott der Herr in ihrem Land katholisch ist oder evangelisch. »Der Türk ist der Protestanten Glück«, heißt es zu Zeiten Kaiser Karls, der in teuren Kriegen auch die Osmanen zurückdrängen muss.
    Luther hat in Sachen Spott gegen seinen Erzfeind Karl nie gespart: »Denn hier siehst Du«, schrieb der Exmönch über ihn, »wie der arme,

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