Sex and Crime auf Königsthronen
verfolgt, der nichts mit E wie Erfurt, sondern mit B wie Beseitigung der Gattin und B wie Bourbon, genauer gesagt mit Charlotte von Bourbon zu tun hat. Aber davon ahnt die Fürstin nichts. Genießen wir einstweilen mit Anna ihr kurzes Glücksintermezzo.
Der Widerspenstigen Zähmung
Im Herbst 1570 reist die Fürstin zur Frankfurter Messe, um versetzte Diamanten wieder einzulösen und dann mit Gewinn zum Verkauf anzubieten. Sie will das eheliche Haushaltsbudget von 4500 Talern jährlich ein wenig aufstocken.
Anschließend reist sie nach Köln, um ihre Kinder und ihr Gesinde im Haus Rubens abzuholen und nach Siegen zu bringen. Ihr Gatte verbringt die Zeit ihrer Abwesenheit in der Dillenburg und in Erwartung neuer Nachrichten von den Wassergeusen und von Kampfaktionen seines Bruders Ludwig in den Niederlanden.
Der Krieg gegen die Spanier tritt endlich in eine neue heiße Phase ein.
Der Briefverkehr des Paares gestaltet sich währenddessen herzlich und beschäftigt sich mit der gemeinsamen Zukunft. Wilhelm bittet Anna dringend, in keinem Fall in der freien Reichsstadt Köln zu verbleiben, sondern rasch nach Siegen zurückzukehren.
Sogar Annas Schwager Johann, der Herr der Dillenburg, korrespondiert plötzlich freundlichst mit Anna, wo er sie doch kurz zuvor noch mit einem Gnadenbrot abspeisen wollte. Jetzt sichert er ihr zu, sie dürfe gern in seinem prachtvollen Siegener Schloss wohnen und sei auch kein bisschen Dank schuldig. Falls etwas fehle, etwa Möbel, Geschirr, Personal, möge sie Bescheid geben. Geld spielt anscheinend kaum noch eine Rolle. Was nach allem, was bislang geschehen ist, aufhorchen lässt. Nur Anna lässt es nicht aufhorchen. Die löst ihren umstrittenen Kölner Singlehaushalt auf, kehrt im November nach Siegen zurück und genießt das Dasein als Schlossherrin von Nassaus Gnaden.
Dass Wilhelm weiterhin in Dillenburg logiert, macht sie nicht stutzig. Sie ist es nicht gewöhnt, nur einen Katzensprung vom Prinzen entfernt zu sein. Mit eingefahrenen Krallen schaltet sie vom Kampf- in den Versöhnungsmodus. Der eheliche Frieden und die gesicherte Zukunft in Siegen behagen ihr. So sehr, dass sie nach Sachsen schreibt, sie und Wilhelm könnten leider vorerst nicht nach Erfurt übersiedeln. Weil, nun ja, der Gemahl sei krank.
Es ist anzunehmen, dass der Prinz in etwa so krank war wie Kurfürst August, als er im November des vorangegangenen Jahres den Oranier nicht in Meißen besucht hat. Und Anna möchte lieber in Siegens Schloss leben als unter der Kontrollmacht des sächsischen Kurfürstenpaares.
Eine leichte Stimmungseintrübung setzt bei ihr ein, als erstens der versprochene Nassauer Beitrag von 1000 Talern zur Haushaltskasse ausbleibt und zweitens ihr Gemahl im Dezember direkt an Siegen vorbei ins siegerländische Freudenberg aufbricht, ohne einen Zwischenstopp bei ihr einzulegen.
In Freudenberg erwartet der Prinz mit einem Trupp Getreuer Nachrichten über eine Aktion der Wassergeusen gegen die Spanier in Deventer. Politik bleibt sein zentrales Thema – in allem.
Schwamm drüber, Weihnachten macht der viel beschäftigte Wilhelm auf dem Siegener Schloss wieder alles gut. So gut, dass Anna im Januar seine Einladung auf die verhasste Dillenburg annimmt, um den Nassauern ein beispiellos großzügiges Geschenk zu machen. Am 16. Januar 1571 unterzeichnet sie eine Verzichtsurkunde für ein Wittum in Hadamar oder Diez. Aus Dankbarkeit für all die Hilfe und all die Freundlichkeiten, die sie und Wilhelm seit ihrer Flucht aus den Niederlanden durch die Nassauer erfahren hätten. Man höre und staune! Der Widerspenstigen Zähmung ist vollendet und ein taktischer Sieg des Prinzen auf der ganzen Linie.
Im sächsischen Erfurt wäre das nicht passiert. Onkel August hätte seiner Nichte die leichtsinnige Unterschrift gewiss verboten. Vor allem zum Schutz der eigenen Schatulle, aus der er im Falle eines Falles – nämlich im Falle von Wilhelms Ableben – dann Annas Witwenrente bestreiten muss. Und in Köln hätte der umsichtige Anwalt Rubens sicher von der schönen Bescherung abgeraten, mit der Anna ihren Witwensitz ins Niemandsland verlegt.
Ist die 26-Jährige einmal mehr blind vor Liebe? Zumindest könnte hormoneller Überschwang eine Rolle gespielt haben. Kurz nach der Unterschrift stellt Anna fest, dass sie erneut »schweren Leips« ist.
Die Ankündigung neuen Lebens ist ihr Verhängnis. Wie das?
Prinz Wilhelm wird das Baby als Beweisstück A für einen Ehebruch seiner Gattin nutzen. Die große
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