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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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lutherischer Kirchenfunktionär ihres Schwagers Johann von Nassau unterrichtet die Fürstin von Rubens’ Inhaftierung und von seinem Geständnis. Er hat den Auftrag, Anna zu einem gleichlautenden Schuldbekenntnis zu bewegen. Ohne Folter, weil die bei Fürstinnen nicht erlaubt ist. Weshalb man erst mal Rubens drangenommen hat. In weiser Voraussicht.
    Anna weigert sich tatsächlich energisch, einen Ehebruch zuzugeben. Stattdessen verfasst sie einen entrüsteten siebenseitigen Brief an Prinz Wilhelm:
    »Diese Schande, so ihr mir nun anthuet, schandt (schändet) sie nicht mehr euer ansicht (Angesicht), dan als ob ihr Nase und Ohren verloren hadt? Wißt ihr nicht, dass man in gemeinen sprichwordt sagt, dass es ein böser Vogel ist, der sein selbst nest bescheist.« Welch erfrischend offene Sprache.
    Überhaupt ist die vorgeblich schwere Trinkerin noch sehr klar in ihrer Gegenwehr. Was Rubens’ Geständnis betrifft, schreibt sie, dass er nur aus Angst vor der Folter dazu verleitet worden sei. Wilhelm selbst, zürnt sie, würde, falls er in Albas Hände und auf die Streckbank geriete, ebenfalls schwören, dass »schwarz weiß ist«.
    Der kirchliche Bote der Nassauer muss der Fürstin überdies angedroht haben, ihre Dienerschaft zu verhören. Sie schreibt dazu, es sei ausgeschlossen, dass ihr Gesinde gegen sie aussagen kann und wird, da es nichts auszusagen gebe.
    Abschließend warnt sie davor, die Verleumdungen »vor die leut« zu bringen, also öffentlich zu machen. Es sei auch nicht nötig, dass der Prinz drei Frauen zu ihrer Überwachung geschickt und die Entfernung aller Messer aus ihrer Umgebung angeordnet habe. Sie plane nicht, Hand an sich zu legen, sondern vertraue darauf, wie der biblische Daniel aus dieser Löwengrube befreit zu werden. Das Gleichnis zeigt, dass Annas Bibelstunden nicht umsonst waren, und hebt sich angenehm von den Glaubensbeteuerungen Wilhelms von Oranien oder von der Folterurkunde ab.
    Doch ihr Kampfgeist ist der Raffinesse der Nassauer unterlegen. Sie steht nicht nur ohne Rechtsbeistand da, sondern der ist jetzt sogar ihr Belastungszeuge. Da muss man erst einmal gegen ankommen.
    Als man ihr signalisiert, dass nur ihr Geständnis den inhaftierten Rubens vor weiterer Folter und vor dem Todesurteil retten kann, bekennt sie sich Ende April des Ehebruchs schuldig. Zum Teil aus Nächstenliebe, zum Teil in der Hoffnung, mit Rubens später eine Gegenklage vor dem Reichsgericht in Speyer erheben zu können.
    Graf Johann hat Anna im Gegenzug für ihr Schuldbekenntnis nämlich zugesichert, Rubens aus der Haft zu entlassen. Als der im Mai 1571 jedoch immer noch in Haft sitzt, beginnt die Fürstin – Seite an Seite mit Rubens’ Ehefrau und ihrer Freundin Maria Pypelinx – einen Kampf um seine Freilassung. Die beiden Frauen verfassen Briefe und Bittschriften. Die angeblich betrogene Rubens-Gemahlin kann also kaum an den Seitensprung von Anwalt und Mandantin geglaubt haben. Sie zieht sogar vorübergehend zu Anna nach Siegen. Die Fürstin übernimmt derweil die Miete für Rubens’ Kölner Haus, obwohl sie schlecht bei Kasse ist.
    Zumindest bei Graf Johann von Nassau bewirkt die konzertierte Aktion der betrogenen Frauen ein wenig Nachgiebigkeit. Er verspricht, dem gefangenen »Schelmen« Rubens Hafterleichterung, etwa gelegentlichen Zugang ans Tageslicht, zu gewähren. Was er jedoch, auf Drängen seiner Familie, nicht in die Tat umsetzt. Der Anwalt bleibt im Kellerverlies und wird mit weiterer Folter bedroht.
    Am 22. August 1571 kommt Anna mit ihrem letzten Kind nieder. Ein Mädchen, das auf den Namen Christine getauft wird. Der Prinz von Oranien – der wie immer in der Weltgeschichte herumreist und nur noch brieflich mit Anna verkehrt – brandmarkt das Baby aus der Ferne als Bastard. Den Rest überlässt er seiner Familienbande.
    Kurz darauf kerkern die Nassauer den Siegener Pfarrer Bernardi ein, der ohne ihre Genehmigung die christliche Taufe des Mädchens vollzogen hat. Auch dem Gottesmann werden heftige Flirts und Trinkgelage mit Anna angehängt. Der Prediger – Sohn eines renommierten Vorkämpfers der Nassauer Reformation – scheint die Bastardthese angezweifelt zu haben.
    In persönlichen Aufzeichnungen des Gottesmannes lässt sich nachlesen, dass Anna eine verfrühte, unerwartete Niederkunft hatte. Das Baby Christine ist allem Anschein nach ein Acht-Monats-Kind. Was die Nassauer nicht hören wollen, da es ihre Bastardthese entkräftet. Die verfrühte Geburt bedeutet, dass die kleine Christine

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