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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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liegt und dass ich zudem nicht weiß, wie ich in drei Tagen dort eintreffen soll und dass ich zudem nicht weiß, wie ich die Mittel zum Reisen auftreiben soll … Sie schrieben mir, dass Sie nicht in der Lage seien, mir Geld zu schicken, aber ich habe schon längst gemerkt, dass mir zu helfen eine Ihrer geringsten Sorgen ist. Sie wissen viel besser als ich, ob Sie mich finanziell unterstützen können oder nicht. Da ich weder von Ihnen noch von Ihren Verwandten erhalten kann, was mir zusteht, muss ich mich an meine Freunde wenden, um das Notwendige für den Lebensunterhalt zu erlangen. Denn ich sehe, dass ich von Ihnen keine Hilfe zu erwarten habe … Zu ihrer Bemerkung, dass, wenn ich zu Ihnen komme, ich meinen Zorn besser in Köln zurücklassen sollte, kann ich nur sagen, dass ich niemals auf Sie und Ihre Verwandten zornig war, es sei denn, es lag ein berechtigter Grund vor.«

Der Prinz will kein Provinzfürst werden
    Wilhelm, der sich von Sachsen nichts mehr erhofft und der nunmehr in keinem Fall nassauische Besitzgüter opfern will, entschließt sich zu einem Gegenangriff, der seiner taktischen Meisterleistung bei der Brautwerbung von 1561 in nichts nachsteht. Was tut er? Er überschwemmt Anna von nun an mit zu Tränen rührenden Briefen, nennt sie kosend ma mie und und erinnert sie daran, dass sie als christliche Gattin seine Stütze in allen Lebenslagen sein muss. Die Briefe sind wieder sorgfältig komponiert, gehen erst nach mehreren Entwürfen in die Post, und der Prinz heftet Kopien davon sorgfältig ab. Anna reagiert gereizt und besteht auf einem Treffen, um zu besprechen, wovon sie – bei aller Liebe – denn bitte leben sollen. Auch diese Briefe heftet Wilhelm sorgfältig ab.
    Als er genug von seinen Liebesnachrichten und Annas pampigen Antworten beisammen hat, lässt er die Falle zuschnappen. Der Prinz schreibt einen Beschwerdebrief an Wilhelm von Hessen und an August von Sachsen, in denen er beide auffordert, sie mögen der Nichte »den Kopf zurechtsetzen …«. Er habe Annas »ungereumpte, spitze« Schreiben satt, und er habe lange genug Geduld und wahre Liebe gezeigt. Was er – nach außen hin – ja tatsächlich getan hat. Zum Beweis legt er Kopien seiner Ma mie -Briefe und von Annas genervten Schreiben dazu.
    Der Prinz, der ungern schriftliche Beweise hinterlässt, hat sehr gezielt und fleißig gesammelt. Mit solch einer Kratzbürste, so schreibt Wilhelm, könne er nicht weiter zusammenleben. Basta.
    Diese Trennungsandrohung Wilhelms auf der einen Seite und Anna von Sachsens entschlossenes Vorgehen mithilfe des Juristen Jan Rubens andererseits versprechen einen fürstlichen Scheidungskrieg und bringen beider Verwandtschaft endlich mal in Bewegung.
    Annas sächsischer und ihr hessischer Onkel verständigen sich mit den Nassauern über die Aufbringung eines »ziemlichen, fürstlichen« Unterhaltes für die beiden Streithähne, deren Kinder und einen Hof von 24 Personen. Das besitzlose Fürstenpaar soll einen dauerhaften Exilhaushalt in Erfurt einrichten. Die Kosten werden geteilt, wobei die sächsische und die hessische Verwandtschaft den größten Anteil von 3500 Talern bestreiten und die (weit weniger vermögenden) Nassauer 1000 Taler beisteuern sollen. Die Dillenburger Hilfe darf außerdem nicht mit Annas Leibgedinge verrechnet werden. Mit anderen Worten: Die einst so lukrative Ehe kommt die Nassauer teuer zu stehen.
    Anna ist mit der Lösung einverstanden. Wilhelm tut erst einmal so. Aber Erfurt als Hauptwohnsitz? Und nebenan der Kurfürst, der unmissverständlich klargemacht hat, dass er das Paar nie empfangen wird. Im Leben nicht!
    Nachdem das Finanzielle scheinbar geklärt ist, darf Anna ihren neuen alten Liebling Wilhelm im Juni 1570 zur Hochzeit seines besten Calvinistenfreundes, Pfalzgraf Johann Kasimir, nach Heidelberg begleiten.
    Das Leben könnte in ihren Augen wieder einmal nicht schöner sein. Beim Hochzeitsbankett werden bis zu 200 verschiedene Gerichte aufgetischt und hernach die üblichen Ritterturniere und Maskeraden geboten. Anna fühlt sich als Siegerin auf der ganzen Linie, vor allem weil sie den Rest des Sommers mit Wilhelm im Siegener Schloss verbringen darf.
    Dort hat sie sich ja schon direkt nach der Flucht mit ihrem Prinzen ausgesprochen heimisch gefühlt. Obwohl sie sich auf Nassauer Hoheitsgebiet befindet, das sie lange gemieden hat, genießt Anna die unverhoffte Idylle zu zweit. Auch von Wilhelm ist nichts Gegenteiliges bekannt. Vielleicht weil er längst einen Plan B

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