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Sex and Crime auf Königsthronen

Titel: Sex and Crime auf Königsthronen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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fürstlichen Braut zurück und überdies die ihr zustehenden Witwengüter Hadamar oder Diez.
    Kurzfristig hat der Onkel sogar über eine Entführung von Rubens aus der Dillenburg nachgedacht, um den Nassauern den Kronzeugen zu klauen und Wilhelm von Heirat Nummer drei abzuhalten.
    Doch der Oranier ist unschlagbar und siegt im Ehekrieg auf der ganzen Linie. Ein schmerzlicher Verlust für August. 100.000 Taler futsch und die Nichte zu nichts mehr zu gebrauchen. Dennoch fordert er jetzt ihre umgehende Rückführung nach Dresden.
    Mit den Nassauern will er nie nichts mehr zu tun haben.
    Übrigens ist auch Wilhelms Mutter Juliane von Stolberg als Lutheranerin der ersten Stunde von der calvinistischen Scheidung und Neuvermählung ihres Sohnes nicht begeistert. Bruder Johann verweigert Wilhelm sogar zunächst wichtige Scheidungspapiere, die auf der Dillenburg verwahrt werden. Nach Wilhelms Scheidung entlässt der Graf Jan Rubens schleunigst aus der Haft. Ein Prozess wird dem Anwalt nicht gemacht. Der Jurist muss mit seiner Familie allerdings für mehrere Jahre in Siegen verbleiben. In einigen Briefen des Grafen Johann schimmert leise Reue durch wegen des Falls Rubens.
    Es ist möglich, dass seine eigene Familie dem Prinzen auf den Leim gegangen ist und erst jetzt ahnt, dass Anna die Nervensäge keinen Ehebruch begangen hat. Die Dillenburger holen Christine, das angebliche Bastardkind von Anna und Jan Rubens, aus Beilstein ab, um die Dreijährige auf der Dillenburg zu erziehen. Landgraf Wilhelm, der Christine als junge Erwachsene kennenlernen sollte, wird später anmerken, sie sei dem Oranier wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Wie Anna darauf reagiert hat, dass man ihr ihr letztes Kind weggenommen hat, ist nicht bekannt. Ausführliche Schilderungen gibt es aber über ihren Gemütszustand und über ihr Verhalten im Jahr »ihrer« Scheidung. Die Prinzessin ist zeitweise kaum zu bändigen. Ihr Wachpersonal berichtet von Tobsucht und Raserei, von Suizidabsichten und merkwürdigen Anfällen.
    Annas Mägde geben zu Protokoll, dass »iro Gnaden bisweilen ein groß Zittern oder Händebeben ankomme«. Danach soll »Schaum und Wasser aus dem Mund laufen« und darauf eine große Mattigkeit erfolgen, »also das sie auch nicht mal die Glieder regen« konnte. In modernen Ohren klingt das stark nach epileptischen Anfällen. Die können übrigens schwere Trinker bei Entzugserscheinungen erleiden, ohne chronisch an Epilepsie zu leiden.
    Als Anna im Dezember 1575 erfährt, dass sie nach Dresden in Gewahrsam überführt werden soll, werden ihre Tobsuchtsanfälle immer aggressiver. Sie wehrt sich mit Händen und Füßen und muss mit Gewalt in einen geschlossenen Pferdewagen gesperrt werden. Die Reisebegleiter erleben von Beilstein bis Dresden einen Horrortrip. Die Exfürstin von Oranien spuckt, schreit, kratzt und verletzt ihre Bewacher mit Bissen.
    In Dresden bewahrheiten sich die schlimmsten Befürchtungen, die sie bezüglich einer Unterbringung bei Onkel August und Tante Anna von Dänemark immer gehegt hat.
    Im Zwinger erwartet sie ein lichtloses Gemach, dessen Fenster zugemauert und – doppelt hält besser – vergittert worden sind. In die Kammertür hat man weit oben eine viereckige Öffnung eingelassen, die mit Gittern und einer Klappe versehen ist, um sie mit Nahrung zu versorgen. Das Loch ist Annas einzige Verbindung zur Außenwelt. Die Tür ist durch ein zusätzliches Gittertor gesichert.
    Neben Nahrung schicken Onkel und Tante regelmäßig Geistliche, die ihr vor der Zellentür Predigten halten. Auf Annas Wunsch dürfen sie auch die Sakramente spenden, aber die Prinzessin lehnt ab. Ihre Begründung spricht von einer – und das ist ernst gemeint – trotz allem erlittenen Unrecht frommen Seele. Sie will die Sakramente nicht empfangen, weil sie dann erst ihren Feinden vergeben müsse, sagt Anna, und das könne sie nicht. Trotzig setzt sie hinzu, dass deren Sünden viel tausend Mal größer seien als ihre.
    Nach anderthalb Jahren Isolationshaft im Palast setzen bei Anna im Mai 1577 Dauerblutungen ein, die auf Gebärmutterkrebs hindeuten könnten. Man schickt keine Ärzte, und Apothekerin Anna von Dänemark nimmt sich des Falles erst recht nicht an.
    Anna stirbt, eingemauert, hilflos und unter Schmerzen am 18. Dezember 1577, fünf Tage vor ihrem 33. Geburtstag.
    Und Wilhelm? Wird bis zu seinem Tod viel leisten, was ihm zu Recht einen Platz in den Geschichtsbüchern eingebracht hat.
    Politisch liegt er mit seinem letzten Glaubenswechsel

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