Sex for One
geringfügiges Vergnügen, für wieder eine
andere ein absolutes Mysterium. Oft waren sich ein paar
Frauen nicht klar, ob sie einen Orgasmus erlebten oder
nicht. Entweder hatten sie keine Ahnung, was sie erwarten
konnten, oder unrealistische romantische Vorstellungen.
Manche entdeckten, daß sie mehrere kleine Orgasmen hat-ten. Sie hatten gedacht, ein Orgasmus sei jedesmal ein
ungeheuer überwältigendes Erlebnis, wie es in der eroti-schen Literatur immer beschrieben wird. Die meisten
Frauen kamen auf die eine oder andere Weise zum Orgas-mus, doch sie wollten mehr über die Masturbation erfah-ren. Manche hatten schöne Orgasmen durch Oralsex, aber
nicht beim Verkehr. Andere kamen nur beim Verkehr, aber
nicht allein; andere wiederum nur allein und nie mit einem
Partner. Alle Frauen aber waren sich darin einig, daß sich
alle Orgasmen deutlich voneinander unterschieden.
Nach den Gesprächen gingen wir zum praktischen Teil
über. Ich begann mit einer spöttischen Imitation der an-
ständigen weiblichen Rolle. Ich warf mich in eine weibliche
Pose und machte mich so klein wie möglich. Das war eine
gute Übung, denn als Modedesignerin hatte ich die »Weib-lichkeit« bis zum Äußersten getrieben. Alle lachten dann,
weil sie sich selbst wiedererkannten. Dann übten wir, ge-rade zu stehen, und betrachteten unsere Haltung im Spie-gel. Wenn wir hoch aufgerichtet gingen, Brust raus, Hintern
rein, Klitoris nach vorn, veränderte sich nicht nur unsere
Haltung, sondern auch unsere Einstellung.
Eine lustige und lehrreiche Übung hieß »sexuelle Begeg-nung«, bei der die »normalen« Rollen vertauscht wurden
und die Frau oben lag. Wir taten so, als dringe die Klitoris in
die andere ein, und wir brauchten nur zu stoßen. Ich stellte
den Küchenwecker auf drei Minuten - ein wenig länger als
Kinseys nationaler Durchschnitt. Wenn die Vögelei begann,
machte ich auch mit und kommentierte die Technik der
anderen. »Halt die Arme gerade, sonst zerdrückst du deine
Geliebte. Du bist zu hoch, deine Klitoris ist gerade herausge-rutscht. Weiterbewegen, sonst hält deine Erektion nicht.
Nicht so schnell, sonst kommst du zu früh. Und vergiß nicht,
zwischen all den heißen Küssen süße Worte ins Ohr deiner
Liebsten zu flüstern.«
Ich beobachtete den Küchenwecker und koordinierte
meinen gespielten Orgasmus mit dem Klingeln. Die letzten
zehn Sekunden stieß ich heftig auf und ab. Dann fiel ich auf
meine vorgestellte Geliebte herab und murmelte: »War es
schön für dich?«, worauf ich laut zu schnarchen begann.
Das war stets der größte Lacherfolg.
Keuchend und erschöpft meinten alle: »Wie schaffen
Männer das bloß?« Sie klagten über steife Arme, Kreuz-schmerzen und steife Hüftgelenke. Die meisten Frauen wa-ren lange vor dem Klingeln abgerutscht. Danach hatten wir
mehr Mitgefühl mit den Männern, und die Frauen zeigten
mehr Interesse für andere Stellungen beim Liebesakt.
Manche Frauen berichteten von Schmerzen, wenn Män-ner tief in sie eindrangen, doch anderen gefiel das. In
meiner Jugend hatte ich das harte Stoßen mit Leidenschaft
verwechselt und war hinterher immer innen wund. Ich
erklärte, ein gefühlvoller Liebhaber würde nie heftig. Ich
schätzte zwar einen kräftigen Pick, wenn sich zwei gleich-rangige Energien trafen, doch auch das langsame, intensive
Vögeln.
Ein weiteres Problem waren fehlende Gleitfähigkeit und
die Schmerzen bei trockenem Verkehr. Einige Frauen fühl-ten sich minderwertig, wenn sie trotz Erregung nicht feucht
wurden. Ich hatte unterschiedliche Erfahrungen gemacht.
Ich wurde manchmal feucht, wenn ich nicht einmal an Sex
dachte. Dann wieder war ich trocken, obwohl ich erregt
war. Ich empfahl meinen Gruppen Massageöl. Ich fand alle
Öle sinnlich und war nie verlegen, sie auch zu benutzen.
»Genitale Schau und Vortrag« war bei jedem Workshop
ein Höhepunkt. Ich kann mich nur an wenige Frauen erin-nern, die nicht an der Show teilnahmen. Doch alle sahen zu,
wenn die vaginale Blume einer jeden Frau ins Scheinwer-ferlicht gerückt wurde. Ich machte immer den Anfang und
setzte mich vor meinen Make-up-Spiegel. Mit beiden Hän-den spreizte ich meine Möse und stellte meine süßen klei-nen Läppchen aus, die mich immer an die vergangenen
Ängste vor Deformierung erinnerten. Nach Jahren der Er-fahrung mit weiblichen Genitalien hatte ich viele innere
Schamlippen gesehen, die länger und größer als meine
waren. Und ich hatte aus meinem Gehänge ein
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