Sex for One
des
ritualisierten Vorspiels und der ewiggleichen Stellung eröff-net diese erotische Gemeinsamkeit neue Erfahrungen in
Intimität ohne Druck.
In einer der ersten Gruppen wurde über das Fehlen
erotischer Spiele für kleine Mädchen geredet. Ich sprach
über meine Phantasie, eines Tages eine Gruppenmasturba-tion zu erleben. »Hört sich gut an. Versuchen wir es doch
mal!« war die Reaktion. Ich war baff. Sie waren zur Grup-penmasturbation bereit, aber ich nicht! Für mich war das
immer noch eine Phantasie. Ich wurde ganz nervös, doch
dann beruhigte ich mich - schließlich waren wir ja alle
vernünftige Erwachsene - und machte mit. Wir stellten eine
orange Kerze in die Mitte, die ich mit zittrigen Fingern
ansteckte. Mir lief ein Schauder den Rücken herab. War ich
vielleicht einmal eine ägyptische Prinzessin gewesen?
Plötzlich sagte mir meine innere Stimme: »Dies ist altes
Tantra-Ritual, und du stehst unter göttlicher Führung.«
Am Anfang gab es Gruppenmasturbation nur wahlweise.
Im fünften Jahr entwickelte sie sich zum »angeleiteten
Masturbationsritual« und gehörte ins Programm. Wir stan-den zu Anfang im Kreis und tanzten mit unseren Vibratoren
zu leiser Musik, eine exotische Vision weiblicher Erotik. Ich
leitete die Gruppe durch die verschiedenen Stadien genita-ler Stimulierung, Hüftbewegung, Atemtechnik und Stellung
für die Masturbation. Bei einer meiner Lieblingspositionen
saß ich auf dem Vibrator, der auf einem Kissen lag. Das war
die beste Stellung, um Hüftstöße zu üben.
Nach etwa dreißig Minuten verkündete ich eine erotische
Pause. Dann vibrierte der Raum vor sexueller Energie und
Lustseufzern. Die Frauen liebten das Ritual mit oder ohne
Orgasmus, denn sie fühlten sich, als ob sie in einer Stunde
ein Leben der sexuellen Unterdrückung hinter sich ließen.
Wir holten die Masturbation aus dem dunkelsten Schrank
und stellten die Selbstliebe im Tempel der Lust aus.
In diesen Bodysex-Gruppen durchlebte ich Agonie und
Ekstasen. Ich machte mir ständig Sorgen, zu weit zu gehen,
weil ich dachte, daß Frauen konservativ und zu ängstlich
sind, um Risiken einzugehen. Doch das stellte sich als falsch
heraus. Jede Frau, die den Tempel betrat, bewies Mut, auch
wenn sie anfangs zögerte, sich auszuziehen. Manchmal
fühlte ich mich, als watete ich durch einen Sumpf der
Repression, bis in die Knie gehemmt. Ich mußte den Wider-stand der Gruppen aufsaugen und die Spannung durch
Lustrituale abbauen. Die Ekstase kam, wenn ich mich im
Kreis masturbierender Frauen umschaute und fast ohn-mächtig wurde vor Erotik.
Ich weiß, daß es viele Partys und nachbarschaftliche
Kaffeekränzchen gegeben hat, bei denen eine Bodysex-Frau
alle anderen mit der Beschreibung ihrer sexuellen
Abenteuer hinriß. Die Frauen berichteten auch ihren Ehe-männern und Liebhabern von ihren Erfahrungen, und das
eröffnete bei vielen zum ersten Mal einen sexuellen Dialog.
Lehrer, Therapeuten und Mediziner verwerteten meine
Masturbationserfahrungen bei ihrer Arbeit. Jede Bodysex-Gruppe warf einen Stein in den Teich der Repression. Die
entstehenden Kreise aus sexueller Energie breiteten sich
weit aus und berührten das Leben vieler Männer und
Frauen mit erotischer Liebe.
Die Gruppen leiteten mich, wenn ich Sex unterrichtete,
indem ich ihn praktizierte. Ich glaube, ich habe über fünf-tausend Frauen durch die Riten des Orgasmus geleitet.
Diese Frauen waren sämtlich meine göttlichen Liebhabe-rinnen. Es wird immer unmöglich bleiben, die Tiefe emotio-naler und sexueller Zufriedenheit zu beschreiben und dar-zustellen. In den Bodysex-Gruppen vergaß ich nie meinen
Respekt vor der Macht und der Schönheit sexueller Energie.
6.Kapitel
Orgasmen am laufenden Band
Ob von einem Liebhaber, dem Duschstrahl, einem Teddy-bären, einem Vibrator, einem Finger oder einer Zunge — ein
Orgasmus ist ein Orgasmus. Meine reifen Orgasmusrituale
der Selbstliebe waren am Anfang ziemlich bescheiden. Ich
brauchte ungefähr zehn Minuten, um zu kommen, und
dann hörte ich auf. Ich konzentrierte mich dabei nur auf
meine Körpergefühle. Allmählich nahm ich mir mehr Zeit,
und da ich als meine eigene Liebhaberin besser wurde, kam
ich langsamer, fiel zurück, reizte mich stärker und baute
mehr sexuelle Spannung auf, ehe ich mich gehenließ. Als
ich meine Gedanken auf erotische Themen und Bilder kon-zentrierte, wurden die Orgasmen sogar noch besser. Ich
baute mir eine sexuelle Phantasiewelt auf und
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