Sex for One
»Bei der
ersten Masturbation« und nicht: »Als ich das erste Mal mit
einem Partner geschlafen habe.«
Ich hatte erwartet, daß in den achtziger Jahren über
Masturbation überall offen gesprochen werden würde,
doch hier stehen wir und liberalisieren immer noch.
Manchmal werde ich gefragt, warum ich mich immer noch
mit diesem Thema herumschlage, weil heutzutage Mastur-bation doch überall akzeptiert sei. In Wirklichkeit kann man
das Wort aber immer noch nicht offen aussprechen oder
über das Thema reden, besonders nicht im Zusammenhang
mit dem eigenen Sexualleben. Klar, kaum jemand glaubt
mehr, daß Masturbation wahnsinnig macht oder Warzen
hervorruft, doch die meisten heutigen Bücher über Sex
beklagen zwar die schrecklichen Ammenmärchen über
Masturbation, loben sie aber auch nicht gerade. Am
schlimmsten ist die Meinung, sie sei als Ersatz für »etwas
Besseres« akzeptabel. Wann immer ich ein neues Buch
über Sex in die Finger bekomme, schlage ich sofort unter M
nach, um zu erfahren, wo der Autor wirklich steht.
Abgesehen von ihrer Bedeutung als Selbsthilfe hat die
Masturbation viele Vorteile. Sie bringt jenen Menschen
sexuelle Befriedigung, die keinen passenden Partner finden
können. Sie bietet eine Möglichkeit für Teenager mit star-kem Sexualtrieb, Orgasmen zu erleben, ohne eine Schwan-gerschaft zu riskieren. Masturbation bietet ein Ventil für
Paare, wenn sie getrennt werden, wenn einer krank wird
oder nicht an Sex interessiert ist oder wenn man nicht genü-gend erregt wird, um auf normale Art Verkehr zu haben.
Masturbation mit einem Partner kann als Alternative zum
Verkehr erlebt werden; das gemeinsame Masturbieren ist
ein wichtiger Beitrag für das sexuelle Repertoire eines Paa-res. Masturbation vor dem Partnersex nimmt dem Mann
den stärksten Drang und macht ihn gelassener. Außerdem
bietet sie in der letzten Phase der Schwangerschaft einen
sicheren Ersatz und kann menstruelle Bauchkrämpfe er-leichtern. Ein Orgasmus durch Masturbation entspannt und
hilft beim Einschlafen. Und schließlich ist die Masturbation
eine sichere Form von Sex - was heutzutage besonders
wichtig ist.
Man muß sich einmal vor Augen halten, daß alle mögli-chen Leute nicht in einer Partnerbeziehung leben — manche
freiwillig, andere, weil sie auf »den Richtigen« warten,
andere sind zu schüchtern oder körperlich behindert. Man-che Männer und Frauen, die gerade eine lange Beziehung
beendet haben, wollen sich nicht gleich wieder in eine neue
stürzen, haben aber dennoch sexuelle Bedürfnisse. Und
sehr oft vergessen wir auch die sexuellen Bedürfnisse der
älteren Menschen, besonders, wenn sie nach langer Ehe
verwitwet sind. Es gibt noch viele andere Menschen, die
keine andere Wahl haben; sie befinden sich vielleicht im
Gefängnis, im Krankenhaus, einer Heilanstalt oder beim
Militär. Das Akzeptieren der Masturbation kann das Leben
vieler Menschen erfüllter machen.
Und es gibt noch einen Grund, warum ich nachhaltig
darauf bestehe, zur grundsätzlichsten Form der Sexualität
ja zu sagen: um den Stimmen organisierter Gruppen entge-genzutreten, die sich zur Aufgabe gemacht haben, die Ma-sturbation als »Sünde« zu bezeichnen. An der Spitze dieser
Organisationen steht die römisch-katholische Kirche. Doch
eine organisierte Opposition gegen die Masturbation ist,
wie die Opposition gegen Pornografie, eine Opposition ge-gen die sexuelle Erregung schlechthin. Irgendwie wird es
als asozial betrachtet, sexuell erregt zu werden. Doch in
Wirklichkeit trifft das Gegenteil zu: sexuelle Unterdrückung
ist asozial.
Auf der High School war ich vom Gedanken an Sex
besessen, steckte voller romantischer Ideen, dachte, ich
hätte Akne vom zu häufigen Masturbieren und keine Ah-nung von Empfängnisverhütung. So war ich jederzeit ein
potentielles Opfer. Was für ein Segen wäre es gewesen,
hätte es auf meiner High School eine Sexprofessorin gege-ben! In der Phantasie stelle ich mir eine Vorlesung bei ihr so
vor: »Eure Sexualität wird sich im Verlauf eures Lebens
ständig ändern. Nach den heißen Romanzen, was alles ist,
das ihr jetzt kennt, gibt es den zärtlichen Sex der ersten
Ehejahre, den geheimnisvollen Sex der Fortpflanzung und
die Bequemlichkeit - oder Langweile - der lang andauern-den sexuellen Monogamie. Die meisten von euch werden
geschieden und eine neue Phase romantischen Sex erleben,
um den Kreislauf aufs neue zu beginnen. Diejenigen, die
lesbisch oder schwul
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