Sex in der Dose
der Hitze im Freien.
»Vielleicht sollten Sie doch
zuerst mit Gerry sprechen«, schlug die Dame vor. »Dann haben Sie’s vom Hals und
werden hinterher nicht abgelenkt. Ich hasse Männer, die beim Bumsen an die
Aktienkurse denken oder an ähnliche Dinge. Das ist Untreue im schlimmsten
Sinne.«
»Tatsächlich?« fragte ich intelligenterweise .
»Sie finden Gerry auf dem
Balkon«, fuhr sie fort. »Gehen Sie nur durchs Wohnzimmer, er sitzt
wahrscheinlich draußen und sieht aus wie ein wandelnder Leichnam. Lassen Sie sich
davon nicht abschrecken, er sieht immer halbtot aus, auch wenn er sich
unterhält.«
Ich folgte ihrem Vorschlag und
durchquerte das ungeheuer große, luxuriös möblierte Wohnzimmer. Schiebetüren
aus Glas führten auf den Balkon, der seinerseits fast die Ausmaße des
Wohnzimmers erreichte. Wie sie gesagt hatte, döste ein Mann im Schaukelstuhl,
die Füße aufs Balkongeländer gelegt. Er hielt ein hohes Glas in der Hand und
war entweder in Nachdenken versunken oder soeben gestorben. Mitte Fünfzig,
tippte ich. Ordentliches, eisengraues Haar, ungesunde Blässe und eine
Hakennase, die jedes Gesichtschirurgen Herz hätte höher schlagen lassen. Er
trug eine Leinenjacke, blaues Hemd und blaue Hose und eine pastellfarbene
Blümchenkrawatte.
»Mr. Sanford?« erkundigte ich
mich nähertretend.
»Der bin ich.« Er hatte eine
hohe Stimme mit querulantem Unterton. »Ich nehme an,
Paula hat Sie eingelassen. Dieses Mädchen hat einfach keinen Sinn für
Selbstschutz. Nicht den geringsten!«
»Mein Name ist Rick Holman «, stellte ich mich vor. »Ich wollte mit Ihnen über
den Iris- Merivale -Film sprechen, den Sie finanziert
haben.«
»Ich habe hunderttausend Dollar
in einen Topf geworfen«, sagte er, »nur um herauszufinden, daß der Topf keinen
Boden hat. Diese Erkenntnis hat mich ein Vermögen gekostet.«
»Iris Merivale ist tot«, überlegte ich. »Wenn aber jemand den Film möglichst schnell zu Ende
dreht, könnten alle Beteiligten daran verdienen. Und Sie bekämen Ihre
Investition zurück, unter Umständen sogar mit Gewinn.«
»Sind Sie von Jamison
geschickt?« erkundigte er sich und gähnte demonstrativ. »Sagen Sie ihm — kein
Interesse.«
»Ein Mann namens Hal Lessinger hat mich engagiert«, stellte ich richtig. »Ich
soll verhindern, daß er ermordet wird.«
»Wer Hal Lessinger umbringt, tut der Menschheit einen Gefallen«, sagte er. »Sie vergeuden meine
Zeit.«
» Lessinger hatte einen Freund, der Privatdetektiv war«, fuhr ich unbeirrt fort. »Sein Name
war Mike Rawlins , und er wohnte in Lessingers Haus. Letzte Nacht hat jemand beide Läufe einer
abgesägten Schrotflinte auf ihn abgefeuert und ihm den Kopf weggeblasen. Lessinger glaubt, die Schüsse galten ihm. Deshalb ist er
etwas beunruhigt.«
Sanford wandte den Kopf und
musterte mich scharf unter halbgeschlossenen Lidern. »Ich habe schon von Ihnen
gehört, Holman «, sagte er. »Deshalb will ich zunächst
als Tatsache akzeptieren, was Sie da erzählen. Aber inwiefern betrifft es
mich?«
Ich hatte einen Blick über
seine Schulter geworfen und bemerkt, daß die kurzgeschorene Blondine lautlos
auf den Balkon getreten war und uns, wenige Schritte hinter seinem Stuhl
stehend, zuhörte.
»Immerhin haben Sie das Kapital
für den Film aufgebracht«, gab ich zu bedenken. »Mit Tony Ferrell als Regisseur und Produzent. Nachdem Sie um hunderttausend Dollar ärmer waren,
haben Sie sich sein Projekt näher betrachtet, kamen zu dem Schluß, daß es
nichts taugte, und verweigerten ihm weiteres Geld. Jedenfalls habe ich es so
gehört.«
»Da haben Sie richtig gehört.«
»Nach Iris Merivales Tod kam Lessinger auf die schlaue Idee, den Film
fertigzustellen und auf das morbide Interesse des Publikums zu spekulieren. Lessinger wiederum wird von einem Mann namens Blair unter
Druck gesetzt, dem er eine lohnende Investition beschaffen muß. In der
Zwischenzeit hat sich Ferrell von einem gewissen Alec
Jamison zehntausend Dollar geliehen und das Negativ des Films dafür in Pfand
gegeben. Aber er hat sich das Recht vorbehalten, den Film als Produzent und
Regisseur fertigzustellen — falls es jemals soweit kommt. Laut Lessinger gibt es schon jetzt eine Menge Probleme dabei.
Jamison weigert sich, das Negativ herauszugeben, wenn er nicht einen hohen
Prozentsatz des Einspielgewinns erhält, und Ferrell tönt,
daß die ganze Idee sein künstlerisches Gewissen beleidigt.«
»Warum erzählen Sie mir den
ganzen Mist?« Sanford gähnte schon wieder.
»Weil Sie
Weitere Kostenlose Bücher