Sex oder Schokolade
frisiertes Haar und das schlichte dunkelblaue Kleid.
Kit musste an den Sex der letzten Nacht denken. Da hatte sie wie eine Kriegerin auf ihm gesessen. Ihr langes Haar hatte im Luftzug des Ventilators geweht, und in diesem Augenblick hatte er erkannt, dass sie sich in einem Apartment am Fluss niemals wohl fühlen würde.
„Wo warst du?" hakte sie ungeduldig nach.
Das würde er ihr später zeigen.
„Du hast niemandem Bescheid gesagt." Sie runzelte die Stirn. „Mein Dad war auch immer so unzuverlässig. Ich habe meine Mutter immer für zickig gehalten, aber jetzt verstehe ich sehr gut, wieso ..." Sie unterbrach sich und verzog das Gesicht. „Mist. Ich klinge tatsächlich schon genau wie sie."
Kit schwieg.
„Was wird das denn?"
„Karamellisierter Zucker."
„So. Daffy erwartet aber etwas Großartiges."
„Das wird es auch." Kit prüfte die Farbe des geschmolzenen Zuckers. Genau im richtigen Moment nahm er die Pfanne vom Feuer und gab etwas heißes Wasser hinein.
„Siehst du die Schüsseln?"
Sabrina blickte auf die riesigen umgedrehten halbrunden Rührschüsseln. Sie waren mit Öl bedeckt. „Wozu brauchst du die?"
„Pass mal auf." Er tauchte einen Löffel in den karamellisierten Zucker und ließ die heiße Flüssigkeit auf die erste Schüssel tröpfeln. Damit machte er weiter, bis er eine Art Spinnennetz geschaffen hatte. Dasselbe machte er mit der zweiten Schüssel und dann mit kleineren Schalen, die Vijay auf der Anrichte aufgestellt hatte.
„Das verstehe ich nicht."
„Das werden die Servierschalen für unsere Desserts", erklärte er. „Sobald der karamellisierte Zucker erstarrt ist, lösen wir ihn von den Schüsseln. Die Netze werden sehr zierlich und zerbrechlich sein. Deshalb musste ich sie hier an Ort und Stelle machen."
„Verstehe." Sabrina wirkte immer noch nicht ganz überzeugt. „Wie lange dauert das?"
„Zehn oder fünfzehn Minuten." Kit und Vijay arbeiteten schnell. Sie ließen die Zuckermasse über die kleinen Schälchen laufen und erstellten ein Spinnennetz nach dem anderen.
„Wir brauchen den Blickfang aber jetzt sofort."
Kit lächelte sie an. „Sei nicht so ungeduldig."
„Und du sei nicht so geheimnistuerisch." Vorsichtig berührte sie eines der großen goldenen Spinnennetze. „Dass du so plötzlich verschwunden bist, hatte das etwas mit dem Anruf des Maklers zu tun, der dir aufs Band gesprochen und auch im Restaurant angerufen hat?"
„Nicht direkt."
„Wirst du es mir denn jemals verraten?"
„Nur wenn es dir wichtig ist."
„Das ist ja wohl offensichtlich!"
„Verstehe."
Entnervt stöhnte Sabrina auf. „Ich hasse so etwas!" Damit stürmte sie aus der Küche.
„Sie ist nervös wegen des Empfangs", sagte Vijay.
Kit schnaubte. „Ein bisschen Frustration tut ihr gut."
Vijay kratzte den Rest aus der Pfanne. „Wo warst du denn nun?"
„Am Hafen. Aber sag es nicht Sabrina. Sie denkt, ich lege mir ein großes Apartment am Wasser zu, und das macht sie unglaublich nervös."
Von der Rückseite des Ballsaals aus beobachtete Sabrina, wie die Kellner die winzigen Desserts auf kleinen Zuckerplättchen servierten. Die größeren netzartigen Schalen standen auf allen Tischen und waren mit selbst gemachten Pralinen gefüllt. Die Gäste waren entzückt und naschten immer wieder von den Trüffeln, während sie darauf warteten, dass Daffy mit ihrer Ansprache fertig wurde.
Sabrina blickte zum Haupttisch. Dort stand Kit hinter Daffy. Er hatte sich wirklich selbst übertroffen. Mitten auf dem Tisch stand ein Globus aus Schokolade, den er im Voraus zubereitet und tiefgefroren hatte. Er war mit Schokoladenmousse gefüllt und lag auf einem kleinen Podest inmitten von den zwei großen Karamellkuppeln. Es sah wie die essbare Version des Logos des IRO aus - der Globus in der Spirale. Nicht nur die Gäste waren begeistert, sondern auch Daffy war fasziniert.
Endlich beendete Daffy die Ansprache und trat unter Applaus vom Rednerpult. Sie griff nach dem scharfen Messer, das Kit ihr reichte, und zerschlug damit in einem einzigen zielsicheren Hieb das Zuckernetz um den Globus.
Anschließend zerteilte Kit den Globus in kleine Portionen, die von kleinen Stücken des Zuckernetzes überzogen waren. Sabrina ging zu ihm, um ihm zu helfen.
Daffy lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und leckte sich einen Rest Mousse von den Lippen. „Wir haben's geschafft! Dominique ist wirklich die Beste. Und dieser Patisseur meine Güte!"
„Kristoffer Rex",
Weitere Kostenlose Bücher