Shadowangels (German Edition)
schön
– frisch verliebt!
36)
S ie
hatte es geschafft … sie hatte es tatsächlich geschafft …
ihr war es wahrhaftig gelungen, sich aus ihrer eigenen Vision
herauszukatapultieren.
Melandra hätte
jubeln mögen, hätte sie noch gewusst, wie man das machte.
So verzog sich ihr
zahnloses Maul lediglich zu einer hässlichen Fratze.
Da Melandra es sich
bereits vor tausend Jahren abgewöhnt hatte, in einen Spiegel zu
sehen, war es ihr leidlich egal, wie sie aussah.
Aber dass es ihr
gelungen war, ihn zu täuschen …
ihm die letzten Zeilen ihrer Vision zu verschweigen … erfüllte
sie mit einer solch intensiven Freude, dass sie körperliche
Schmerzen litt. Ihr Herz verzog sich vor Glück – konnte es
wirklich möglich sein …?
Ja! Für
Melandra bestand nicht der geringste Zweifel, dass die letzten Worte
ihrer Vision ihr galten – ihr
alleine.
Melandra horchte in
sich hinein und holte die schicksalsträchtigen Worte zurück
in ihren Kopf.
Jahrhunderte
langes Gefängnis wird ein Ende finden,
Schönheit
und Hässlichkeit werden sich verbinden …
Böses, das
nie böse war,
wird erstrahlen –
hell und klar
Melandra wusste es
mit absoluter Gewissheit. Dieser Teil ihrer Vision betraf sie.
Die Königin der
Nacht war die Schöne … sie, Melandra, war das Biest!
Ein
Kichern sickerte über ihre sabbernden Lippen und verstohlen
blickte sie sich um.
Hatte er etwas
gehört? Kam er zurück?
Nein, die Vision war
dieses Mal klar genug verständlich gewesen, selbst für
Melandra.
Sie lebte lange
genug, um zu wissen, wer die Shadowangels waren und wo deren Heimat,
Caelantia, war. Natürlich konnte sie nicht dorthin gelangen,
niemals würde es einem Außenstehenden gelingen, in
Caelantia einzudringen.
Doch Melandra wusste
ebenso wie ihr Meister, dass Shadowangels auch auf der Erde lebten.
Wo?
Das galt es zu
klären … dies und die Frage, wie Melandra Verbindung
aufnehmen konnte … Verbindung zur Königin der Nacht …
37)
M rs.
Baker war gerade auf der Toilette, als das Telefon in der Kanzlei
klingelte.
Nun, es konnte ja
nicht so schwer sein, den Hörer in die Hand zu nehmen und den
Anrufer zu bitten, sich kurz zu gedulden, bis Mrs. Baker wieder
zurück war, oder?
„ Anwaltskanzlei
Brookemore & Waver, guten Morgen. Was darf ich für Sie tun?“
Lance vergaß
beinahe, weshalb er angerufen hatte.
Du lieber Gott!
Bisher hatte er Cassie noch nicht am Telefon gehört – wie
denn auch?
Aber dieses Mädchen
hatte eine Stimme, die einen geradezu aufforderte, ihr von seinen
Sorgen und Nöten zu berichten … und die einem das Gefühl
gab, ihm werde geholfen.
„ Hallo, geht
es Ihnen gut?“ Cassie hatte nur ein leises Stöhnen
vernommen.
Lance schüttelte
verwirrt den Kopf. „Cassie, ich bin’s.“
„ Lance!“
Cassies freudiger Aufruf schickte ein Kribbeln durch seinen Körper.
„Was kann ich für dich tun?“
Lance fielen spontan
mehrere Dinge ein, die Cassie für ihn tun konnte!
Er räusperte
sich. „Cassie, würdest du bitte in mein Büro gehen
und auf meinem Schreibtisch die blaue Akte suchen?“
Cassie war bereits
unterwegs. „Urteile Anlagebetrug?“, fragte sie, während
sie die Aufschrift las.
„ Ja, Kleines,
genau die. Würdest du sie mir bitte zum Gericht bringen? Wir
haben gerade dreißig Minuten Pause beantragt und ich würde
mir gerne noch einige Urteilsbegründungen durchlesen.“
„ Natürlich
Lance, Mrs. Baker ist gerade auf der Toilette, sobald sie
zurückkommt, werde ich mich auf den Weg machen.“
„ Du weißt,
wo das Gericht ist?“, fragte Lance.
Lance registrierte
ihr kurzes Zögern sofort.
„ Ja, ich …
ich war kürzlich …“
„ Oh,
entschuldige bitte, Cassie, natürlich weißt du, wo das
Gericht ist.“
Am liebsten hätte
er sich die Zunge abgebissen.
Selbstverständlich
wusste Cassandra wo das Gericht war. Schließlich war ihre
Mutter erst vor kurzem verstorben und die Erbschaftsangelegenheiten
wurden nun mal ebenso von einem Gericht geregelt, wie Strafsachen
oder Ehescheidungen.
„ Hey, mach‘
dir keine Gedanken“, hörte er Cassies sanfte Stimme, „es
geht mir gut … dank dir.“
Dann legte sie auf
und Lance starrte wir ein hypnotisiertes Eichhörnchen auf sein
Handy.
***
Während Lance
auf Cassie wartete, ging er noch einmal alle Schritte durch, die er
und Timothy geplant und sorgfältig einstudiert hatten.
Sein Blick fiel auf
Lucius Santanos, den Inhaber von Hell’s Incorporated. Den Mann,
der seine Mandanten um mehrere Millionen Dollar
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