Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
ich warne dich, Max: Ich sage immer die Wahrheit . Wenn du meine Worte ignorierst, wirst du es vermutlich bereuen.«
Damit kurbelte Magpie das Fenster wieder hoch und drehte das Radio auf. Stirnrunzelnd stieg Max vom Trittbrett. Es wird Krieg geben. Wir stehen bereits an der Schwelle. Old Home antwortete nicht auf Anrufe, und in Julian gingen Redcaps auf die Jagd nach einer Blauen Wintergreisin. Die Hüter gab es wirklich, und sie waren drauf und dran, die gesamte Menschheit auszulöschen. Und jetzt kam noch eine mysteriöse Warnung von Magpie hinzu. Max trommelte sich mit den Fingern auf die Oberschenkel. Gefahr braute sich zusammen, verdichtete sich zu festen Knoten aus unaufhaltsamer Macht. Max spürte es wie ein sich anbahnendes Gewitter. Wenn es losbrach, würde es Tote geben, viele Tote. Da war sie sich sicher.
Nur du kannst dort für Sicherheit sorgen.
Ein Schauer kroch ihr langsam über den Rücken und setzte sich bis in die Hacken fort. Sie bekam am ganzen Körper Gänsehaut. Wie zum Teufel sollte sie das anstellen?
Sie schüttelte den Kopf und biss die Zähne zusammen. Das war ein Problem für die Zukunft. Heute musste sie das Konklave überstehen und dafür sorgen, dass Giselle am Leben blieb. Andernfalls wäre es sowieso scheißegal, was in der Zukunft passierte.
Max überprüfte die restlichen Fahrzeuge und ging zum Eingang des Lagerhauses, um die beiden Haupttore hochzukurbeln. Sie bedeutete Magpie, den Anfang zu machen. Die Köchin schaute Max nicht an, als sie vorbeifuhr. Die anderen Wohnmobile und der Kranken-Truck folgten und hinterließen Wolken von Dieselabgasen.
Als alle draußen waren, stieg Max in ihren Tahoe. Sie bog auf die Commercial Street und lenkte den Wagen in Richtung Norden zum Konklave. Dabei fiel ihr wieder das Hagelkorn ein. Sie hätte sich schon früher etwas wünschen sollen, denn vielleicht war es jetzt bereits zu spät.
Kapitel 5
W ie üblich herrschte auch nach Einbruch der Dunkelheit viel Verkehr. Es war halb neun. In Montana wären es noch gut anderthalb Stunden, bevor die Nacht hereinbrechen würde. Max kam zu dem Schluss, dass San Diego den ein oder anderen Vorteil bot. Sie wäre gerne im Meer geschwommen, aber sie war nicht im Urlaub.
Im Rückspiegel sah Max, dass Akemi ihr dichtauf folgte. Tyler fuhr zu ihrer Linken und Niko hinter ihm. Max verließ die Twenty-seventh Street, kurvte ziellos umher und bog mal rechts und mal links ab, ohne Sinn oder ein System dahinter. Um kurz nach neun steuerte sie den Wagen von der Dale auf die Elm Street. Akemi tat es ihr gleich, während Niko und Tyler die andere Richtung einschlugen. Max rief Akemi an.
»Mach das Licht aus und halte dich dicht hinter mir. Häng dich an meine Stoßstange und bleib dran, bis wir durch den Schleier hindurch sind. Sobald wir drin sind, fährst du so langsam wie möglich. Ich melde mich noch mal bei dir, bevor du beim Parkplatz ankommst.«
Auf Akemis stilles Okay hin klappte sie ihr Telefon zu. Einen Augenblick später hing der rote Pick-up an Max’ Stoßstange. An der Granada Avenue, einer Querstraße, endete die Elm Street. Gegenüber befand sich eine Gartenanlage. Kreppmyrten, eine kleine Gruppe Eichen- und Eukalyptusbäume, ein riesiger stacheliger Feigenkaktus und eine niedrige Reihe aus Büschen und Palmen säumten die andere Straßenseite. Zwischen den beiden Myrten direkt am Bordstein prangte ein gelbes Schild, das freundlich auf die Sackgasse hinwies und die Autofahrer dazu anhielt, links oder rechts abzubiegen. Darunter war ein rotes Schild in Form eines Diamanten angebracht, das überhaupt nichts aussagte. Es hatte nichts mit der Verkehrsführung zu tun. Es war dort, um den Schleier für das Konklave zu lüften.
Sowohl die Granada Avenue als auch die Elm Street waren seltsam verlassen. Die Tabuzauber, die neugierige Leute davon abhielten, den Bereich jenseits der Sackgasse zu erforschen, waren auf ein größeres Gebiet ausgedehnt worden. Dadurch war der Verkehr behutsam ein gutes Stück von der Zufahrt zum Konklave abgerückt worden. Und dadurch waren auch die Anwohner vorübergehend vertrieben worden. Max nickte. Den zeitlichen Ablauf hatte sie so geplant, dass sie vermutlich mit den letzten Teilnehmern eintreffen würden, denn so würde niemand das zweite Auto hinter ihrem bemerken.
Max nahm den Fuß von der Bremse und trat vorsichtig aufs Gas. Die beiden Autos rollten über den verwitterten Bordstein. Max hielt genau auf das Schild zwischen den Myrten zu und fuhr hindurch. Einen
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