Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
Schluck Wasser haben? Ich habe wahnsinnigen Durst.«
Erleichterung und Belustigung zugleich spiegelten sich in seinem Gesicht, und sie musste lächeln. Sie wollte nicht, dass er noch mehr Schmerzen ertragen musste. Er hatte genug durchgemacht. Er stand auf, brachte ihr zweimal kaltes Wasser, bevor ihr Atem wieder normal ging, und half ihr dann in die Badewanne, als sie ihn darum bat. Er ließ ihren kleinen, wunden Körper in das heiße, wohltuende Wasser gleiten und sprach leise mit ihr, während er sie badete.
»Ich weiß, dass dir meine Vorstellungen manchmal altmodisch und dumm vorkommen«, sagte er, »aber wir tun in dieser Gesellschaft alles aus gutem Grund mit einer gewissen Genauigkeit.«
»Ihr seid eine sehr umsichtige und aufmerksame Kultur, Trace. Ich kann das sehen, und ich kann das Gute darin sehen. Ich beschwere mich bestimmt nicht.«
»Das solltest du aber«, sagte er stirnrunzelnd. »Ich traue niemandem außer den obersten Rängen im Palast. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du im Sanktuarium niederkommen sollst, wenn es mit Kreaturen wie Karri verseucht ist.«
» Karri! « Eine Sekunde lang dachte sie, er würde sie auf den Arm nehmen, doch sein Gesicht verriet die bittere Wahrheit. »Karri?«
So gut er konnte, erklärte er ihr das Durcheinander aus Gefühlen und Hinterlist, wie Karri es ihnen selbst geschildert hatte. Aus Rücksicht auf seinen Vater ließ er ein paar Details weg, aber dennoch war Ashla tief getroffen.
»Aber sie war so nett zu mir. Sie hatte immer Zeit für mich und … «
Trace blickte sie mitfühlend an, als ihr klar wurde, weshalb Karri ihr wohl so viel Aufmerksamkeit geschenkt hatte.
»Sie war eine Spionin«, sagte er sanft, »und sie hat das getan, was Spione tun. Sie hat überall Informationen gesammelt. Als Magnus’ Dienerin war sie über die meisten Vorgänge im Sanktuarium und im Palast ziemlich gut informiert. Er hat genauso viel Zeit hier mit Malaya verbracht wie dort. Nach und nach wird er zweifellos herausfinden, wie weit ihr Verrat gegangen ist. Weiß die Dunkelheit, wie viele Jahre das schon geht. Trotzdem hoffe ich, dass die jüngsten Aktivitäten gegen diesen Ort ein Zeichen dafür sind, dass es noch nicht so lange ist.
Ich bin mir fast sicher, dass wer auch immer sie für seine Zwecke benutzt hat, ebenfalls im Sanktuarium ist. Wer sonst hat Kontakt mit einer Dienerin? Trotzdem schwer zu sagen. Ich bin mir überhaupt nicht mehr sicher. Doch jetzt ist es an Magnus, die Wahrheit herauszufinden. Wir haben unser Leben schon genug aufs Spiel gesetzt. Ich werde auf dich aufpassen, Liebling«, versprach er mit sanfter Eindringlichkeit, während er ihr einen warmen Kuss auf die Wange drückte. Er tauchte den Schwamm in das heiße Wasser und rieb ihr die Schulter mit Seife ein. »Du und mein Kind.« Er schloss die Augen, nachdem er das gesagt hatte, und atmete langsam aus. »Ich muss bereit sein dafür. Ich … ich muss bereit sein.«
»Zum Glück hast du neun Monate Zeit, um dich darauf vorzubereiten«, bemerkte sie. »Und versprich mir, dass du deswegen nicht dauernd ausflippst, denn ehrlich gesagt solltest du bei dieser Sache der Starke und Mutige sein. Das macht mir ein bisschen Angst.«
»Ich der Mutige? Jei li , du verkaufst dich unter Wert, wenn du denkst, dass du nicht mutig bist. Du hast eine neue Welt, neue Leute und eine Veränderung deiner selbst mit ziemlicher Gelassenheit hingenommen. Ich bin sehr stolz auf meine tapfere Frau, die für andere ihr Leben aufs Spiel setzt.«
»Ich habe es für dich getan«, sagte sie und drehte sich in der muschelförmigen Badewanne zu ihm um, sodass das Wasser leicht schwappte. Mit zärtlichen Fingern strich sie durch das kurze Haar über seinen Ohren. »Ich glaube, ich würde alles für dich tun. Vor allem dieses Baby bekommen, auch wenn es mir Angst macht.«
»Warum, denkst du, haben wir vor zwei verschiedenen Dingen Angst?«, fragte er sie, während er ihre Hand umfasste und jede Fingerspitze einzeln küsste.
»Ich habe Angst vor allem, weißt du noch? Ist es eine Ironie, zu sagen, dass eine Schattenbewohnerin Angst vor ihrem eigenen Schatten hat?«, scherzte sie schwach.
»Sag mir nur, wovor du Angst hast«, drängte er sie, und seine Küsse schlossen auch die Knöchel ihrer Finger ein.
»Ich fürchte, sie … sie wird anders sein.«
» Jei li , jeder ist anders.«
»Du weißt, was ich meine«, sagte sie und wandte den Blick ab, um mit den Tropfen auf dem Badewannenrand zu spielen. »Sie könnte so
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