Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
mich in die Dunkelheit, sagte mir, dass er es nicht länger aushalten könnte, mich nicht zu berühren. Und dann tat er es. Gleich dort in der Gasse. Es war … « Sie schluckte schwer. »… wie eine Urgewalt. Es war wie eine Vergewaltigung, wenn es nicht freiwillig gewesen wäre.«
»Und das war erst der Anfang«, sagte er an ihrer Stelle. »Wie lange?«
»Zwei Monate. Jeden Abend, zwei Monate lang. Ich wollte damit aufhören! M-mein Mann und die Kinder … ich wollte damit aufhören!«
»Was Sie schließlich auch getan haben. Aber warum denn? Was ist passiert?«
»Ich habe etwas gesehen. Gespürt. Eines Abends, als er mich unbedingt haben wollte. Er war irgendwie rücksichtslos. Er hörte nicht auf mich wie sonst. Ein Wagen ist losgefahren, und plötzlich waren wir im Scheinwerferlicht. Er schrie auf, als hätte er Schmerzen, und Rauch stieg von seiner verbrannten Haut auf, als er in der Dunkelheit verschwand. Ich bin ihm hinterhergerannt, doch er ist vor meinen Augen in der Dunkelheit verschwunden. Dann war er plötzlich hinter mir, kam von irgendwoher, wo noch einen Augenblick zuvor nichts gewesen war. Da begriff ich, was er war. Ich wusste auf einmal, er war ein Teufel, ein Dämon, der geschickt worden war, um mich in Versuchung zu führen und mich in die Hölle zu schicken.«
»Und er hat Sie geschwängert«, stellte Magnus nachdenklich fest, während er zu der hellhäutigen und goldblonden Ashla blickte. »Sie haben also wirklich gedacht, Sie hätten einen Teufel zur Welt gebracht?«
»Zuerst nicht. Ich habe gehofft, das Kind wäre von meinem Mann. Sie war so blond und liebte das Licht. Ein gutes Kind. Bis zu der Sache mit dem verdammten Karnickel! Sie nahm es in die Hände, und statt dass es gestorben ist, wie es eigentlich sollte, ist es ihr wie von Zauberhand vollkommen gesund aus den Händen gesprungen. Mir war klar, dass da dämonische Kräfte am Werk waren. Von diesem Tag an wusste ich es. Ich redete auf sie ein, versuchte sie dazu zu bringen, dass sie Buße tut für den Anteil ihres Vaters in sich, aber es war sinnlos. Sie war mit dem Bösen in sich geboren worden, empfangen durch eine der schlimmsten Sünden! Und jetzt hat sie meine jüngste Tochter und ihren Vater getötet! Er ist bei Cristines Begräbnis an einem Herzinfarkt gestorben! Sagen Sie mir, dass sie nicht verflucht ist, und ich … «
Der Wortschwall, mit dem sie ihr Verhalten ihrer Tochter gegenüber rechtfertigte, blieb ihr im Halse stecken. Wenn Magnus eine andere Person gewesen wäre, hätte er die Erkenntnis, die in ihrer Miene aufschien, vielleicht genossen. Er hätte womöglich viel breiter gelächelt, als er es tat.
»Sie sind genau wie er!« Panisch blickte sie sich in dem dunklen Raum um. »Er hat Sie geschickt! Sie sind e-ein … «
»Sie wissen, dass wir es übel nehmen, wenn man uns beschimpft, genau wie jeder sonst auch«, flüsterte er ihr warnend ins Ohr. Es war nicht besonders rücksichtsvoll von ihm, sie so zu verspotten, doch er konnte offenbar nicht widerstehen.
Die Frage war, war es tatsächlich ein Schattenbewohner gewesen, der die Frau hinter ihm gezeugt hatte? Nicht nur die Schattenbewohner beherrschten den Tanz zwischen Licht und Dunkelheit. Vampire und andere Schattenwandler konnten unter bestimmten Umständen genauso empfindlich sein. Vampire konnten ebenfalls mit der Dunkelheit spielen. Ihre blasse Haut würde dafür sprechen. Jedenfalls war die Fähigkeit, Sonnenlicht auszuhalten, eindeutig eine genetische Eigenschaft von Menschen, und die hatte sie von ihrer unglücklichen Mutter bekommen.
Doch Magnus war geneigt zu glauben, dass es ein Schattenbewohner gewesen war. Das war schon vorgekommen. Es war nur unvernünftig und problematisch, solche Affären zu haben. Trotz ihres Alters waren an der Frau vor ihm noch Spuren ihrer Jugend zu erkennen. Sie musste ein verführerisches und wunderschönes Geschöpf gewesen sein. Besonders für jemanden von seiner Spezies – so hellhäutig und blond und mit so blauen Augen. Wer auch immer Ashlas Vater sein mochte, eine Menschenfrau zu schwängern war gewissenlos. So dominant, wie die Gene von Schattenbewohnern waren. Als Kind hätte sie beim ersten Kontakt mit dem Sonnenlicht sterben können. Das Leiden wäre unverzeihlich gewesen. Wer auch immer es gewesen war, er hatte egoistisch und verantwortungslos gehandelt, und Magnus betete darum, dass das eine einmalige Obsession gewesen war, die sich nicht wiederholt hatte.
Doch weil er seine Spezies kannte,
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