Shakran
auf und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Dann drehte er sich wieder um und sah Terry an. Es schien, als würde er sie nicht erkennen.
Entschlossen drückte er auf einen Knopf der Sprechanlage. »Kyle? Ich habe einen kleinen Auftrag für Sie. Für Sie persönlich ...«
76
E s war kurz vor vier Uhr morgens. Samson war gerade dabei, sein Jackett abzubürsten, als Ann die Tür seines Zimmers öffnete.
»Da ist einer am Tor.«
»Verdammt!« Er griff seine Waffe und eilte hinter ihr her. Mark beobachtete die Sicherheitskamera. Sie zeigte eine schwarze Limousine vor der Einfahrt. Vorne, am rechten Kotflügel, lehnte ein schlaksiger junger Mann. Er trug einen Anzug, das Jackett war geöffnet. Darunter war ein Schulterholster zu erkennen. Der Mann, der einen Knopf im Ohr hatte, zog gerade mit spitzen Fingern eine Pistole heraus. Dann nahm er das Magazin heraus und zog den Schlitten zurück. Pistole und Magazin legte er auf die Motorhaube. Dann hob er beide Hände und sah in die Kamera. Und wartete.
Mark sah zu Samson und Ann. »Ohne nach draußen zu gehen, kann ich nicht abschätzen, ob da noch mehr sind. Aber er scheint allein zu sein.«
»Scheint ist das richtige Wort«, meinte Samson. »Ich habe den Kerl noch nie gesehen.« Er blickte zu Ann. »Was machen wir jetzt, Major?«
»Das wird unser Taxi sein. Wir lassen ihn rein«, sagte Ann. Sie drückte auf den Knopf, das Tor öffnete sich.
»Ich glaube nicht, dass er allein ist«, sagte Mark. Er beobachtete, wie der Mann gemächlich den Weg zum Haus entlangging, bis er aus dem Kamerabereich verschwand.
»Natürlich sind da noch andere, aber wenn sie halbwegs gut sind, werden wir sie nie sehen ...« Ann sah Samson an. »Mark und ich werden mit ihm mitfahren. Du bleibst hier und passt auf Nasreen und Tom auf. Lass dir von ihm diesen Whiskeykeller zeigen. Okay?«
»Geht klar, Major.« Samson nickte und verließ gemächlich den Raum.
»Mark?« Ann sah ihn prüfend an. »Halt dich zurück, bis wir wissen, ob er okay ist.«
»Und was machst du?«
»Ich werde auf den Herrn warten. Er braucht ein paar Minuten. Die Auffahrt ist lang.«
Ann hatte gerade noch Zeit, sich anzuziehen und ein wenig frisch zu machen, denn wenig später klopfte es schon an der Tür. Ann atmete tief durch und öffnete sie, ohne dass sie zu sehen war. »Drehen Sie sich um, legen Sie die Hände in den Nacken, und kommen Sie rückwärts herein. Keine schnellen Bewegungen.«
»In Ordnung, Ma'am.« Der Mann gehorchte.
»Gehen Sie fünf Schritte in die Halle. Sehen Sie dabei weiterhin zur Tür.« Ann ließ die Tür ins Schloss fallen.
Der Mann blieb in der Mitte der Halle stehen.
»Wer sind Sie?«
»Kyle Edwards, ich bin der Leiter des Personenschutzes beim Secret Service. Mein Auftrag ist es, den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu beschützen. Unser Gespräch wird abgehört und aufgezeichnet.«
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, sagte Ann. Ihre Stimme war neutral, sie atmete tief und regelmäßig. Der Mann musterte sie prüfend.
Edwards, schätzte sie, war älter, als er aussah, er wirkte, als wäre ihm etwas über die Leber gelaufen. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass er unglücklich darüber war, hier zu sein.
Kyle Edwards war nie der Meinung gewesen, er hätte einen langweiligen Job. Von älteren Kollegen hatte er hochinteressante Geschichten gehört, wie zum Beispiel der Geheimdienst Gäste ins Weiße Haus geschleust hatte, von denen keiner etwas wissen sollte. Ein mittlerweile pensionierter Kollege schwärmte immer noch von Marilyn Monroe ... Aber ihm, Kyle Edwards, ging so eine nächtliche Aktion gehörig gegen den Strich. Es wäre ihm lieber gewesen, Präsident Stanton hätte ihn nicht mit einer solchen Aufgabe betraut. Dessen Sicherheit beruhte zum größten Teil auf genauen Vorbereitungen und ausführlichen Informationen. Bevor Edwards jemanden in die Nähe von POTUS, vom President of the United States, kommen ließ, war es ihm lieber, wenn er mehr über den Besucher wusste als der über sich selbst.
Gegen diese Aktion heute Nacht hatte er offiziell Einspruch erhoben, war sogar fast bereit gewesen, den Befehl zu verweigern. Jetzt fragte Edwards sich, ob er damit vielleicht nicht doch besser gefahren wäre.
Mit der Zeit, hatte man ihm gesagt, entwickle man einen Instinkt für Menschen. Könne deren Gefährlichkeit abschätzen. Die älteren Kollegen sagten, man müsse ihnen genau in die Augen sehen. Neuere Ausbildungsmethoden legten
Weitere Kostenlose Bücher