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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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sprach Furcht, aber auch gesunder Menschenverstand. »Schnell, Waffenmeister!«
    Unvermittelt erlosch das Feuer aus den Hexenholzstäben. Das graue Holz fuhr aus dem Cillidellan, Krallenhände wurden in die Gewänder zurückgezogen. Doch noch immer brodelten die Wasser fieberhaft; der rötliche Fleck war zu einem Glühen in ferner Tiefe geworden, das weit unter der Oberfläche erstrahlte wie ein aus dem Schlaf gerissenes Auge.
    OOOOOMMMMMM!
    Erneut erhob sich schrill und erwartungsvoll das Klagegeschrei vom Belagerungsheer der Gnomen. Hände reckten sich in die Höhe und vereinigten sich, als die Stäbe der Mordgeister erneut Zeichen gaben.
    Zur Antwort auf das Geheule stieg neuer Dampf vom See auf, und der ganze Cillidellan schien in nie dagewesener Raserei aufzubrechen.
    Dann sah es aus, als stiege etwas Riesiges, Unheilvolles aus den Tiefen empor.
    »Waffenmeister!« schrie Spinkser.
    Aber Garet Jax schüttelte den Kopf. »Bleibt stehen. Helt, hol die großen Bögen.«
    Der Grenzbewohner verschwand sogleich im Wachturm. Jair warf ihm einen kurzen Blick hinterdrein und drehte sich dann wieder zum Cillidellan um - zum ohrenbetäubenden Lärmen der Gnomen und dem gräßlichen Ding, das da aus der Tiefe aufstieg.
    Es kam nun schnell und wurde immer größer, je weiter es sich der Oberfläche näherte. Ein von den Geistern gerufenes Böses - aber um was handelte es sich nur? Jair schluckte, als es ihm die Kehle zuschnürte. Was immer es sein mochte, jedenfalls war es monströs, sein Rumpf schien den ganzen Grund des Sees eingenommen zu haben, als es nun heraufschwebte. Langsam begann es Gestalt anzunehmen, ein großes, ungeschlachtes Ding mit Armen, die sich schlängelnd umhertasteten…
    Dann brach es mit donnerartigem Getöse durch die Wasseroberfläche und heraus in die graue Morgendämmerung. Ein unförmiger, schwarzer Leib entzog sich der Umarmung des Wassers, und seine Umrisse waren für einen Augenblick lang im Gegenlicht zu erkennen.
    Das Geschöpf hatte einen faßförmigen Rumpf und war über und über mit Schlick und Schleim vom Seeboden überzogen und mit Meerestieren und Korallen überwuchert. Vier große Flossenbeine, mit Krallen und Stacheln besetzt, trieben es bei seinem Aufstieg an. Sein Kopf war ein Wust zuckender Tentakel um ein riesenhaftes, schnabelförmiges Maul mit rasiermesserscharfen Zähnen. Saugnäpfe, ein jeder so groß wie eine ausgestreckte menschliche Hand, zogen sich über die Innenseiten der Fangarme, und zur Außenseite hin waren sie vollkommen durch Stacheln und Schuppen geschützt. Direkt hinter den Tentakeln blinzelten rechts und links zwei blutunterlaufene kalte Augen. Das Ding reckte sich beim Auftauchen in die Höhe, und es maß von Kopf bis Schwanz über dreißig Meter und zwölf im Durchmesser.
    Entsetzte Aufschreie hallten von den Zinnen von Capaal herab.
    »Ein Krake!« erklärte Foraker. »Nun ist es um uns geschehen!«
    Das Geschrei der Gnomen war zu einem Kreischen angeschwollen, dem alle Ähnlichkeit zu etwas Menschlichem abging. Als das Ungeheuer ans Tageslicht aufgetaucht war, verwandelte sich das Jammern in ein Schlachtgeschrei rund um Capaal. Der Krake platschte zurück ins Wasser des Sees, und sein schwarzer Körper zuckte, als er sich unvermittelt zur Dammauer und zu der Festung, die sie schützte, drehte.
    »Er greift an!« flüsterte Garet Jax überrascht. »Ein Wesen, das im Süßwasser nicht leben kann, sondern aus dem Ozean stammt - und doch ist es hier! Gerufen durch die schwarze Magie!« Seine grauen Augen funkelten kalt. »Aber ich meine, es wird uns nicht kriegen. Helt!«
    Sogleich stand der hünenhafte Grenzländer neben ihm und hielt drei große Bögen in der Hand. Garet Jax nahm den einen, ließ dem Grenzbewohner einen und reichte den dritten an Edain Elessedil weiter.
    Spinkser drängte sich nach vorn. »Hört mich an! Einem solchen Ding kann man nicht widerstehen! Es ist ein Ungeheuer, das vom Bösen gerufen wurde, und ist selbst für Euch zuviel!«
    Aber Garet Jax schien ihn nicht zu hören. »Bleibt bei dem Talbewohner, Gnom. Er untersteht nun Eurer Obhut. Sorgt dafür, daß ihm nichts geschieht!«
    Er stieg, mit Helt und Edain Elessedil hinter sich, den Wachturm hinab. Foraker zögerte einen Augenblick, warf Spinkser noch einen mißtrauischen Blick zu und folgte dann ebenfalls.
    Der Krake schoß an der Mauer der Zwergenzitadelle hoch, und sein riesenhafter Körper hämmerte mit unglaublicher Gewalt gegen Stein und Mörtel, um sie zu durchbrechen. Die

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