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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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an. »Nein«, stieß er ungläubig hervor.
    Padishar Creel schenkte ihm keine Beachtung. Er zog sein Breitschwert aus der Scheide und lief auf Teel zu.
    Steff streckte die Hand aus, um ihn zurückzuhalten, stolperte und fiel. Wie von Sinnen schrie er: »Teel!«
    Teel wirbelte herum. In der Hand hielt sie eine Eisenstange, auf deren glatter Oberfläche, wo sie die Winde getroffen hatte, schimmernde Kerben zu sehen waren. Morgan konnte das Ausmaß des Schadens jetzt deutlich erkennen. Teels Haar schimmerte golden im Licht. Unter ihrer Maske starrte sie sie an, einem Stück Leder, in dem es nur zwei dunkle Löcher gab.
    Mit seinen großen Händen umfaßte Padishar Creel sein Breitschwert und hob die Klinge ins Licht. »Das war’s, Mädchen«, schrie er ihr entgegen.
    Das Echo seiner Worte erfüllte die Höhle, und Steff kam torkelnd auf die Beine. »Padishar, warte!« heulte er auf.
    Morgan warf sich ihm entgegen, bekam ihn am Arm zu fassen und riß ihn herum. »Nein, Steff, das ist nicht Teel! Nicht mehr!«
    Steffs Augen glänzten vor Zorn und Angst.
    Morgan sprach jetzt leise. »Hör mich an. Das ist ein Schattenwesen, Steff. Wie lange ist es her, seit du das Gesicht unter der Maske zum letzten Mal gesehen hast? Hast du es angeschaut? Es ist nicht mehr Teels Gesicht. Teel gibt es schon lange nicht mehr.«
    Der Zorn und die Angst Steffs verwandelten sich in Entsetzen. »Morgan, nein! Ich würde es wissen! Ich würde es wissen, wenn es nicht mehr Teel wäre!«
    »Steff, hör mir zu…«
    Steff riß sich los, und Morgan packte ihn erneut. »Steff, schau dir an, was sie getan hat! Sie hat uns verraten!«
    »Nein!« schrie der Zwerg und versetzte ihm einen Schlag.
    Morgan sackte zusammen, die Härte des Schlages machte ihn benommen. Seine erste Reaktion war Überraschung; er hatte es nicht für möglich gehalten, daß Steff immer noch solche Kräfte besaß. Er stützte sich auf Hände und Knie und beobachtete, wie der Zwerg Padishar Creel nachrannte, während er ihm etwas zurief, das der Hochländer nicht verstehen konnte.
    Steff hatte den großen Mann eingeholt, als er nur noch ein paar Schritte von Teel entfernt war. Der Zwerg warf sich von hinten auf Padishar Creel, packte den Arm, mit dem er das Schwert hielt, und drückte ihn nach unten. Außer sich vor Zorn schrie Padishar Creel auf und versuchte sich zu befreien, ohne Erfolg.
    In dieser Verwirrung schlug Teel zu. Mit erhobener Eisenstange sprang sie sie wie eine Katze an. Die Eisenstange sauste auf sie nieder, und in wenigen Sekunden lagen Padishar Creel und Steff blutend auf dem Boden der Höhle.
    Morgan kam taumelnd auf die Beine.
    Ohne Hast ging sie auf ihn zu, und während sie sich ihm näherte, drängten sich ihm plötzlich alle Erinnerungen an sie auf. Er sah sie als kleines, verwahrlostes Mädchen, das er in Culhaven in der Küche von Großmütterchen Elise und Tantchen Jilt kennengelernt hatte, ihr honigfarbenes Haar, das unter den Falten ihrer Kapuze kaum sichtbar war, und ihr Gesicht, das unter der ledernen Maske verborgen war. Er sah, wie sie am Lagerfeuer den Gesprächen der kleinen Gruppe lauschte, die durch das Wolfsktaaggebirge marschiert war. Er sah, wie sie sich am Fuß der Drachenzähne, bevor sie aufbrachen, um den Geist von Allanon zu finden, an Steff ankuschelte - mißtrauisch und scheu.
    Er verscheuchte die Bilder, zwang sich, sie so zu sehen, wie sie jetzt war, ein Wesen, das Padishar Creel und Steff niedergestreckt hatte; sie war zu schnell und zu stark, als daß sie das hätte sein können, was sie vorgab zu sein. Trotzdem fiel es ihm schwer zu glauben, daß sie ein Schattenwesen war, und noch schwerer, die Tatsache hinzunehmen, daß sie alle vollkommen getäuscht worden waren.
    Er riß das Breitschwert hoch und wartete. Er mußte schnell sein. Er erinnerte sich an die Bestien in der Schlucht. Eisen hatte nicht ausgereicht, sie zu töten.
    Teel kauerte sich zusammen, als sie sich ihm näherte. Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, war hart und unmißverständlich. Morgan täuschte einen Scheinangriff vor, um in der gleichen Sekunde einen Schlag gegen die Beine des Mädchens zu führen. Sie wich dem Schlag mühelos aus. Er ließ das Schwert erneut niedergehen - einmal, zweimal. Sie parierte die Hiebe, und der Aufprall des Schwertes auf die Eisenstange fuhr ihm durch Mark und Bein. Sie kauerten einander gegenüber, hieben in Scheinattacken aufeinander ein und warteten darauf, daß der andere sich zu einer Unvorsichtigkeit würde hinreißen

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