Shannara IV
Beobachtung zu unterrichten.
Wren erreichte das Lager fast noch vor ihm. Ihre scharfen Elfensinne machten ihn just in dem Augenblick aus, als er ihrer gewahr wurde. Ohne Rücksicht auf ihre Gefährten, die hinter ihr zurückblieben, gab sie ihrem Pferd die Sporen, ritt tollkühn auf das Lager zu, sprang aus dem Sattel, noch bevor ihr jemand herunterhelfen konnte, lief mit einem wilden Schrei auf Par zu und umarmte ihn so heftig, daß er beinahe das Gleichgewicht verlor. Als sie ihn ausreichend gedrückt hatte, erfuhr ein erstaunter, aber erfreuter Coll die gleiche Begrüßung. Walker Boh wurde lediglich auf die Wange geküßt und Morgan, den sie kaum wiedererkannte, mit einem Händedruck und einem Nicken bedacht.
Während die drei Geschwister Ohmsford - diesen Eindruck machten sie ungeachtet der Tatsache, daß Wren keine echte Schwester war - einander begrüßten und umarmten, standen die anderen etwas unbehaglich daneben und bedachten einander mit abschätzenden Blicken. Die meisten galten Garth, der mindestens doppelt so groß war wie alle anderen. Er trug die grelle Kleidung der Fahrenden, die ihn noch größer erscheinen ließ. Ruhig und ohne eine Spur von Unbehagen begegnete er den Blicken der anderen. Wren erinnerte sich seiner nach einigen Augenblicken und begann mit der Vorstellung. Par tat es ihr mit Steff und Teel gleich. Cogline blieb etwas abseits von den anderen stehen; da ihn scheinbar jeder kannte, erübrigte sich eine formelle Vorstellung. Es wurde genickt, und es wurden Hände geschüttelt und Höflichkeiten ausgetauscht, doch die Wachsamkeit wollte von den meisten Gesichtern trotzdem nicht weichen. Als sie sich allesamt zur Feuerstelle begaben, die die Mitte des kleinen Lagers bildete, um die Mahlzeit einzunehmen, die die Zwerge zubereitet hatten, zerfiel die Gruppe schnell in Grüppchen. Steff und Teel widmeten sich der Fertigstellung der Mahlzeit; Walker Boh begab sich in den Schatten einer knorrigen Kiefer, und Cogline verschwand, ohne ein Wort zu verlieren, zwischen den Felsen. Er tat dies so leise, daß er fast verschwunden war, bevor die anderen es merkten. Da Cogline jedoch nicht als echtes Mitglied der kleinen Gruppe galt, kümmerten sich die anderen kaum darum. Par, Coll, Wren und Morgan machten sich gemeinsam an den Pferden zu schaffen, sattelten sie ab und rieben sie trocken, während sie über alte Zeiten und alte Freunde sprachen, über Orte, an denen sie gewesen waren, über Dinge, die sie gesehen hatten, und über das Auf und Ab des Lebens an sich.
»Du bist ganz schön erwachsen geworden, Wren«, sagte Par mit Verwunderung in der Stimme. »Längst nicht mehr der Besenstiel von einem Mädchen, den ich in Erinnerung hatte.«
»Und eine wilde Reiterin obendrein, für die es keine Schranken gibt!« Par lachte.
Wren lachte zurück. »Ich lebe ein besseres Leben als ihr alle zusammen, die ihr auf eurem Hintern sitzt, alte Geschichten erzählt und schlafende Hunde aufweckt.« Doch dann wurde sie wieder ernst. »Der alte Mann, Cogline, hat mir davon erzählt, was im Vale passiert ist. Jaralan und Mirianna waren irgendwann auch meine Eltern, und ich habe sie immer noch gern. Gefangene, sagt er. Habt ihr irgendwas von ihnen gehört?«
Par schüttelte den Kopf. »Seit dem Vorfall in Varfleet sind wir auf der Flucht.«
»Das tut mir leid, Par.« Aus ihren Augen sprach echtes Mitgefühl. »Die Föderation tut ihr Bestes, um uns das Leben schwer zu machen. Sogar im Westland sind Soldaten und Regierungsbeamte stationiert, obwohl es das Land ist, das sie bisher mehr oder weniger links liegen gelassen haben. Die Fahrenden wissen auf jeden Fall, wie man ihnen aus dem Weg geht. Wenn alle Stricke reißen, könnt ihr euch uns gerne anschließen.«
»Ich glaube, es wird am besten sein, wenn wir uns zunächst um die Träume kümmern«, flüsterte Par.
Sie nahmen die Mahlzeit zu sich, die aus gebratenem Fleisch, frischgebackenem Brot, gedünstetem Gemüse, Käse und Nüssen bestand, und spülten alles mit Bier und Wasser hinunter, während sie der Sonne nachblickten, die langsam am Himmel verschwand. Das Essen war gut, und zu Steffs Freude, der die meiste Arbeit getan hatte, machten die anderen keinen Hehl daraus. Cogline war immer noch abwesend, aber das Gespräch der anderen wurde immer persönlicher. Nur Teel brachte kaum ein Wort über die Lippen. Soweit Par wußte, waren er und Steff die einzigen, mit denen das Zwergenmädchen bisher ein Wort gewechselt hatte.
Als sie die Mahlzeit beendet
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