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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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verschlossen waren, damit wir erkennen, wozu die Magie in der Lage ist.«
    Das Lächeln, das dem Ausdruck von Erstaunen in Walker Bohs Gesicht wich, war ironisch. »Manche Türen bleiben besser für immer verschlossen«, sagte er leise. »Du tätest gut daran, das nicht zu vergessen.«
    Er legte kurz seine Hand auf den Arm seines Neffen, bevor er sich schweigend wieder auf den Weg machte.
    Der Nachmittag ging nur langsam in den Abend über. Als die Sonne endlich am Horizont verschwand, kehrten die Mitglieder der kleinen Gruppe langsam zum Lager zurück, um ihr Abendessen einzunehmen. Morgan war mehr als redselig, ein sicheres Zeichen seiner nervlichen Anspannung, und sprach unablässig von Magie und Schwertern und allen möglichen Schauergeschichten. Die anderen schwiegen, aßen, ohne zu sprechen, warfen nur ab und zu wachsame Blicke nach Norden in Richtung der Berge. Teel aß überhaupt nichts, sondern saß allein im Schatten der Bäume; die Maske, die ihr Gesicht bedeckte, glich einer Mauer, die sie von allen anderen trennte. Selbst Steff ließ sie in Ruhe.
    Die Nacht senkte sich herab, und die Sterne tauchten zuerst vereinzelt, dann in großer Zahl am Himmel auf, bis er von ihnen über und über bedeckt war. Kein Mond war zu sehen; es war dies die verheißene Zeit. Die Geräusche des Tages verklangen, und die der Nacht waren noch nicht zu hören. Das Feuer knisterte und knackte in der Stille. Einer oder zwei rauchten, und der durchdringende Geruch durchdrang die Luft. Morgan zog das glänzende Schwert von Leah aus der Scheide und fing an, es zu polieren. Wren und Garth fütterten und striegelten die Pferde. Walker Boh begab sich ein Stück den Pfad hinauf und starrte in Richtung der Berge. Die anderen saßen gedankenverloren um das Feuer herum.
    Alle warteten.
     
    Es war Mitternacht, als Cogline sie holen kam. Der alte Mann trat wie ein Geist aus den Schatten heraus und stand so urplötzlich vor ihnen, daß sie alle aufschreckten. Niemand, nicht einmal Walker Boh, hatte ihn kommen sehen.
    »Es ist Zeit«, verkündete er.
    Lautlos erhoben sie sich und folgten ihm. Er führte sie den Pfad hinauf in die allmählich dichter werdenden Schatten der Drachenzähne. Cogline schien die Augen einer Katze zu besitzen. Seine Schützlinge hatten alle Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Par, Coll und Morgan gingen unmittelbar hinter dem alten Mann, gefolgt von Wren und Garth sowie Steff und Teel; Walker Boh bildete die Nachhut. Der Pfad stieg, nachdem sie die ersten Zacken erreicht hatten, steil an, und sie schritten durch einen engen Hohlweg, der sich wie eine Tasche in die Berge hinein öffnete. Es war still hier, so still, daß sie einander atmen hören konnten, während sie mühsam nach oben stapften.
    Die Minuten vergingen wie im Flug. Steinblöcke versperrten ihnen den Weg, und der Pfad wand sich vor ihnen wie eine Schlange. Par stolperte und schürfte sich die Knie auf, denn die herumliegenden Steine waren so scharf wie Glas. Ihre Farbe war ein seltsames, spiegelartiges Schwarz, das ihn an Kohle erinnerte. Aus reiner Neugierde hob er einen kleinen Stein auf und steckte ihn in seine Tasche.
    Dann plötzlich teilten sich die Berge vor ihren Augen, und sie betraten den Rand des Tales von Shale. Es war kaum mehr als eine breite, flache Mulde, die von Steinen übersät war, die allesamt mit der gleichen spiegelartigen Schwärze glitzerten wie der Stein, den Par eingesteckt hatte. Das Tal wies kein Leben auf. In seiner Mitte lag ein See, dessen grünlich-schwarzes Wasser träge Strudel bildete.
    Cogline hielt an und blickte sich zu ihnen um. »Das Hadeshorn«, flüsterte er. »Heimstatt für die Geister der Zeiten, für die Druiden der Vergangenheit.« Sein verwittertes altes Gesicht nahm einen fast ehrfurchtsvollen Ausdruck an. Dann drehte er sich um und ging ihnen voraus ins Tal hinunter.
    Mit Ausnahme der Atemzüge und der Geräusche, die ihre Stiefel auf den Steinen verursachten, war das Tal in vollkommene Stille gehüllt. Augen spähten achtsam, suchten Geister, wo es keine gab, vermuteten Leben in jedem Schatten. Es herrschte eine seltsame Wärme an diesem Ort, die Hitze des Tages schien durch die Kühle der Nacht gefangen. Par spürte, wie Schweiß seinen Rücken hinunterrann.
    Dann betraten sie den Talboden. Sie konnten jetzt die Bewegungen des Wassers genauer sehen, sie hörten das Plätschern der winzigen Wellen. Sie nahmen den durchdringenden Geruch von alternden und verwesten Dingen wahr.
    Sie waren immer noch

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