Shannara VII
daran verschwenden. Seine ganze Sorge galt nun der Sicherheit des Schiffbrüchigen und den ersten Vorbereitungen der Reise, deren Route auf der Karte, welche er in seiner Robe trug, verzeichnet war. Er war davon überzeugt, dass wer immer die Ermordung des Königs befohlen hatte, dadurch dessen Zustimmung zu dieser Expedition verhindern wollte. Bis der neue König auf dem Thron saß, würde der Hohe Rat der Elfen sich vermutlich kaum von der Stelle bewegen. Was Walker davor bewahrt hatte, ganz und gar zum Herumsitzen verurteilt zu sein, war das rasche Handeln des Königs, der ihre Vereinbarung buchstäblich mit seinem letzten Atem diktiert hatte, sodass der Druide umgehend handeln konnte.
Und wenn den Druiden nicht alles täuschte, hatte derjenige, wer auch immer die Meuchelmörder des Elfen gedungen hatte, vermutlich die Absicht, diese Reise ebenfalls zu unternehmen.
Stetig und unermüdlich trug Obsidian seinen Meister und Walker nach Süden, über das dichte Grün des Dreywalds und den Morast Wirrnismoors hinweg. Der Sonnenuntergang näherte sich bereits, da erreichten sie die Gipfel des Pykon und überquerten den silbrigen Faden des Rill Song, des Singenden Flusses. Das Licht begann gerade zu schwinden, als Hunter Predd sein Reittier auf einer großen Lichtung landen ließ. Er schickte den Rock zum Ausruhen zwischen die Bäume, während er und der Druide das Lager aufschlugen. In einer flachen Grube entzündeten sie ein Feuer unter einer uralten Pinie und bereiteten sich das Essen zu. Druide und Flugreiter saßen da, als gehörten sie zu den Schatten des Waldes, so dunkel wirkten ihre Gestalten in der zunehmenden Finsternis. Schweigend aßen sie und lauschten den Geräuschen der Nacht.
»Ein merkwürdiger Tag war das«, sagte der Elf, der an dem Bier nippte das er sich mit seinem Reisegefährten teilte. »Da denkt man unwillkürlich darüber nach, wie das Leben so laufen kann. Und man stellt sich die Frage, warum überhaupt jemand König werden will.«
Walker nickte und schaute in die Ferne. »Der Wing Hove muss vor langer Zeit das Gleiche gedacht haben.«
»Das stimmt. Aus diesem Grund haben wir einen Rat, der unsere Gesetze macht und die Entscheidungen trifft, und nicht nur einen einzigen Mann an der Spitze.« Der Flugreiter schüttelte den Kopf. »Wurde von seinen eigenen Leuten umgebracht. Er war kein schlechter Mann, Walker. Weshalb haben sie das getan?«
Walker richtete den Blick auf ihn. »Das haben sie nicht. In ihren Augen konnte ich es sehen. Was immer sie dazu gebracht hat, sich gegen ihren König zu wenden, sie waren nicht mehr die Männer, die sie noch vor einigen Tagen gewesen waren. Man hat sie manipuliert. Sie sollten den König angreifen, ihn töten und anschließend selbst sterben.«
Hunter Predd runzelte die Stirn. »Wie sollte man jemanden dazu bringen können?«
»Magie.«
»Bei Elfen?«
Walker schüttelte den Kopf. »Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Hätten sie überlebt, hätten sie es vielleicht erzählen können. Tot waren sie mir zu nichts nütze.«
»Wer waren sie? Bestimmt keine Gärtner, oder?«
»Niemand konnte sie identifizieren. Elfen ja, aber nicht aus Arborlon. Harte Kerle, die ein hartes Leben geführt hatten, wenn man nach ihren Händen und Gesichtern gehen darf. Vermutlich haben sie nicht zum ersten Mal getötet.«
»Trotzdem.«
»Trotzdem brauchten sie einen Ansporn, um einen Elfenkönig zu töten. Ihr Auftraggeber hat ihnen diesen Ansporn geboten, indem er Magie einsetzte.« Walker blickte dem anderen in die Augen. »Es tut mir Leid, dass ich dich schon wieder so rasch weiterdrängen musste, doch es galt, keine Zeit zu verlieren. Der Schiffbrüchige ist in Gefahr. Und damit wird es nicht aufhören. Im Verlauf der nächsten ein oder zwei Wochen wirst du mich noch zu einigen anderen Orten fliegen müssen, Hunter Predd. Ich brauche deine Hilfe.«
Der Flugreiter trank den letzten Schluck Bier aus seinem Becher und schenkte sich aus dem Schlauch neben ihm nach. »Um die Wahrheit zu sagen, ich wollte sowieso aufbrechen. Nicht nur, weil der König gestorben ist, sondern weil ich mich in Städten überhaupt nicht wohl fühle. Ein paar Tage sind für mich immer mehr als genug. Ich fliege lieber, gleichgültig mit welchem Risiko.«
Der Druide lächelte. »Nichtsdestotrotz scheinst du knietief in einem Morast zu stehen, mit dem du nicht gerechnet hast, als du die Karte und das Armband nach Arborlon gebracht hast.«
Der Elf nickte. »Das geht schon in Ordnung. Ich
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