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Shaos Todeswelt

Shaos Todeswelt

Titel: Shaos Todeswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zugewandt.
    Die Nase war relativ flach, wie bei den meisten Ostasiaten. Was tat sie?
    Noch nichts. Amaterasu starrte nach vorn. Sie blickte dabei keine Person an, höchstens die Wände, die das Gefängnis umschlossen, als sollten die allein durch die scharfen Blicke der goldenen Augen aufgerissen werden.
    Das schaffte sie nicht. Das hätte Shao gepackt, wenn sie weitergespielt hätte.
    Aber sie zögerte. Etwas in ihr sagte ihr, dass Amaterasu etwas von ihr wollte. Plötzlich war sie auch froh, ihre alte Kampfkleidung wieder angelegt zu haben. Sie konnte sich vorstellen, dass sie sehr bald in eine Auseinandersetzung verwickelt wurde.
    Noch blieb alles ruhig. Es war auch keine Musik mehr zu hören. Shao überlegte, was wohl geschehen würde, wenn sie den Computer ausschaltete, aber das war nur eine Blitzidee gewesen, mehr nicht. Sie setzte diese nicht in die Tat um.
    Amaterasu drehte den Kopf nach rechts, als wäre sie noch einmal von der Seite her angesprochen worden.
    »Shao?« fragte sie leise.
    »Ja«, flüsterte die Chinesin zurück. »Ich bin hier. Ich sehe dich. Ich habe auf dich gewartet. Ich…«
    »Du bist so weit.«
    Shao verzog die Lippen. »Ich weiß es. Ich bin zu weit weg, aber das kann ich…«
    »Und trotzdem bist du nah«, flüsterte die Sonnenkönigin. Sie streckte dabei eine Hand aus, als wollte sie Shao damit anfassen, was allerdings nicht zu schaffen war.
    »Nicht nahe genug…«
    »Doch, sehr nahe. Ich spüre dich. Es macht mich glücklich, und ich möchte dich ganz nahe bei mir haben. Du bist die letzte in der langen Reihe, du musst es schaffen. Wenn es jemand kann, dann bist du es, Shao. Dich hat man ausgewählt.«
    »Ich will ja«, flüsterte Shao unter der Maske. »Ich will es gern tun, aber ich schaffe es nicht.«
    »Du nicht, aber ich!«
    Shao schwieg. Die Antwort hatte sie hart erwischt. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie die Sonnengöttin von der normalen in die virtuelle Welt gelangen wollte. Aber sie war etwas Besonderes. In ihr steckten die Macht und die Kraft eines Göttergeschlechts. Zwar war sie gefangen, doch ihre Kraft hatte ihr niemand nehmen können.
    Das merkte Shao im nächsten Augenblick, als die hellen und trotzdem nicht heißen Sonnen aufstrahlten. Amaterasu schaffte die Brücke. Ihr Einfluss und ihre Macht griffen auf die Chinesin über.
    Shao wusste nicht mehr, ob sie schwebte oder noch auf dem Stuhl saß. Für sie war alles anders geworden. Welten öffneten sich ihr, und mit einer schon automatisch wirkenden Bewegung fasste sie nach dem Köcher mit den Pfeilen und nahm ihn mit.
    Mitnehmen?
    Wohin?
    Shao wusste es, aber glauben konnte sie es trotzdem nicht. Denn jetzt war die digitale Totenwelt zu der ihren geworden…
    ***
    Glenda Perkins hatte die Kaffeetasse aus dem Büro geholt. Danach lief sie unruhig vor ihrem Schreibtisch hin und her, geplagt von Zweifeln und einer bedrückenden Unsicherheit.
    War es richtig, was sie vorhatte? Fünf Minuten brauchte sie, das hatte sie John und Suko erklärt, und in dieser Zeit wollte sie eine Entscheidung getroffen haben. Wie auch immer.
    Überhaupt quälten sie Zweifel. Wenn sie die beiden grundlos weggeschickt hatte und sich jetzt etwas ereignete, bei dem sie tatsächlich eingreifen mussten, hätte Glenda unter den Vorwürfen schwer zu leiden gehabt. Begeistert waren John und Suko nicht gewesen. Erst recht nicht überzeugt. Sie hatten ihr praktisch nur einen Gefallen getan. Selbst Suko war skeptisch gewesen, obwohl er und Shao eine Partnerschaft bildeten.
    Noch zwei Minuten.
    Sie dachte auch an Sir James. Er war ebenfalls nicht eingeweiht worden. Auch ein Novum für Glenda. Sie wusste, dass es Ärger geben konnte. Auf der anderen Seite hatte sie ihn bei der Besprechung nicht stören wollen. Sir James saß in einer Konferenz, in der es hauptsächlich um die Politik ging, weniger um neue Strategien des effektiver einzusetzenden Polizeiwesens. Glenda wusste auch, dass sich diese Stunden hinziehen konnten. Sie hoffte, dass bei der Rückkehr ihres Chefs alles erledigt war, wollte er an diesem Tag noch in sein Büro zurückkehren und dabei die übliche Arbeitszeit einhalten.
    Das alles sprach gegen den Plan. Und was sprach dafür?
    Glenda runzelte die Stirn. Es war einfach ihr Gefühl. Darauf musste sie sich verlassen. Sie hatte den Find ruck gehabt, dass Grace Simonis sich nicht geirrt hatte. Sie war leicht durcheinander gewesen, wenn nicht gar entsetzt. Da hatte Glenda Perkins eben auf ihr Gefühl gehört, das

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