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Shaos Todeswelt

Shaos Todeswelt

Titel: Shaos Todeswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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befürchtete das Schlimmste, aber sie traute sich auch nicht, die Wohnung zu verlassen und wieder zurück in ihr Büro zu fahren.
    Wenn etwas passierte, wollte sie dabei sein. Nicht direkt, dafür über den Computer.
    Der Stuhl vor dem PC lockte sie wieder. Mit Zitterschritten bewegte sich Glenda darauf zu und nahm Platz. Es war still um sie herum, und so hörte sie ihren eigenen Herzschlag überlaut.
    Die Szene auf dem Schirm war klar, normal klar. Dennoch verschwamm sie beim ersten Hinsehen vor ihren Augen. Glenda flüsterte einige Worte vor sich hin, die sie selbst nicht verstand, und sie atmete schließlich auf, als sie die Szenerie wieder klar und deutlich erkannte.
    Zweimal Shao.
    Einmal Amaterasu.
    In der Nähe lag die Maus. Der Computer war eingeschaltet. Die Diskette steckte in seinem Bauch, und das Spiel wartete nur darauf, weitergeführt zu werden.
    Soll ich - soll ich nicht?
    Glenda zögerte noch immer. Sie wollte auf keinen Fall etwas falsch machen. Der Blick ihrer Augen war fest auf die maskierte Shao gerichtet. Glenda sah aus, als wollte sie es mit einer Person aus dieser virtuellen Totenwelt aufnehmen. Sie wusste auch nicht genau, wie sie das Spiel fortsetzen sollte. Da hätte sie zunächst in der Beschreibung nachschauen müssen, die noch im Karton lag.
    Noch traute sich Glenda nicht.
    Also einfach spielen. Die echte Shao und die anderen beiden agieren lassen.
    »Ich tue es«, flüsterte sie sich selbst zu. »Auch wenn es nicht richtig sein sollte. Ich muss es einfach machen…«
    Sie war fest entschlossen. Und doch kam sie nicht dazu, die Maus zu berühren. Sämtliche Logik außer acht lassend, soweit man hier überhaupt von einer Logik sprechen konnte, nahm das Spiel seinen Lauf…
    ***
    Shao konnte denken. Ihr Bewusstsein war klar. Etwas war geschehen. Jemand hatte sich mit dem Spiel beschäftigt. Er musste den Fortgang forciert und durch die Suche einen gewissen Punkt getroffen haben, denn die Welt des Stollens war nicht mehr da. Eine andere Umgebung.
    Ebenfalls düster, der Totenwelt angemessen, aber nicht so finster wie unter der Erde.
    Shao ging einige Schritte zur Seite. An Amaterasu und auch an ihre virtualisierte Gestalt dachte sie nicht mehr. Jetzt waren andere Dinge wichtiger geworden. Die Augen gewöhnten sich an die Umgebung. Je mehr Zeit verstrich, umso klarer konnte Shao gewisse Dinge erkennen, und sie stellte fest, dass sie sich in einer weiten und trotzdem bedrohlichen Landschaft befand.
    Es war eine karge Welt. Viel Stein und mächtige Felsen, die sie wie Mauern umwuchsen. Sie ragten dabei aus der Tiefe empor wie breite Wände, die allerdings mächtige Risse bekommen hatten, so dass sich Schluchten hatten bilden können, über die Shaos Blick hinwegglitt. Sie stand auf einem mächtigen Tafelberg oder einer Erhöhung, die keine Spitze zeigte, sondern wie glatt gefräst wirkte.
    Ein brauner Untergrund. Kein Moos, keine Farne, keine Umgebung, die durchsucht werden konnte. Weder Höhlen noch andere Orte, in denen man etwas verstecken konnte.
    Abgesehen von den tiefen Schluchten, in denen ein Mensch verloren war, wenn er hineinfiel. Dann musste er sich vorkommen, wie von großen Mäulern geschluckt.
    Egal, wohin sich Shao auch wandte, sie würde immer eine Grenze erreichen und in die Tiefe des stockdunklen Canyons schauen.
    Es kam noch etwas hinzu, mit dem sie nicht fertig wurde. Auch wenn sie sich noch so anstrengte, Tun und Handeln lagen nicht allein in ihrer Hand. Sie durfte nicht vergessen, dass sie in einer Welt steckte, die künstlich aufgebaut worden war. Der Vergleich mit einer anderen Dimension traf hier nicht zu.
    Sicher saß jetzt irgendein Spieler vor dem Computer und überlegte, wie er die Figuren zum Ziel brachte, damit sie das Rätsel von Amaterasu und den Fächer lösten.
    Shao jedenfalls sah keinen Weg. Sie drehte sich um, weil sie ihre Mitstreiter anschauen wollte. Noch immer war es ihr unangenehm, sich selbst als halbnackte Person zu sehen. Dagegen fiel Amaterasu direkt ab. An die Gestalt der Sonnengöttin hatte sie sich längst gewöhnt. Sie war nicht echt, sie war für das Spiel geschaffen worden, aber nach dem echten Vorbild, das musste Shao zugeben.
    Konnte sie reden?
    Bisher hatte die zweite Shao noch nicht gesprochen, auch jetzt starrte sie vor sich hin, aber sie bewegte den Kopf und suchte den Himmel ab, als gäbe es dort etwas zu entdecken.
    Auch Shao blickte hin.
    Es lag über ihnen als ein düsteres Gebilde. Es gab auch Wolken. Sie allerdings wirkten wie

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