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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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konnte sehen, wie die fünf Männer das Gehöft verließen und nach Süden aufbrachen, aber sie wurden ebenfalls vom Wasser aufgehalten und wandten sich westwärts.
    Sharpe legte das Gewehr an die Schulter, verfolgte Ferragus über sein Visier und betätigte den Abzug. Harper und Vicente feuerten ebenfalls, aber sie schossen auf bewegliche Ziele, und alle drei Kugeln gingen vorbei. Dann waren die fünf Männer im dichten Nebel verschwunden.
    Sharpe fluchte. »Wir haben es versucht«, sagte er zu Vicente.
    »Sie werden bis zum Abend in Lissabon sein«, sagte Vicente. Er half Sharpe, sich aus einem Schlammloch zu befreien. »Ich werde Major Ferreira natürlich melden.«
    »Er wird längst über alle Berge sein, Jorge. Entweder das, oder sein Wort steht gegen deines, und er ist Major, und du bist Hauptmann, du weißt, was das bedeutet.« Er starrte in den Nebel im Westen. »Es ist eine Schande«, sagte er. »Ich schulde diesem Bastard eine Tracht Prügel.«
    »Bist du ihm deshalb gefolgt?«, fragte Sarah.
    »Deshalb so sehr wie aus jedem anderen Grund.« Er rammte die neue Kugel in den Lauf und warf das Gewehr über seine Schulter. »Lasst uns trockenes Land finden«, sagte er, »und nach Hause gehen.«
    »Sie sind nicht weg!«, sagte Harper plötzlich.
    Sharpe drehte sich um und sah, dass die fünf Männer wie durch ein Wunder auf das Gehöft zurückkehrten. Sie liefen eilig, blickten in den Nebel hinter sich, und Sharpe, der das Gewehr von der Schulter nahm, fragte sich, was dort vor sich ging.
    Dann sah er die Linie der Plänkler. Einen Augenblick lang war er sicher, es müsse sich um eine britische oder portugiesische Kompanie handeln, gleich darauf erkannte er jedoch die blauen Röcke mit den weißen Brustgurten, sah die Epauletten und stellte fest, dass einige der Männer kurze Säbel trugen. Da wusste er, dass es sich um Franzosen handelte. Aus dem Nebel tauchte eine ganze Horde von Plänklern auf.
    Dann ertönte von Westen her das splitternde Krachen von Musketen. Die Plänkler wandten sich nach Süden und hielten inne. Die Ferreiras befanden sich mittlerweile in den Hofgebäuden. Harper entsicherte sein Gewehr. »Was in Gottes Namen geht da vor sich?«
    »Es nennt sich Schlacht, Pat.«
    »Gott schütze Irland.«
    »Er kann damit anfangen, uns zu schützen«, sagte Sharpe. Denn obwohl seine Feinde in der Falle saßen, hatte es den Anschein, dass er in der Falle der Franzosen saß.
    Eine Laune des Nebels rettete Bullen. Er war auf der Hut, all seine Männer waren auf der Hut, denn im Osten, irgendwo in dem überschwemmten Land in Richtung Fluss, hatten sie Schüsse vernommen. Bullen war im Begriff gewesen, Sergeant Huckfield zu befehlen, ein Dutzend Männer zu nehmen und zu erkunden, woher die Geräusche kamen, doch dann wirbelte ein Wind von den südlichen Höhen in die Tiefe und trieb eine weiße Schwade auf die westliche Seite der verfallenen Scheune. Bullen sah Männer fliehen. Männer in blauen Röcken, die Musketen trugen, und ein oder zwei Sekunden lang war er so verblüfft, dass er gar nichts tat. Die Franzosen – er konnte kaum fassen, dass es Franzosen waren – waren bereits südlich von ihm, und allem Anschein nach rannten sie zwischen der Scheune und den Forts entlang. Sofort wurde ihm klar, dass er unmöglich Männer die Hügel hinaufschicken konnte.
    »Sir!«, rief einer der Schützen, und das Wort riss Bullen aus seiner Schreckstarre.
    »Sergeant Read!« Bullen bemühte sich, alles zu bedenken, während er sprach. »Rotröcke zum Gehöft! Dorthin, wo wir gestern Abend waren. Tornister mitnehmen!« Bullen hatte gestern Abend in der Dämmerung eine Patrouille zu dem großen Gehöft geführt. Er war bei Ebbe dem Weg über den Damm gefolgt, hatte den Fluss auf der kleinen Steinbrücke überquert, in den verlassenen Gebäuden ein wenig herumgestöbert und dann ein kleines Stück Land in Richtung Tajo erkundet, bis das überschwemmte Land ihnen Einhalt gebot. Das Gehöft war jetzt der beste Zufluchtsort, den sie finden konnten, ein Ort mit steinernen Mauern, umgeben von Marschland und lediglich einem einzigen Zugang: dem Weg von der Brücke. Sofern es ihm gelang, diesen unbefestigten Weg vor den Franzosen zu erreichen.
    »Schützen! Hierher!«, befahl er. »Sergeant McGovern! Suchen Sie sich zwei Männer aus, und bringen Sie Captain Slingsby hier weg. Auf geht’s!«
    Bullen ging als Letzter, bewegte sich rückwärts hinter den Schützen. Der Nebel hatte sich wieder verdichtet, und der Feind war jetzt

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