Sharpes Gold (German Edition)
die Säbel zur Hand genommen wurden, zunächst kantern und dann zum abschließenden Galopp ansetzen würden. Dieser Galopp ließ sich mit den Schüssen ihrer kleinen Kampfformation aufhalten, aber vierzig Infanteristen konnten nicht lange durchhalten. Über den bequem hingestreckten französischen Infanteristen stieg Tabakqualm auf. Sie hatten die vordersten Sitzreihen eingenommen, um sich das Gemetzel anzusehen.
Patrick Harper lief neben ihm her. »Wie schlimm ist es?« Er warf einen Blick auf Sharpes Schulter.
»Wird schon wieder heilen.«
Der Sergeant packte seinen Ellbogen und zog ihm, ohne auf Sharpes Proteste zu achten, den Arm hoch. »Tut das weh?«
»Jesus!« Er spürte ein Knirschen in der Schulter und die Hände des hünenhaften Iren, die zudrückten und ihm Schmerzen bereiteten. Harper ließ von ihm ab.
»Gebrochen ist nichts, Sir. Die Kugel steckt noch drin. Querschläger?«
Sharpe nickte. Ein Volltreffer hätte ihm die Schulter und den Oberarmknochen zerschmettert. Aber weh tat es doch. Harper sah erst Teresa an, dann Sharpe. »Da wird das kleine Mädchen aber beeindruckt sein.«
»Zur Hölle mit dir.«
»Jawohl, Sir.« Harper machte sich Sorgen und war bemüht, es nicht zu zeigen.
Trompeten erklangen. Sharpe blieb stehen, wandte sich um und sah, während die Kompanie weitermarschierte, im Norden die ersten Pferde auftauchen. Da war es um seine Zuversicht geschehen. Schon wieder Ulanen, immer diese verfluchten Ulanen! Ihre grünen Uniformen mit den rosa Besatzstreifen spotteten seinen mageren Hoffnungen. An den Spitzen der lässig hochgehaltenen Lanzen waren rotweiße Wimpel befestigt, und die Ulanen trabten los, gingen im Tal in Formation und beobachteten die kleine Schar britischer Infanteristen. Harper trat erneut zu ihm. »Zweihundert, Sir?«
»Ja.«
Er hatte die Männer sagen hören, sie würden sich lieber von einer Lanze töten lassen als von einem Säbel, dass ein Säbel nur schreckliche eiternde Schnittwunden hinterlasse, an denen man nach wochenlangen Schmerzen verbluten könne, während eine Lanze schnell und tief treffe. Sharpe spuckte ins Gras. Er wünschte sich weder das eine noch das andere, und er sah sich nach allen Seiten um.
»Da entlang.« Er zeigte auf die Ostseite des Tals, dorthin, wo sie hergekommen waren, und weg von der französischen Infanterie. »Im Eilmarsch!«
Sie liefen, ein ruckartiger, stolpernder, hoffnungsloser Lauf, denn die Ulanen konnten, auch wenn sie volle zwei Minuten auf den Befehl zum Angriff warten mussten, dennoch die Leichte Kompanie einholen und ihr ganzes Gewicht hinter den Stoß mit der silbrigen Lanze legen. Dann war wirklich alles vorbei, dann war alles hoffnungslos.
Sharpe erinnerte sich an die Erzählungen über kleine Gruppen von Soldaten, die sich trotz widriger Umstände durchgekämpft hatten. Er hatte sich geirrt. Es gab weiter oben im Tal doch ein Versteck, eine tiefe Mulde im Süden, die im Schatten und daher im Verborgenen gelegen hatte. Nun sah er plötzlich Reiter aus ihr hervorkommen, Männer in fremdartiger Uniform mit gezogenen Säbeln, und sie warteten nicht wie die Ulanen erst einmal ab. Sie trabten an, Knie an Knie, und Sharpe wusste, nun war es vorbei.
»Halt! Kompanie zum Karree!« Er stellte das Mädchen und Kearsey in die Mitte. »Bajonette!«
Sie folgten ruhig seinem Befehl, und er war stolz auf sie. Seine Schulter tat teuflisch weh, und auf einmal fiel ihm das Gerücht ein, das im Heer umgegangen war, wonach die Franzosen ihre Musketenkugeln in Gift tauchten. Er hatte nie daran geglaubt, aber irgendetwas stimmte hier nicht, alles war verschwommen, und er schüttelte den Kopf, um klarer sehen zu können, und überreichte Kearsey sein Gewehr.
»Tut mir leid, Sir. Ich kann es nicht festhalten.«
Er hatte immer noch seinen Degen in der Hand, der vorn an der Klinge eine Kerbe aufwies, und er drängte sich in die vorderste Reihe der kleinen Formation durch, eine beinahe sinnlose Trotzgeste. Plötzlich fiel ihm auf, dass seine Männer grinsten. Sie sahen ihn an, begannen zu jubeln, und er versuchte, sie zum Schweigen zu bringen. Es mochte eine prachtvolle Art sein zu sterben, indem man den Feind durch Jubelgeschrei vor seine Bajonette lockte, aber Sharpe brachte dafür kein Verständnis auf. Sie sollten sich ihren Atem für das Gemetzel sparen.
Die Säbel waren inzwischen näher gekommen, und die Männer, die sie schwangen, ritten wie die Veteranen, ohne Aufregung oder Hast. Sharpe gab sich große Mühe, dieses
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