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Shelter Bay - 02 - Furienlied

Shelter Bay - 02 - Furienlied

Titel: Shelter Bay - 02 - Furienlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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    Will und Tim saßen am Ende des Stegs, ihre Füße baumelten einige Zentimeter über dem Wasser. Will beugte sich vor, um sein Spiegelbild zu betrachten, und Tim legte ihm eine Hand auf die Brust. »Fall nicht rein« , sagte er.
    Will sah hinab ins Wasser. Es war nicht tief, vielleicht einen Meter. Er konnte eine blaue Krabbe sehen, die seitwärts über den Grund huschte, wobei sie eine ausgefranste Spur hinter sich herzog. Will drehte sich um, um etwas zu sagen, da stürzte sein Bruder vom Steg ins Meer. Das Wasser spritzte auf und schlug über ihm zusammen. Als Will aufstand, um ihm hinterherzusehen, erkannte er, dass der Grund gar nicht der Grund gewesen war. Der Grund war nur eine Illusion gewesen und nun war er verschwunden – Tim war in einer tiefen schwarzen Leere verschwunden. Er hatte Will vor dem Sturz bewahrt, Sekunden bevor das dunkle Wasser ihn selbst verschlungen hatte.
     
    Auch wenn sie sich am Vortag in der Mittagspause gestritten hatten, fuhr Zoe dennoch vor der Schule bei Will vorbei und Will kletterte neben ihr in den Gremlin. Ihre langen Finger umschlangen den Schalthebel und er bemerkte die blaue Vene, die unter der braun gebrannten Haut ihres Handrückens hervortrat. Er wollte die Hand ausstrecken, um mit dem Finger diese Vene entlangzufahren oder um ihr die Haare hinters Ohr zu streichen. Sie zu berühren, egal aus welchem Grund, hätte ihn sich besser fühlen lassen. Er wollte sich einfach nur ihrer Anwesenheit versichern, der Tatsache, dass sie wirklich da war. Stattdessen sagte er: »Tut mir leid.«
    Zoe seufzte und ließ den Motor an. »Ich weiß«, antwortete sie, als sie rückwärts aus der Einfahrt fuhr.
    Der Tag war hell und klar, auch wenn am Straßenrand immer noch einige Pfützen waren und von Osten her eine frische Brise wehte. Diesmal wirkte Zoe nicht so nervös, als sie über die Brücke fuhren, und Will lehnte sich entspannt im Beifahrersitz zurück, während Zoe auf den hinteren Parkplatz einbog und den Wagen neben einem weißen SUV einparkte, aus dem gerade Jefferson Lang ausstieg. Als er Zoe sah, setzte er sein berüchtigtes Lächeln, mit dem er bereits Tausende Herzen zum Schmelzen gebracht hatte, auf und sagte: »Hey, Feuerball.«
    Zoe lächelte zurück und sagte ebenfalls »Hey«, was Will mit einem Stirnrunzeln kommentierte. Jefferson nahm Wills Anwesenheit praktisch nicht zur Kenntnis, nickte nur leicht. Stattdessen ließ er den Blick abschätzend über Zoes Körper gleiten, womit er Will zur Weißglut brachte. »Also, am Wochenende steigt bei mir eine Party«, verkündete Jefferson. »Du solltest kommen.«
    »Oh.« Zoe klang überrascht. »Okay« Jefferson warf einen flüchtigen Blick auf Will und fügte in einem Tonfall, bei dem Will mit den Zähnen knirschte, hinzu: »Kannst auch jemanden mitbringen.« Will war kurz davor zu antworten: »Klingt super, Lang, danke für die Einladung«, doch er hielt sich gerade noch zurück. Er war nicht unbedingt ein Meister des Sarkasmus und wusste, dass es aus seinem Mund ziemlich albern geklungen hätte.
    »Ich wusste gar nicht, dass du Jefferson Lang kennst«, bemerkte Will, als sie auf das Schulgebäude zuliefen, und hätte sich im nächsten Moment am liebsten selbst in den Hintern getreten. Zoe warf ihm einen Seitenblick zu. »Du willst also auch nicht, dass ich mich mit ihm unterhalte?«
    Will seufzte. »Nein, es ist nur … Ich wusste einfach nicht, dass du ihn kennst.«
    »Er ist in meinem Chemiekurs. Ich weiß, dass er wirklich gut Unterrichtsunterlagen austeilen kann, und das ist auch so ziemlich alles.«
    »Okay.«
    Will berührte sie am Ellbogen, als sie auf den Hintereingang zugingen. Im ersten Moment war er sich nicht sicher, ob das das richtige Vorgehen war, aber sie schüttelte seine Hand nicht ab.
    »Und, gehen wir auf die Party?«, fragte Will.
    Sie blieb abrupt stehen und musterte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. »Du willst auf die Party gehen?« Er ließ ihren Ellbogen los. »Klar, warum nicht?«
    »Du willst auf die Party gehen. Du.«
    »Klingt doch lustig«, log Will. Er hasste Partys und er wusste, dass Zoe das wusste. Allerdings wollte er auch nicht, dass sie allein hinging. Vor allem nicht, um sich mit Jefferson Lang zu treffen.
    Sie starrte ihn einen Moment lang an, als versuche sie, seine Gedanken zu lesen, und Will spürte, wie sein Gesicht ganz rot wurde. Normalerweise errötete er nicht so leicht, aber nun konnte er nichts dagegen tun.
    Zoe öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als Will wie aus

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