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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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daß der Professor alles Recht auf Loyalität und Ergebenheit hat. Aber dies stellen wir am besten unter Beweis, indem wir die notwendigen Schritte unternehmen um das seltsame Rätsel aufzuhellen.«
    »Darauf hoffe ich, Mr. Holmes. Das ist mein ganzes Ziel. Kennt Dr. Watson die Umstände?«
    »Ich hatte noch keine Zeit, ihm die nötigen Fakten zu erklären. «
    »Dann fasse ich noch einmal alles Bekannte zusammen, bevor ich zu den neueren Entwicklungen komme.«
    »Das werde ich selber machen«, sagte Holmes, »und zwar deshalb, weil ich die Ereignisse in ihrer richtigen Reihenfolge berichtet haben möchte. Dieser Professor, Watson, hat europäischen Ruf. Sein ganzes Leben hat der wissenschaftlichen Arbeit gehört. Niemals hat es um ihn auch nur den Hauch eines Skandals gegeben. Er ist Witwer und hat eine einzige Tochter, Edith. Er ist, wie ich annehme, sehr männlich und positiv eingestellt; man könnte fast sagen, daß er ein kämpferischer Charakter ist. So jedenfalls war es bis vor einigen Monaten.
    Dann unterbrach der normale Fluß seines Lebens. Er ist einundsechzig Jahre alt, aber er ve rlobte sich mit der Tochter von Professor Morphy, einem Kollegen aus der vergleichenden Anatomie. Es handelte sich nicht um das vernünftige Werben eines älteren Herren, sondern um die leidenschaftliche Verrücktheit eines sehr jungen Mannes. Einen hingebungsvolleren Liebhaber kann man sich überhaupt nicht vorstellen. Die junge Dame, Alice Morphy, war ein perfektes junges Mädchen, körperlich sowohl als auch geistig. Man kann die Leidenschaft des Professors schon verstehen. Nichtsdestoweniger war seine Familie mit dieser Verbindung nicht recht einverstanden.«
    »Wir hielten ihn für ziemlich exzessiv«, sagte unser Besucher. »Richtig. Exzessiv und ein bißchen gewaltsam und unnatürlich. Professor Presbury war jedoch reich und so hatte der Vater des jungen Mädchens nichts einzuwenden. Die Tochter war jedoch anderer Ansicht. Sie hatte vorher mehrere Bewerber gehabt, die, wenn auch nicht so wohl betucht, doch wenigstens ihrem Alter entsprachen. Das Mädchen schien den Professor trotz seiner Exzentrik zwar zu mögen, aber das Alter stand im Wege.
    Um diese Zeit verdunkelte eine kleine rätselhafte Sache die normale Routine des Lebens des Professors. Er machte Sachen, die er niemals vorher getan hatte. Er ging von zu Hause fort und sagte niemand, wohin er ging. Er war vierzehn Tage fort und als er heimkam, wirkte er sehr erschöpft von der Reise. Er erzählte auch niemandem, wo er gewesen war, obgleich er normalerweise ein sehr offener Mann war. Mr. Bennett bekam einen Brief von einem Kommi-litonen aus Prag, der seiner Freude Ausdruck verlieh, den Professor dort gesehen zu haben, wenngleich er auch keine Gelegenheit gehabt hatte, mit ihm zu reden. Nur so bekam seine Familie schließlich heraus, wo er gewesen war.
    Und nun kommt der springende Punkt. Von dieser Zeit an ging eine seltsame Wandlung mit dem Professor vor. Er wurde hinterhältig und verschwiegen. Die Menschen seiner Umgebung glaubten gar nicht mehr mit dem bekannten und vertrauten Menschen zusammen zu leben, den sie so gut zu kennen meinten. Er schien unter einer Wolke zu leben, die seine höheren Qualitäten verdunkelte. Sein Intellekt hatte nicht gelitten. Seine Vorlesungen waren so brillant wie immer. Aber um ihn herum war eine Atmosphäre von etwas Neuem. Da war etwas hintergründig Böses, etwas Unerwartetes. Seine Tochter, die ihn sehr liebte, versuchte immer und immer wieder, das alte Verhältnis zwischen ihnen herzustellen und durch die Maske hin-durchzudringen, die ihr Vater aufgesetzt zu haben schien. Sie, Sir, haben, wie ich gehört habe, desgleichen versucht - aber es war alles vergeblich. Und nun Mr. Bennett, erzählen Sie doch bitte in eigenen Worten den Zwische nfall mit den Briefen.«
    »Sie müssen wissen, Dr. Watson, daß der Professor keine Geheimnisse vor mir hatte. Wenn ich sein Sohn oder sein jüngerer Bruder gewesen wäre, hätte er mir nicht mehr Vertrauen schenken können. Da ich sein Sekretär bin, gingen alle Papiere, die an ihn gerichtet waren, durch meine Hände. Ich öffnete die Post, las und sortierte sie. Kurz nach seinem Heimkehren än-derte sich dies. Er sagte mir, daß gewisse Briefe aus London ankommen könnten, die mit einem Kreuz unter der Briefmarke bezeichnet wären. Diese Briefe sollte ich zur Seite legen, da sie nur für ihn bestimmt seien. Ich muß sagen, daß etliche dieser Briefe durch meine Hand gingen. Sie hatten das

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