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Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex

Titel: Sherlock Holmes - Der Vampir von Sussex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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E. C. Zeichen und waren in sehr ungelenkter Handschrift adressiert.
    Falls er sie überhaupt beantwortet hat, so hat er mir diese Briefe nie diktiert, noch waren sie jemals in dem Korb, in dem wir unsere abgehende Post sammeln.«
    »Und das Kästchen«, sagte Holmes.
    »Ach ja, das Kästchen. Von seiner Reise brachte der Professor ein kleines hölzernes Kästchen mit. Es war die einzige Sache, die uns auf eine Reise auf den Kontinent schließen ließ, denn es hatte feine Schnitzereien, die auf Deutschland hinwiesen. Er bewahrt es in seinem Instru-mentenschrank auf. Als ich eines Tages nach einer Kanüle suchte, geriet ich an das Kästchen.
    Zu meiner Überraschung wurde er sehr wütend. Ich bekam heftige Vorwürfe wegen meiner angeblichen Neugier zu hören. Dabei schalt er mich in einer unflätigen Form, die ich noch nie bei ihm erlebt habe. Dergleichen war mir noch nie vorher geschehen und ich war tief verletzt.
    Ich vermochte zu erklären, daß ich das Kästchen überhaupt nur rein zufällig berührt hatte.
    Aber den ganzen Abend lang hatte er nur böse, vorwurfsvolle Blicke für mich. Er schien über den Vorfall nicht hinwegkommen zu können.« Mr. Bennett zog ein kleines Notizbuch aus seiner Tasche. »Das war am zweiten Juli«, sagte er.
    »Sie sind ein bemerkenswert guter und exakter Zeuge«, sagte Holmes. »Gut, daß Sie sich diese Daten notiert haben. Vielleicht komme ich noch einmal darauf zurück. «
    »Methodisch zu arbeiten habe ich unter anderem auch von meinem großen Lehrer gelernt.
    Von dem Augenblick an, als mir auffiel, wie abnorm er sich benahm, hielt ich es für meine Pflicht, seinen Fall zu studieren. Daher die Notizen. Am gleichen Tag, dem zweiten Juli, hat Roy den Professor angegriffen, als dieser aus seinem Arbeitszimmer in die Halle hinausging.
    Am 11. Juli gab es eine ähnliche Szene. Dann habe ich eine Notiz von einer weiteren Attacke vom 20. Juli. Danach mußten wir Roy aus dem Haus in den Stall bannen. Er war ein liebes, freundliches und ergebenes Tier - aber ich fürchte, ich langweile Sie. «
    Mr. Bennett sprach in einem vorwurfsvollen Ton, denn Holmes hörte ihm offensichtlich nicht zu. Sein Gesicht war angespannt und seine Augen blickten abstrakt zur Decke hin. Nur mit Mühe kam er wieder zu sich.
    »Einmalig, ganz einmalig!« murmelte er. »Diese Einzelheiten sind neu für mich, Mr. Bennett.
    Ich glaube, jetzt haben wir den alten Grund gut abgedeckt. Aber Sie sprachen von neueren Entwicklungen.«
    Das nette, offene Gesicht unseres Besuchers überschattete sich. »Wovon ich jetzt rede, geschah vorletzte Nacht«, sagte er. »Ich hatte nicht einschlafen können und lag um zwei Uhr morgens noch wach. Plötzlich hörte ich vom Flur her gedämpfte Geräusche. Ich öffnete meine Tür und blickte heraus. Ich sollte vorher noch sagen, daß der Professor am anderen Ende des Flures schläft...«
    »Das Datum war...?« fragte Holmes.
    Unser Besucher zeigte sich über diese irrelevante Unterbrechung verärgert.
    »Ich habe doch schon gesagt, Sir, daß es vorgestern Nacht war - das ist am 4. September.«
    Holmes nickte und lächelte. »Bitte, fahren Sie fort«, sagte er.
    »Er schläft am anderen Ende des Flures und muß an meiner Tür vorbeigehen, um zur Treppe zu gelangen. Es war ein Erlebnis, das mich wirklich sehr erschreckt hat, Mr. Holmes. Ich dachte, daß ich starke Nerven hätte.
    Aber das, was ich da sah, hat mich wirklich geschüttelt. Der Flur war dunkel. Nur aus einem Fenster aus der Mitte des Flures drang ein wenig Licht herein. Ich konnte wohl sehen, daß etwas den Flur entlang kam, etwas Dunkles und etwas Kriechendes. Dann kam dieses Wesen plötzlich ins Licht. Mr. Holmes, er war es. Er kroch, Mr. Holmes, -kroch! Zwar rutschte er nicht richtig auf Händen und Knien, sondern er bewegte sich auf Händen und Füßen. Sein Gesicht befand sich zwischen den Händen. Und doch schien er sich ganz leicht zu bewegen. Ich war so gelähmt von dem Anblick, daß ich erst in dem Augenblick, als er auf der Höhe meiner Tür war, reagierte. Ich trat einen Schritt heraus und fragte, ob ich ihm irgendwie helfen könn-te. Seine Antwort war höchst verwunderlich. Er sprang auf und spuckte ein paar Flüche gegen mich aus und eilte an mir vorbei, die Treppe herunter. Ich wartete wohl eine Stunde, aber er kam nicht zurück. Der Morgen dämmerte schon, als er endlich wieder in sein Zimmer zu-rückkehrte.«
    »Na, Watson, was halten Sie davon?« fragte Holmes mit der Miene eines Pathologen, der einen seltenen

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