Shkarr (German Edition)
Einsicht. „Warum tust du das?“
Entweder wollte Shkarr ihn nicht hören oder er konnte es nicht. Nichts deutete daraufhin, dass dieser bis jetzt auch nur ein Wort von dem gehört hatte, was Krischan gesagt hatte. In seiner Verzweiflung entschied er sich für ein energischeres Vorgehen und versuchte, Shkarr von sich zu stoßen. Die Reaktion kam prompt und ebenso heftig. Fauchend beugte Shkarr sich über ihn. Das Maul mit den weiß blitzenden Zähnen schwebte nur wenige Millimeter über seinem Gesicht. Die smaragdgrünen Augen waren weit aufgerissen und die Pupillen drohend verengt. Krischan presste die blassen Lippen aufeinander und unterdrückte jeglichen Laut.
Als Shkarr anscheinend mit keiner weiteren Störung mehr rechnete, setzte er fort, was er begonnen hatte. Krischan starrte mit leerem Blick zur Seite und überließ seinen Körper diesem Fremden, den er noch vor wenigen Minuten als seinen Freund bezeichnet hätte. Er stellte keine Fragen mehr, auf die er doch keine Antwort erhalten würde, und wartete ab, in der Hoffnung, dass dieser Albtraum bald ein Ende haben würde. Bald begann sein Körper wie erwartet zu reagieren, jede Zelle seines Körpers vibrierte im Gleichklang des Schnurrens. Stöhnend versuchte er sich zusammenzurollen, wurde jedoch daran mit ungewohnter Zärtlichkeit gehindert. Mit gespaltenen Gefühlen stellte er fest, dass Shkarr ihn ganz genau beobachtete. Nicht einen Wimpernschlag ließen ihn die in der Dunkelheit glühenden Augen aus der Aufmerksamkeit. Wohlgesetzte Zungenschläge über Schläfen, Hals und Brust ließen ihn erzittern. Im sanften Rhythmus streichelte das Fell über seinen restlichen Leib, ein langsames Wiegen mit eindeutiger Geste. Mit unerträglich unerfüllter Lust angefüllt, gierte Krischan nach mehr Berührung, während gleichzeitig alles in ihm warnte, auf dieses Spiel der Reize einzugehen. Shkarr erfüllte sein Begehren und intensivierte auf jedem erreichbaren Zentimeter seine aufpeitschenden Impulse.
Heiß umschlang der Schwanz den jetzt biegsamen Körper des Menschen, führte ihn weiter in bisher unbekannte Sphären.
Plötzlich schnappte Krischan nach Luft, krallte sich in die Nestunterlage und kurz darauf in Shkarrs Fell. Panisch suchte er den Blick Katers und fand dort wilde Bestätigung. Shkarr war zu keinem Zeitpunkt von ihm getrennt gewesen. Wie ein Beil war jegliche Barriere gefallen, die verborgen hatte, was er plante. Eine helle Lohe schierer Lust raubte Krischan jeglichen Halt und er verlor sich im Chaos der Gefühle seines Bindungspartners. Genüsslich drang Shkarr in den wehrlosen Geist des Menschen ein und berührte den silbernen Faden ihrer Verbindung. Nachsichtig fing er das taumelnde Selbst Krischans ein und umhüllte es mit seinem Verlangen. Krischan zitterte unter dieser Belastung, sandte verzweifelt Signale und bat um Gnade.
Shkarr ignorierte es und ein menschliches Lächeln schien auf den schemenhaften Zügen zu schweben. Entsetzt hörte Krischan einen leisen Befehl und mit noch größerem Schrecken nahm er wahr, wie sein Körper diesen umsetzte und sich auf den Bauch rollte.
‚Wir werden weitergehen, Krischan. Sehr viel weiter.’ Besänftigend leckte Shkarrs Zunge über den jetzt freiliegenden Nacken, kratzte leicht mit seinen Zähnen über den verlängerten Rücken und blies den heißen Atem in die verwirrten Strähnen des schwarzen Schopfes. Krischan flüsterte halb ohnmächtig Shkarrs Namen. Immer wieder öffneten und schlossen sich die zitternden Lippen. Shkarr schraubte die hellen, verglühenden Gefühle zurück und wiegte Krischan im milden Feuer.
‚Folge mir einfach’, riet er, ‚Steh ein wenig auf und spreize die Beine. Es wird nicht wehtun. Ich verspreche es’, flüsterte es, vergleichbar heißen Dampfes zwischen den so nah miteinander verbundenen Individuen.
Krischan schüttelte unter Aufbietung letzter geistiger und körperlicher Reserven den Kopf. ‚Bitte nicht!’
Für einen Moment war nur Schweigen. Selbst ihrer beider so unterschiedliche Erregung trat in den Hintergrund. Shkarr erschien klar und ohne Schleier. Ein nachdenklicher Blick schien den Menschen zu streifen. Dann spürte Krischan fast das ganze Gewicht von Shkarr auf sich, fühlte, wie der wie abwesend sein Gesicht an ihm rieb.
‚Ich will dir wirklich nicht wehtun’, kam es leise entschuldigend. ‚Aber ich kann nicht anders. Vor dir war ich noch mit niemandem verbunden und irgendwann ließ das Brennen wieder nach, egal ob ich versucht habe, mich mit
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