Shoal 01 - Lichtkrieg
emsig daran arbeiten würde, sie schnellstmöglich wieder loszuwerden. Und irgendetwas musste gegen diese Spinner mit ihrem Pseudopatriotismus unternommen werden, das stand für ihn fest; dem Senator und seinen Spießgesellen den Transluminal-Antrieb zu überlassen, wäre ein Akt reinen Wahnsinns. Genauso gut konnte man einem Kind einen Raketenwerfer in die Hand drücken. Wenn man Leuten wie Arbenz und den Mansell-Brüdern freie Hand ließ, war der Ärger vorprogrammiert.
In ihren schweren, vakuumtauglichen Kampfanzügen trabten die Soldaten in die Station hinein, marschierten durch das Labyrinth aus hallenden Korridoren und wurden mit dem Lift zu dem Tauchboot hinuntergefahren, das in seinem Pool auf sie wartete. Gardner und der Senator folgten dem Trupp.
»Corso muss etwas in die Computersysteme des Wracks eingegeben haben, das dann den Alarm auslöste«, murmelte Gardner. »Weiß Gott, was da unten los ist. Ich habe immer gesagt, wir verfügen nicht über genug Notfallpläne, falls sich unverhoffte Situationen ergeben.«
Arbenz fasste ihn nur wütend ins Auge; die Spannung zwischen den beiden Männern wuchs langsam ins Unerträgliche. Gardner merkte immer deutlicher, dass der Senator sich gedanklich überhaupt nicht mit der Möglichkeit eines Fehlschlags befasst hatte; für ihn kam nur ein totaler Sieg in Frage.
»Was da unten los ist, weiß tatsächlich nur Gott, Mr. Gardner. Aber vergessen Sie nicht, dass Gott auf unserer Seite ist.«
»Vielleicht wissen auch die Uchidaner oder Bourdain, was sich gerade im Wrack abspielt«, höhnte Gardner, sich in Zynismus flüchtend. »In Anbetracht der Tatsache, dass es Sicherheitslecks gibt, die Sie mir geflissentlich verschwiegen haben, halte ich nichts mehr für ausgeschlossen.«
Gardner wusste, dass er sich auf eine riskante Gratwanderung begab, aber es fiel ihm immer schwerer, seine Zunge im Zaum zu halten. Er hatte bereits heimlich einige kodierte Anfragen an seine Kontaktleute daheim verschickt; wenn irgend möglich, wollte er seine Geschäftspartner dazu bewegen, eine eigene Flotte auszurüsten und in das Nova-Arctis-System zu schicken, um den Freistaatlern das Wrack unter der Nase wegzustehlen.
Doch seine Partner waren vorsichtig; sie hatten Angst, die Aufmerksamkeit auf die Vorgänge im Nova-Arctis-System zu lenken, und wollten keine unwägbaren Risiken eingehen, nur um eine Prise zu bergen, dessen Nutzen immer noch zweifelhaft blieb. Diese Zauderer davon zu überzeugen, dass die Operation zwar gefährlich, aber im Falle eines Erfolges ungeheuer lukrativ war, würde eine Menge Zeit in Anspruch nehmen – und die Zeit wurde langsam knapp, so viel stand für Gardner fest.
»Keine Bange, Mr. Gardner«, knurrte Arbenz, »Sie werden schon Ihren Anteil an den Herstellungs- und Technologierechten bekommen, wenn wir den Antrieb erst einmal geborgen haben. Und ich wünsche mir, dass Sie Ihre Provision bis zum letzten Penny in der Hölle ausgeben werden!«
Gardner verzichtete auf eine Erwiderung. Was hätte er auch antworten können?
Corso und Kieran hatten beinahe die Passage erreicht, die zur äußeren Luftschleuse führte, als die Schwerkraft schon wieder kippte.
Seit sie aus dem Raum mit dem Interface-Sessel geflüchtet waren, hatten sich die Gravitationsverhältnisse noch viermal abrupt verändert. Einmal herrschte sogar kurzfristig Schwerelosigkeit, und sekundenlang schwebten sie in der Luft.
Mittlerweile waren sie jedoch in den Teil des Wracks zurückgekehrt, der bis zu diesem Zeitpunkt als ungefährlich gegolten hatte. Dies war eindeutig eine Fehleinschätzung gewesen, denn die Maßnahmen, die das Wrack zu seinem eigenen Schutz ergriff, erstreckten sich offensichtlich über das gesamte Schiff.
Nur durch einen glücklichen Zufall entgingen sie dem Tod, als ein Gang sich regelrecht auf den Kopf stellte. Aber der Prozess ging relativ langsam vonstatten, so dass ihnen Zeit blieb zu reagieren. Sie waren gerade durch einen langen Korridor gehetzt, der sich auf einmal in einen senkrecht in die Tiefe abfallenden Schacht verwandelte.
Geistesgegenwärtig warf Kieran sich zu Boden und riss dabei Corso mit, so dass sie, statt ins Bodenlos^ zu stürzen, an der Wand entlang nach unten rutschten. Der Aufprall fand dennoch mit beträchtlicher Wucht statt, und für ein paar Sekunden verlor Corso das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, merkte er, dass Kieran ihn bei den Schultern gepackt hatte und zur Luftschleuse zerrte, wo sie in Sicherheit wären. An Kierans
Weitere Kostenlose Bücher