Shogun
Angelegenheit für dringend genug, schließlich solltet Ihr«, hatte er ehrerbietig gesagt, wie er und seine Frau es geplant hatten, »dort jemanden von Rang haben, der dafür sorgt, daß alles so geschieht, wie Ihr es wollt, Euer Gnaden. Ishido ist ein Bauer und versteht nichts von Zeremonien, neh? Alles muß gründlichst vorbereitet werden, oder Ihr solltet gar nicht hingehen, neh? Es könnte Wochen dauern, neh?«
Er war überrascht gewesen, wie mühelos es ihm gelungen war, Toranaga zu überreden. »Außerdem ist da noch das Barbaren-Schiff, Euer Gnaden … Es wäre besser, es sofort nach Yokohama bringen zu lassen, falls es Taifune gibt. Wenn Ihr gestattet, werde ich die Überführung selbst überwachen, ehe ich abreise. Das Musketenregiment könnte das Schiff bewachen, dann hätte es jedenfalls etwas zu tun. Und ich fahre mit der Galeere direkt nach Osaka weiter. Zu Schiff geht es schneller und besser, neh?«
»Sehr wohl, ja, wenn Ihr das für richtig haltet, Yabu-san, dann tut das. Aber nehmt Naga-san mit. Übergebt ihm in Yokohama das Kommando.«
»Jawohl, Euer Gnaden.« Dann hatte Yabu Toranaga von der Wut erzählt, die den Tsukku-san bei der Übergabe des Schiffes an den Anjin-san gepackt hatte. »Der Priester schäumte vor Wut … ich meine, er war so wütend, daß er seine Anhänger auf den Anjin-san ansetzen könnte.«
»Seid Ihr sicher?«
»Ganz sicher, Euer Gnaden. Vielleicht sollte ich den Anjin-san unter meinen besonderen Schutz nehmen.« Und dann, als wäre ihm das ganz plötzlich eingefallen, fügte er noch hinzu: »Das einfachste wäre vielleicht überhaupt, ich würde den Anjin-san mitnehmen. Ich könnte mit den Vorkehrungen in Osaka beginnen … und führe dann weiter nach Nagasaki, um die neuen Barbaren anzuwerben, und bei meiner Rückkehr würde ich die Vorbereitungen für Euer Eintreffen abschließen.«
»Tut, was Ihr für richtig haltet«, hatte Toranaga gesagt. »Das zu entscheiden, überlasse ich ganz Euch, mein Freund. Was spielt es für eine Rolle, neh? Spielt überhaupt irgend etwas eine Rolle?«
Yabu beobachtete den Anjin-san … den großen Mann, der dort breitbeinig und arrogant dastand und sich leise den Bewegungen des Decks und dem Wellengang anpaßte, als wäre er ein Teil des Schiffes selbst: so groß und stark und so ganz anders. So ganz anders als an Land. Bewußt nahm Yabu eine ähnliche Haltung ein und äffte ihn aufmerksam nach.
»Ich begehre mehr als den Kwanto, Yuriko-san«, hatte er, kurz bevor er ihr Haus verlassen hatte, seiner Frau zugeflüstert. »Nur noch etwas mehr. Ich begehre das Oberkommando auf See. Ich will Großadmiral werden. Wir werden das gesamte Einkommen des Kwanto in Omis Plan stecken, um den Barbaren nach Hause zu begleiten, mehr Schiffe zu kaufen, und sie zurückbringen. Omi soll ihn begleiten, neh?«
»Ja«, hatte sie genauso glücklich darauf geantwortet. »Ihm können wir vertrauen.«
Die Anlegestelle in Yedo lag verlassen da. Die letzten der Samurai-Wachen verschwanden in den Gassen, die zurückführten zur Burg. Pater Alvito trat aus dem Schatten heraus. Frater Michael stand neben ihm. Alvito schaute aufs Meer hinaus. »Möge Gott sie verfluchen und alle, die auf ihr segeln.«
»Bis auf einen, Pater. Einer von unseren Leuten segelt mit auf dem Schiff. Und Naga-san. Naga-san hat geschworen, im ersten Monat des kommenden Jahres Christ zu werden.«
»Falls er das kommende Jahr überhaupt noch erlebt«, sagte Alvito, von düsteren Ahnungen erfüllt. »Bei Naga-san bin ich mir nicht ganz sicher. Vielleicht meint er es aufrichtig, vielleicht aber auch nicht. Dieses Schiff dort wird uns vernichten, und wir können nichts dagegen unternehmen.«
»Gott wird uns helfen.«
»Ja. Auf der anderen Seite sind wir aber die Soldaten Gottes. Der Pater Visitator muß sofort gewarnt werden. Habt Ihr immer noch keine Brieftaube für Osaka auftreiben können?«
»Nein, Pater, für Geld und gute Worte nicht. Nicht einmal eine für Nagasaki. Toranaga-sama hat schon vor Monaten angeordnet, daß alle an ihn abgeliefert werden.«
Alvitos düstere Gemütsverfassung wurde noch düsterer. »Irgend jemand muß doch noch eine haben! Zahlt jeden Preis, falls das nötig ist. Dieser Ketzer wird uns schreckliche Wunden zufügen, Michael.«
»Vielleicht doch nicht, Pater.«
»Warum verlegen sie das Schiff? Selbstverständlich aus Sicherheitsgründen, aber mehr noch, um es unserem Zugriff zu entziehen. Warum hat Toranaga dem Ketzer zweihundert Wako gegeben und
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