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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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dazu seinen ganzen Schatz? Selbstverständlich, um ihn als Waffe gegen uns einzusetzen, und das Geld, damit er weitere Piraten anheuern kann … Kanoniere und Matrosen. Warum Blackthorne die Freiheit schenken? Um uns durch das Schwarze Schiff zu treffen. Gott steh uns bei, jetzt hat auch Toranaga uns im Stich gelassen.«
    »Wir sind es, die ihn im Stich gelassen haben, Pater.«
    »Wir können nichts tun, um ihm zu helfen. Wir haben bei den Daimyos alles versucht. Wir sind hilflos.«
    »Vielleicht findet der Anjin-san keine Kanoniere und Matrosen. Vielleicht kommt er niemals in Nagasaki an.«
    »Mit dem Silber kann er sich alle Männer kaufen, die er braucht. Selbst Katholiken … sogar Portugiesen. Ja. Ich bete, daß Blackthorne nie dort ankommen möge. Oder seine Abgesandten. Man könnte die Männer kaufen und sie zu ihm bringen. Kommt, gehen wir nach Hause.« Niedergeschlagen schlug Pater Alvito den Weg zur Jesuiten-Mission ein, die etwa eine Meile westlich vom Hafengebiet gelegen war.
    Sie gingen eine Weile am Ufer dahin, dann blieb Alvito stehen und blickte wieder aufs Wasser hinaus. Der Morgen graute. Von den Schiffen war nichts mehr zu sehen. »Welche Chance besteht, daß unsere Botschaft eintrifft?« Gestern hatte Michael entdeckt, daß einer von Blackthornes neuen Vasallen Christ war. Alvito hatte in aller Eile eine verschlüsselte Nachricht für dell'Aqua vorbereitet und den Mann gebeten, sie heimlich abzugeben, falls er jemals Osaka erreichen sollte.
    »Die Nachricht wird eintreffen«, hatte Frater Michael gelassen hinzugefügt. »Unser Mann weiß, daß er mit dem Feind segelt.«
    »Möge Gott ihn beschützen und ihm Kraft verleihen! Und Uraga verfluchen!« Alvito blickte zu Frater Michael hinüber. »Warum? Warum nur ist er abtrünnig geworden?«
    »Das hat er Euch doch gesagt, Pater. Er wollte Priester werden … ein geweihter Priester. Das war doch keine übertriebene Bitte für einen stolzen Diener Gottes?«
    »Er war zu stolz, Bruder. Gott in seiner Weisheit hat ihn in Versuchung geführt und mußte erfahren, daß es ihm an Demut gebrach.«
    »Ja. Und ich bitte, daß es mir nicht an Demut fehlen möge, wenn die Reihe an mich kommt.«
    Alvito ging an der Mission vorüber zu dem großen Gelände weiter, das Toranaga ihnen für den Bau der Kathedrale zur Verfügung gestellt hatte. Im Geist sah er sie bereits vor sich: groß, majestätisch und doch zart, wie sie die Stadt beherrschte, die gewaltigen Bronzetüren weit für den rechtgläubigen Adel geöffnet. Er roch den Weihrauch und hörte die lateinischen Gesänge.
    Aber der Krieg wird diesen Traum zerstören, sagte er sich. Es wird Krieg geben, und dann wird es wieder sein, wie es immer gewesen ist.
    »Pater!« flüsterte Frater Michael und mahnte ihn zur Vorsicht.
    Eine Frau stand vor ihnen und betrachtete den Grundriß, der bereits abgesteckt und zum Teil schon ausgehoben war. Sie hatte zwei Dienerinnen bei sich. Alvito wartete regungslos und starrte ins Zwielicht hinaus. Die Frau war verschleiert, aber vornehm gekleidet. Dann bewegte Frater Michael sich ein wenig. Sein Fuß berührte einen Stein, der laut gegen eine eiserne Grabschaufel klirrte, die er im Dämmerlicht nicht gesehen hatte. Die Frau drehte sich erschrocken um. Alvito erkannte sie.
    »Mariko-san? Ich bin's, Pater Alvito.«
    »Pater? Ach, ich bin gerade gekommen, Euch zu sehen. Ich reise bald ab, aber vor meiner Abreise wollte ich unbedingt noch mit Euch sprechen.«
    Alvito ging auf sie zu. »Wie ich mich freue, Euch zu sehen, Mariko-san. Ja, ich hörte schon, daß Ihr abreist. Ich habe mehrmals versucht, Euch zu erreichen, aber im Augenblick darf ich immer noch nicht in die Burg hinein.« Wortlos blickte Mariko zurück auf den Grundriß der Kathedrale. Alvito warf Frater Michael einen Blick zu, der entsetzt war, eine so hochgestellte Dame mit so ungenügendem Schutz zu sehen.
    »Seid Ihr nur hergekommen, um mich zu sehen, Mariko-san?«
    »Ja. Und um das Schiff auslaufen zu sehen.«
    »Was kann ich für Euch tun?«
    »Ich möchte, daß Ihr mir die Beichte abnehmt.«
    »Dann laßt uns das hier tun«, sagte er. »Möge Eure die erste an diesem Ort sein, wenngleich der Boden noch nicht geweiht ist.«
    »Verzeiht, bitte, Pater, aber könntet Ihr hier eine Messe lesen?«
    »Wir haben hier keine Kirche und keinen Altar. Ich kann das in der Kapelle tun, wenn Ihr mir fol…«
    »Könnten wir nicht Cha aus leerer Schale trinken, Pater? Bitte«, fügte sie noch ganz leise hinzu. »Verzeiht meine

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