Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)
nicht in Boston dabei sein würde.
Wir aßen mit Norman und Betsy zu Abend und auch Carl und Carol waren dabei. Tim‘s Eltern besuchten uns regelmäßig in Grand Forks und wir fuhren von Zeit zu Zeit nach Minneapolis.
Carl und Carol hatten wir allerdings eine Zeit lang nicht mehr gesehen.
Tim und ich spekulierten laut darüber, warum Hal so verzweifelt war, dass ich in Boston dabei sein sollte.
»Ich weiß es«, sagte Betsy. »Aber ich bin nicht sicher, ob ich es sagen soll oder ob besser wäre, wenn Sue es euch sagt.«
»Da kommen mir eine Menge Fragen in den Sinn«, antwortete ich. »Zum Beispiel, woher du das weißt.«
Sie schaute mich an.
»Charlie, hast du noch nicht realisiert, dass die EDG‘s fast genauso viel miteinander reden wie die Gang?«
»EDG‘s?«, fragte Tim.
»Eltern der Gang«, warf Norman ein.
»Nennt ihr euch wirklich so?«, fragte Tim und musste schmunzeln.
»Natürlich. Und wir reden viel miteinander«, sagte Betsy und sah Tim an. »Die Gang hat ihre Eltern auf eine ganz schön wilde Achterbahnfahrt mitgenommen. Und wir sind alle Überlebende.«
Tim und ich mussten lachen.
»Überlegt einmal, was wir alles erlebt haben. Okay, dass du schwul warst, wussten wir, das war keine große Sache. Aber dann kommst du aus dem Sommercamp zurück und hast dich in deinen Betreuer verliebt und bist in 6 andere Jungs völlig vernarrt. Dann die Sache mit den 40 Briefen. Das war für uns genauso schwer wie für dich. Und während du uns von deiner niemals endenden Liebe für deinen Betreuer vorschwärmst, hast du plötzlich eine Freundin — mit der du obendrein eine sexuelle Beziehung hast. Und Charlie denkt, das ist wunderbar. Genauer genommen zieht er mit einem schwulen Mitstudenten zusammen, mit dem er sicher nicht nur die ganze Nacht über Karten gespielt hat.
Ich wurde rot, während Tim einfach nur vor sich hin grinste.
»Auch Franklin‘s Mutter findet heraus, dass ihr Sohn in seinen Betreuer verliebt ist, der aber leider schon vergeben ist. Dann die kleine Geschichte mit Hal im Wald. Und dann Phil, buchstäblich Liebe auf den ersten Blick. Jim‘s und Andy‘s Eltern wissen bis heute nicht, ob ihre Jungs nicht doch schwul sind. Tom schläft nackt mit Charlie, während dieser ihm über den Tod seiner Freundin hinweg hilft und ihn ins Leben zurück holt. Außerdem taucht Charlie mitten in der Nacht vor Ronnie‘s Haustür auf. Hal‘s Eltern waren die ersten, die erlebt haben, wie merkwürdig und wundervoll diese Gang ist. Ihr habt uns auf eine ganz schön wilde Fahrt mitgenommen. Miteinander zu reden war unser Sicherheitsnetz.«
»Ihr scheint über alles zu reden«, stellte Tim fest. »Und das bedeutet wiederum, dass ihr das alles von euren Söhnen erfahren habt.«
»Ich glaube, niemand aus der Gang hatte eine so offene Beziehung mit ihren Eltern, wie du sie mit uns hattest, Tim. Die Gang hat von dir gelernt und ihre Eltern haben von Charlie gelernt.«
Sie machte eine Pause und grinste uns an.
»Jedenfalls haben Hazel und ich über Hal gesprochen. Er macht sich große Sorgen, dass er vielleicht doch schwul sein könnte. Es ist nicht die Tatsache, dass es so sein könnte, sondern es macht ihm große Sorgen, ob es Sue gegenüber fair wäre, sie zu heiraten. Er hat mit ihr gesprochen und sie ist auch sehr besorgt. Nicht weil Hal schwul sein könnte, sondern weil sie Angst hat, dass sie ihn deshalb verlieren könnte. Sue hat ihm gesagt, dass er das Problem aus der Welt schaffen muss. Und du, Charlie, bist dazu auserwählt worden, das zu tun.«
Sie schaute mich erwartungsvoll an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
»Ich hoffe, du bist bereit dazu. Du hast eine unglaubliche Erfolgsquote, wenn es um die Probleme der Gang geht. Charlie, ich hoffe, du lässt ihn nicht hängen.«
»Das scheint ein interessanter Trip zu werden«, sagte ich. »Ich mache mir keine Sorgen. Wie es aussieht, werden wir dieses Wochenende viel zu reden haben.«
Tim und ich sprachen abends im Bett über dieses Thema und wir stimmten darin überein, dass wir Hal helfen mussten, sein Problem zu lösen.
Und als wir einschliefen, hatten wir schon ein paar Ideen im Hinterkopf, wie wir das anstellen sollten.
Wir wurden ziemlich früh am nächsten Morgen abgeholt.
Unterwegs plauderten wir ein bisschen über unseren jeweiligen Alltag. Tim und ich erzählten von unseren Abenteuern in Grand Forks, unserem Sport und unseren Spendensammlungen. Wir baten sie darum, die Nachrichten im Auge zu behalten. Die
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