Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)

Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)

Titel: Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
Vom Netzwerk:
sei es aufgrund eines winzigen Mangels oder einfach nur weil er ein Neuling war — wurde schnell verworfen.
    Meine Muskeln taten mir weh, als ich ihm an den Ringen zusah. Wo dieser kleine Kerl die Kraft für seine Übungen her nahm, war für mich völlig unbegreiflich.
    Ich hatte mich in der ersten Reihe positioniert, wo er mich gut sehen konnte. Er schwört, dass er an nichts anderes gedacht hat, als an meinen nackten Körper, während er an den Ringen geturnt hat.
    Ich war jedoch völlig bekleidet.
    Die Reihenfolge der Elemente war so ausgewählt, dass die Bodenübungen als letztes an der Reihe waren. Sein Programm war spektakulär, jedoch nicht mehr als das von anderen Turnern. Aber er klebte an der Linie, so oft er die Gelegenheit dazu hatte.
    Das Programm konzentrierte sich hauptsächlich auf die Mitte der Matte, aber es gab genug am Rand zu tun, damit die Zuschauer den Atem anhielten.
    Tim beendete sein Programm in einer Ecke, so nah an der Linie, dass man den Abstand kaum noch messen konnte. Und er klebte bei seiner Landung perfekt am Boden, was ihm stürmischen Beifall einbrachte.
    Er bekam von allen Punktrichtern eine 10, bis auf eine Ausnahme.
    Nummer 1 an den Ringen, Nummer 1 am Reck, Nummer 1 am Boden, Nummer 1 in der Gesamtwertung.
    Und dann tauchte Mick auf. Tim‘s unglaubliche Leistung brachte ihm das dritte Cover der Sports Illustrated ein. Mick hatte Tim‘s Training gesehen und die Fotografen der SI darauf hingewiesen genau aufzupassen.
    Auf dem Cover waren 3 Fotos zu sehen: Tim in der Luft, wie er in der Ecke klebte und eine Nahaufnahme seiner Füße an den Linien.
     
    Unsere Weihnachtsferien begannen mit der Hochzeit von Harry und Lida, die in Fargo stattfand. Sie war traditionell, klein und schön.
    Nachdem sich die beiden in ihre Flitterwochen aufgemacht hatten, reisten wir nach Indianapolis.
    Wir hatten Angst, dass es das letzte Weihnachten mit meinem Dad sein könnte. Er hatte sich zwar einigermaßen erholt, aber sein Gesundheitszustand verschlechterte sich langsam wieder.
    Meine Familie war froh darüber, uns zu sehen und wir hatten eine wundervolle Zeit zusammen. Mein Bruder Wayne und seine Frau Irma erinnerten uns an unser Versprechen, zu einer Party für ihre Freunde zu kommen.
    Wie sich herausstellte war diese Party für Silvester geplant.
    Wayne und Irma hatten sich im vergangenen Jahr damit beschäftigt, vor ihren Freunden mit uns anzugeben. Ihre Sätze müssen recht häufig mit ›sein Bruder, Charlie‹ , ›Charlie‘s Freund Tim, der Turmspringer‹ oder ›Hal, der Marathonläufer‹ begonnen haben. Ich musste schmunzeln, als sie uns davon erzählten.
    Bei den Planungen für ihre Party fielen unsere Namen jedoch nicht. Wir waren einfach nur da.
    Wir bereiteten Wayne und Irma auch noch eine kleine Überraschung und luden Hal ein. Er flog direkt an Silvester nach Indianapolis, rechtzeitig zur Party.
    Wayne und Irma hatten keine Ahnung und waren von seiner Anwesenheit genauso überrascht wie ihre Gäste.
    Viele der Gäste fragten nach Autogrammen, die Tim und Hal gerne gaben. Ein Mann bat Tim um ein Autogramm, bevor ihm auffiel, dass er kein Stück Papier bei sich hatte. Tim nahm einfach seine Hand und unterschrieb auf dem Ärmel seines Hemdes.
    Wayne schwört, dass dieses Hemd eingerahmt an der Wand hängt.
    Um Mitternacht bekamen alle, worauf sie gewartet hatten. Ich küsste Tim so leidenschaftlich wie ich vor einem Haufen Fremder konnte. Wir bekamen einen großen Applaus dafür.
     
    Es war 2 Wochen später, als wir das nächste Mal nach Indianapolis fliegen mussten — zur Beerdigung meines Dad‘s.
    Er war nach einem ruhigen Tag zuhause friedlich im Schlaf gestorben. Das einzige, worüber er an diesem Tag klagte, war Müdigkeit. Er ging früh ins Bett und dort fand ihn Mom, als sie 2 Stunden später ebenfalls ins Bett gehen wollte.
    Er wäre einen Monat später 72 geworden.
    Nichts was wir sagen konnten hielt die Gang davon ab, nach Indianapolis zu kommen. Tina und Merle flogen sogar aus New York ein.
    Tim‘s Eltern waren natürlich auch da, aber wir überzeugten die anderen Eltern der Gang, dass Tim und ich genug Unterstützung durch die anderen hatten.
    Wir hatten eine einfache Trauerfeier, die im Bestattungsinstitut stattfand. Mom und ich diskutierten, ob sie in ihrer Kirche stattfinden sollte oder nicht. Sie überraschte mich damit, dass sie diese Frage mit Dad diskutiert hatte. Er bestand darauf, dass es nicht an einem Ort stattfinden sollte, an dem Tim und ich —

Weitere Kostenlose Bücher