Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)
wurde schnell durch echte Konzentration auf seine Sprünge ersetzt. Er ist ein Junge ganz nach meinem Geschmack.«
Ich sah kurz Billy, dann seine Eltern an. Dann schmunzelte ich.
»Und außerdem ist er süß«, fügte ich hinzu.
Ich spürte Charlie‘s Blick auf mir und ich wusste ganz genau, dass er nicht glauben konnte, dass ich das wirklich gesagt hatte.
Billy überraschte uns alle.
»Das bin ich, nicht wahr?«
»Ja, das bist du«, stimmte ich zu. »Aber um eines klarzustellen: ich bin vergeben, du bist zu jung und außerdem bist du vermutlich nicht schwul.«
Es herrschte eine Weile lang Stille. Martha war die erste, die etwas sagte.
»Billy, würdest du es uns sagen, wenn du schwul wärst?«
»Ich glaube, es ist Zeit für meine Lieblingsrede für Eltern«, mischte sich Charlie ein, noch bevor Billy seiner Mutter antworten konnte. »Ihr wisst, dass ich Tim und die anderen Jungs, die wir die Gang nennen, in einem Sommercamp in Michigan kennengelernt habe. Ich war ihr Betreuer. Seitdem habe ich all ihre Eltern getroffen und ziemlich gut kennengelernt. Sie haben alle eine ziemlich offene Art, um mit ihren Jungs zu reden.«
»In den meisten Fällen, weil Charlie sie dazu ermutigt hat«, ergänzte ich.
»In deinem Fall stimmt das nicht, Tim. Aber bei den anderen schon. Ich habe eine Menge Eltern dazu gedrängt, offener mit ihren Teenagern zu reden. Aber ich habe dabei immer eines betont — und das ist der Punkt meiner Rede. Kinder werden nicht mit ihren Eltern reden, wenn sie Angst vor der Reaktion auf das, was sie ihren Eltern erzählen, haben. Wenn Billy euch sagen würde, dass er eine Freundin hat und die beiden nach der Schule in ihrem Haus Sex haben, wie würdet ihr darauf reagieren?«
»Das bringt es wirklich auf den Punkt, oder?«, fragte Bill.
»Ja«, sagte Charlie. »Ich habe übrigens nicht den geringsten Grund anzunehmen, dass es der Wahrheit entspricht. Aber ich hielt es für ein gutes Beispiel und es war das erste, was mir in den Sinn kam. Ich gebe zu, es ist ein extremes Beispiel.«
Billy war sprachlos. Er saß schweigend da und schaute vom einen der sprach, zum anderen. Er machte fast so große Augen wie im Auto, als wir vom Kreiswichsen sprachen.
»Ich wäre ein bisschen verärgert«, sagte Martha schließlich. »Billy ist erst in der 10. Klasse und Sex ist nicht unbedingt ein angemessenes Verhalten.«
»Würdest du ihm das in dieser Art sagen oder würdest du wütend und laut werden? Und was in meinen Augen noch viel wichtiger wäre: was würdest du machen? Ihm verbieten, das Mädchen zu sehen? Ihm Hausarrest erteilen?«
»Ich weiß es wirklich nicht. Was denkst du, was man als Eltern in so einer Situation tun sollte?«
»Denk daran, dass wir darüber reden, dass es Billy euch erzählt«, fuhr Charlie fort. »Vermutlich weil du Fragen gestellt hast. Wie wäre es, mit deinem ersten Kommentar zu antworten — indem du ihm sagst, dass du es nicht für angemessen hältst, in seinem Alter Sex zu haben. Was würdest du davon halten, das Mädchen zum Abendessen einzuladen, damit ihr euch alle unterhalten könnt?«
»Wow, du bist wirklich aufgeschlossen«, staunte Bill.
»Ich arbeite mit zwei zugrunde liegenden Annahmen: erstens, muss man eine offene Kommunikation erhalten, und zweitens, kannst du das Verhalten eines Teenagers nicht mit Verboten ändern. Wenn ihr die Kommunikation offen haltet und sein Verhalten akzeptiert, habt ihr eine gute Chance, es tatsächlich zu beeinflussen.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Eltern so offen sind und ein Mädchen unter den Umständen, die du beschrieben hast, zum Essen einladen würden.«
»Wir wäre es damit? Dein Sohn, von dem du weißt, dass er schwul ist, geht mit 14 Jahren ins Sommercamp. Er kommt nach Hause und hat sich Hals über Kopf in seinen Betreuer verliebt. Die Eltern entscheiden, dass die beste Reaktion wäre, den Betreuer für ein Wochenende einzuladen.«
»Absolut verrückt!«
»Das ist genau meine Geschichte«, sagte ich.
Bill und Martha starrten mich einen Moment an. Genauso wie Billy.
»Genau das haben meine Eltern getan. Sie wollten nicht, dass Charlie für mich eine Art verbotene Frucht wird. Zudem dachten sie, dass ich zur Besinnung kommen würde, wenn Charlie bei uns zu Besuch ist. Das ist natürlich nicht passiert. Stattdessen haben sie sich genauso in ihn verliebt wie ich. Sie waren sogar dazu bereit, uns mehr zu erlauben, als Charlie selbst bereit war mit mir zu tun bevor ich 18 war.«
Billy fand seine Stimme
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