Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)

Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)

Titel: Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
Vom Netzwerk:
einem Tisch.
    Franklin erzählte mir später, dass Billy Hal zu seinem 9. Platz in Boston gratuliert hatte und fragte, wie es Franklin an der Kansas State gefiel.
    Alle waren völlig überrascht und fragten ihn, woher er das alles wusste.
    »Es stand in den Zeitungsartikeln über Tim. Ich habe jeden einzelnen davon gelesen.«
    »Echte Heldenverehrung«, sagte Franklin später zu mir. »Aber er ist ein netter Junge.«
    Coach Knudsen war bei der Show und auch beim Essen.
    Ich fragte ihn, ob er bei uns bleiben könnte, um uns später in die Schwimmhalle zu lassen.
    Freudestrahlend stimmte er zu.
    »Sagen Sie Coach, wollen Sie zu so einer Uhrzeit nicht viel lieber im Bett liegen?«
    »Charlie, ich erinnere mich, wie du mich gewarnt hast, dass das Leben mit Tim einer Achterbahnfahrt gleicht. Es macht riesigen Spaß und ich habe kein Interesse daran, auszusteigen.«
    Nach dem Essen fuhren wir also zur Schwimmhalle.
    Billy fuhr mit Franklin, Phil und ein paar anderen mit. Tim traf ihn an der Tür und nahm ihn direkt in die Umkleidekabine mit.
    »Du hast keine Badehose dabei«, stellte Tim fest. »Auch wenn du 10 Zentimeter größer bist als ich, sollte dir eine von meinen passen.«
    An Franklin‘s Tisch war Billy ein gewandter Gesprächspartner, in Tim‘s Gegenwart konnte er allerdings nur zustimmend nicken.
    Kurz darauf trafen wir uns alle in der Schwimmhalle. Tim und Billy trugen identische Badehosen.
    »Du zuerst. Was bevorzugst du? Sprungbrett oder Turm?«, fragte Tim.
    »Turm«, brachte Billy heraus.
    »Zeige mir deinen besten Sprung«, forderte Tim ihn auf.
    Billy zögerte einen Augenblick, kletterte dann aber doch nach oben. Tim war direkt hinter ihm.
    Oben angekommen sprachen sie eine Weile leise miteinander. Dann ging Billy zur Kante und zeigte einen relativ einfachen Sprung, der dafür aber makellos war.
    Tim sprang selbst nicht, sondern wartete, bis Billy wieder bei ihm oben angekommen war.
    Sie sprachen wieder ein bisschen miteinander, dann zeigte Billy einen etwas schwierigeren Sprung, einen Vorwärts-Salto.
    Tim wartete bis er am Beckenrand war und zeigte einen seiner Dreifach- Wasauchimmer , die er immer auspackte, wenn er angeben wollte.
    Billy staunte nicht schlecht und applaudierte lautstark. Wir schlossen uns dem Applaus an.
    Die beiden sprangen eine halbe Stunde lang abwechselnd. Billy‘s Sprünge wurden langsam immer schwieriger und Tim sprang oft zuerst, um ihm den Sprung zu zeigen.
    Das ganze lief ab, als wären wir anderen nicht da. Tim und Billy waren in ihrer eigenen Welt. Es war gegen 2:30 Uhr, als die beiden zum Rand des Turms gingen und synchron eine Arschbombe zeigten.
    Ein paar von uns wurden sogar noch nass.
    Die beiden kamen aus ihrer eigenen Welt zurück, als sie aus dem Wasser stiegen und zu uns kamen. Tim ging sofort zu Billy‘s Eltern.
    »Er ist wirklich gut. Ich hoffe, dass Sie ihn weiter ermutigen. Er sagt, das ist der Fall.«
    Dann wandte er sich Billy zu.
    »Komm, lass uns duschen und dann umziehen.«
    Die beiden verschwanden in der Umkleidekabine.
    Billy durfte die Badehose behalten und er trug sie wie eine Trophäe. Ich weiß, dass er sie auch heute noch hat.
     
    Tim und ich lernten Billy‘s Eltern, Bill und Martha, etwas besser kennen, als die beiden immer öfter zusammen sprangen. Entweder kam Billy nach Grand Forks und trainierte mit Tim an der Uni oder wir fuhren nach Fargo, wo Tim mit Billy‘s High-School -Mannschaft trainierte.
    Bill erzählte uns viel später, dass er ernsthafte Bedenken hatte, als Billy an dem Abend nach der Show in unserem Auto mitfuhr.
    Die Bedenken wurden noch viel größer, als Billy mit Tim in der Umkleidekabine war.
    »Tim, Charlie«, sagte er. »Ihr zwei seid die ersten schwulen Männer, mit denen ich zu tun habe. Ich lerne noch. Als Martha und ich hinter euch her fuhren, teilte ich meine Sorgen mit ihr. Sie sagte zu mir: ›Bill, Gott sei Dank hast du nichts gesagt. Es hätte Billy umgebracht. Er ist sicher. Ich habe alles gelesen, was Billy über Tim, Charlie und ihre ganze Gang hat. Charlie und Tim waren über drei Jahre voneinander getrennt, weil Charlie keine Beziehung mit jemanden eingehen wollte, der unter 18 ist. Tim würde Billy niemals anfassen‹ . Natürlich hatte sie recht.«
    »Bill, warum erzählst du uns das?«, fragte ich ihn.
    »Vielleicht, weil Geständnisse der Seele gut tun sollen. Vielleicht als kleine Warnung an euch. Die Welt sieht euch nicht so, wie ihr euch selbst seht. Oder wie ich euch jetzt sehe. Es gibt noch immer

Weitere Kostenlose Bücher